Konkurrenten: Nicht jede Organisation bietet alle Dienstleistungen an. Hanse, Rheinland, Nord - alle Großen sind in Hamburg.

Hamburg. Am Ausschläger Weg weisen die Schilder zum TÜV Hanse, ein Tochterunternehmen des TÜV Süd. An der Großen Bahnstraße steht groß "TÜV Nord". In der Bahrenfelder Straße sitzt der TÜV Rheinland. Und in der Bildungsbehörde an der Hamburger Straße diskutiert man über einen Schul-TÜV.

Die TÜV-Verwirrung ist komplett. Während der erste neben Haupt- und Abgasuntersuchung für Kraftfahrzeuge - im Gegensatz zum zweiten - etwa auch die Führerscheinprüfung anbietet, kümmert sich der dritte in Hamburg gar nicht um Autos. Der vierte hat sich lediglich diesen Namen gegeben, weil die drei Buchstaben für Qualität stehen.

"Die Organisation ist in der Tat nicht ganz einfach", sagt Klaus Balow, Geschäftsführer des TÜV Hanse. "Heute gibt es bundesweit drei große TÜV-Organisationen, die wiederum zahlreiche Tochtergesellschaften haben." Aus den "Technischen Überwachungs-Vereinen" von einst sind weltweit tätige Aktiengesellschaften geworden. Dazu kommt, daß sich der TÜV nicht nur um Autos kümmert, sondern auch Kraftwerke oder Toaster auf ihre Sicherheit überprüft. "In Hamburg gibt es zudem die Besonderheit, daß mit TÜV Hanse und TÜV Nord zwei verschiedene TÜV-Organisationen im Bereich Automobil tätig sind."

Der TÜV Hanse ist erst 2004 entstanden, als Hamburg die staatliche "Technische Prüfstelle" privatisiert hat. Sie wurde aus dem Landesbetrieb Verkehr ausgegliedert und zu 90 Prozent an den TÜV Süd verkauft. Während in Hamburg der TÜV Nord zwar auch die Prüfplakette vergibt, dürfen bestimmte hoheitliche Aufgaben nur vom TÜV Hanse durchgeführt werden. "Dazu zählt die Zulassung fast aller eintragungspflichtigen Veränderungen", so Balow.

Beim Kampf um die Gunst der Kunden mit abgelaufenen Plaketten haben es die TÜV-Organisationen aber nicht nur mit der Konkurrenz gleichen Namens zu tun. Mit Dekra, GTÜ oder KÜS stehen weitere Prüforganisation bereit.

Nicht zuletzt deswegen hat sich auch das Erscheinungsbild drastisch gewandelt. Wo einst nach langer Wartezeit ein mürrischer Prüfer im blauen Kittel seine Häkchen auf dem Laufzettel machte, stehen heute Dienstleistungsbetriebe mit modernen Computersystemen. "Der Kunde soll schnell, freundlich und im Trockenen bedient werden", formuliert Klaus Balow das Ziel. "Es soll praktisch keine Wartezeit mehr geben." Auch ohne Voranmeldung werden die Kunden innerhalb einer Minute, so der Idealfall, vom Prüfer angesprochen. Statt Nörgelei steht heute die Erklärung im Vordergrund. "Die Autofahrer können die gesamte Prüfung begleiten", so Balow, "oder in der Zeit einen Kaffee trinken." Zusätzlich bietet der TÜV Hanse auch Zusatzleistungen wie Schadensgutachten oder Fahrzeugbewertungen an.

Beim Hauptbetrieb des TÜV Hanse wird sich schon bald das äußere Erscheinungsbild ändern. Die Gebäude am Ausschläger Weg werden komplett abgerissen, es entsteht ein "ansprechender und funktionaler" Prüfbetrieb. Auch vier weitere Standorte in Hamburg werden modernisiert oder neugebaut, so daß bis Ende 2007 insgesamt sechs Prüfzentren zur Verfügung stehen.

Ob die Verwirrung mit Süd, Nord oder Hanse dauerhaft bestehen bleibt, ist fraglich. TÜV-Süd-Vorstandschef Peter Hupfer hat die weitere Konsolidierung unter der Dachmarke "TÜV Deutschland" als "durchaus vorstellbar" bezeichnet. Manch einer wird sich dann wohl besser zurechtfinden.