Hansecamper & Co sind keine sperrigen Wohnmobile, aber weit mehr als normale Transporter: Wie man zu vertretbaren Kosten seinen Traum vom eigenen Reisegefährt verwirklicht.

Hamburg. Ein Haus auf Rädern: Küche, Wohn-, Bade- und Schlafzimmer, sogar Exemplare mit einer Garage für den Kleinwagen gibt es auf dem Markt der Reisemobile. In Sachen Größe und Komfort sind nach oben offenbar kaum Grenzen gesetzt. Doch diese rollenden Einfamilienhäuser sind im Alltag eher nur eingeschränkt nutzbar - und zudem auch ziemlich teuer.

Wer dennoch nicht auf die Mobilität und die besondere Romantik eines Urlaubs im Auto verzichten, gleichzeitig aber den Wagen nicht für den Rest des Jahres ungenutzt lassen will, der ist mit einem Reisemobil auf Basis eines Transporters gut bedient. Die haben nicht nur beim Preis ihre Vorteile. "Sie fallen von den Maßen kaum unter Einschränkungen", so Frank Leverenz von der DaimlerChrysler Niederlassung Hamburg. Parkhäuser, Tiefgaragen oder auch Fähren und Autoreisezüge seien in der Regel problemlos zu benutzen. Weiterer Vorteil: Durch die flexiblen Innenräume sind die Camper auf Transporterbasis auch im Alltag nutzbar. "Mit ein paar Handgriffen verschwindet beim Viano Marco Polo der Tisch", so Frank Leverenz. "An dessen Stelle treten zusätzlich Sitze." Auch bei Sicherheit und Fahrkomfort müssen sich die kompakten Reisemobile nicht hinter Pkw-Limousinen verstecken.

In dieser Klasse gibt es ab Werk neben dem Viano etwa den Volkswagen California, der demnächst auf T5-Basis auf den Markt kommt. Auch der Opel Vivaro Life und der Ford Transit Euroline lassen sich mit einer Küche ausstatten. In den Grundversionen kosten diese Freizeitmobile zwischen 30 000 und 40 000 Euro.

Wem das zu teuer ist, der findet möglicherweise bei einem Hamburger Spezialisten Hilfe: Das Autohaus Willy Tiedtke hat das Konzept "HanseCamper" aufgelegt: Gebrauchte VW-Transporter auf T4-Basis werden komplett neu mit Camping-Ausbauten ausgestattet. "Wir bauen auf Wunsch nahezu alles ein", so Henry Schäfer, Betriebsleiter für Nutzfahrzeug bei Willy Tiedtke. Schäfer hatte vor zwei Jahren die Idee für den "HanseCamper". Küche, Tisch, Schränke und Schlafplätze - bereits ab knapp 17 000 Euro ist er zu haben. "Vielen Kunden kommt es vor allem auf das Innenleben an", erklärt Schäfer die Idee. "Das muss neu sein." Ein gebrauchtes Fahrgestell störe die meisten dagegen nicht.

Wer mehr als den Standard möchte, kann sich aus dem rund 10 000 Artikel umfassenden Katalog der Firma Reimo bedienen. Vom Aufklemmspiegel über Flauschvorhänge und die mobile Chemietoilette "Porta Potti" bis hin zu Zeltteppichen findet man dort alles, was das Camper-Herz begehrt. Auf Wunsch werden auch Spezialanfertigungen durchgeführt - wie etwa eine Kühlbox zwischen den Vordersitzen oder eine komplette Multimediaanlage mit Fernseher, DVD-Spieler und Play-Station-Anschluss. "Camping-Kunden", hat Geschäftsführer Alexander Tiedtke beobachtet, "überlegen sehr genau, was sie haben wollen. Aber ist die Entscheidung dann gefallen, lassen sie sich ihr Mobil auch gerne etwas kosten."

Nach Angaben des Caravaning Industrieverbandes (CIVD) gibt ein Kunde durchschnittlich 51 000 Euro für ein Reisemobil aus. Insgesamt ist die Branche auf einem regelrechten Höhenflug. Allein im ersten Quartal 2004 stieg die Zahl der neu zugelassenen Reisemobile um 18,9 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum. "Steigende Individualisierung, vermehrte intra-kontinentale Reisen und die Wiederentdeckung des Pkw für die Urlaubsreise" hat CIVD-Geschäftsführer Hans-Karl Sternberg als Hauptgründe ausgemacht. Auch das Hamburger B.A.T.-Freizeitforschungsinstitut ermittelte: Aus Angst vor Terroranschlägen und aus Spargründen werden die Deutschen in diesem Jahr bevorzugt mit dem Auto in den Urlaub reisen. Ein großer Teil davon offenbar mit einem mehr oder weniger großen Haus auf Rädern.