ABS und zwei Airbags genügen gesetzlichen Vorschriften, bieten im Ernstfall allerdings nur wenig Schutz.

Hamburg. Wer dringend einen neuen Pkw braucht, aber keine großen Summen ausgeben will, kommt schnell zur Kategorie jener Neuwagen, die als Billigautos bekannt sind. Dazu zählen Modelle von Lada ebenso wie von der Renault-Tochter Dacia oder den nach und nach auch auf den deutschen Markt kommenden chinesischen Marken. Doch was zunächst mit erstaunlich günstigen Preisen verlockend klingt, kann später teuer werden: Denn die eingesparte Kaufsumme muss oft durch Verzicht auf gewohnte Sicherheitsausstattungen erkauft werden.

Das bedeutet jedoch nicht, dass es sich bei einem sogenannten Billigauto um ein riskantes Gefährt handelt. Die Risiken stecken vielmehr in Details. "Auch Billigautos sind grundsätzlich sichere Autos. Die gesetzlichen Vorschriften werden auch hier erfüllt", sagt Roger Eggers, Sachverständiger des TÜV Nord. Die notwendigen Sicherheitsstandards sind also vorhanden: Es gibt Gurte und in der Regel auch zwei Airbags - je einen für Fahrer und Beifahrer. "Auch die Frage nach einem ABS ist mittlerweile kein Thema mehr", erklärt Sabine Götz vom Automobilclub von Deutschland.

Doch das ist nur die Basis all dessen, was heute rund um die Sicherheit in einem Auto möglich ist. Und laut Sabine Götz ist selbst diese Sicherheit nur mit Vorsicht zu genießen. Demnach haben nach der Markteinführung des Dacia Logan erste Tests offenbart, dass in dem Fahrzeug veraltete Gurtsysteme aus dem Fundus der Muttermarke Renault montiert waren. "Die Schäden an den Dummys haben gezeigt, dass bei menschlichen Insassen schwere Kopfverletzungen die Folge eines Unfalles gewesen wären." Immer noch ein Thema bei Billigautos ist der Schleuderschutz ESP. "Es gibt heute zahlreiche Autos zu Preisen unter 10 000 Euro - ein ESP ist aber oft nicht vorhanden", bestätigt Welf Stankowitz vom Deutschen Verkehrssicherheitsrat. Unterschiedlich ist je nach Hersteller, ob überhaupt ein ESP verfügbar wäre. Mal müssen dafür Aufpreise gezahlt werden, die ein Billigauto dann nicht mehr so günstig erscheinen lassen, mal steht eine solche Option gar nicht zur Verfügung.

Auch mit den Airbags ist es so eine Sache. Zwar kann ein Eigner eines Billigautos darauf verweisen, dass Airbags vorhanden sind. Doch in modernen und vergleichsweise teuren Fahrzeugen beschränkt sich das Angebot längst nicht mehr auf zwei der schützenden Luftsäcke im Armaturenbrett. Es gibt sie an den Seiten ebenso wie für die rückwärtigen Passagiere oder Spezial-Airbags, die bei einem Aufprall die Knie schützen. "Im Hinblick auf eine wirklich optimierte Unfallsicherheit muss man bei solchen Fahrzeugen einfach Abstriche machen", so Roger Eggers.

Sicherheit drückt sich allerdings nicht nur dadurch aus, welchen Schutz ein Auto bei einem Crash bietet - sie beginnt schon vorher. Denn zumindest indirekt hat auch der gebotene Komfort einen Einfluss auf die Sicherheit eines Fahrzeugs. "Auf einer langen Strecke ist es wichtig, dass ich bequem sitze und der Wagen auch vergleichsweise leise ist", so Eggers. Quält das Gestühl dagegen auf der Autobahn das Gesäß, während die Ohren von lauten Dröhngeräuschen malträtiert werden, führt das zu Stress und Unaufmerksamkeit - was wiederum die Gefahr eines Unfalls erhöht. Und wer heute gern sparen möchte, sollte nicht die Zukunft unbeachtet lassen. Denn auch ein günstiges Fahrzeug wird nach in einigen Jahren als Gebrauchtwagen verkauft oder in Zahlung gegeben. Dann jedoch kann sich die Sparsamkeit von heute als Fehler erweisen. Denn in fünf oder sechs Jahren dürften die meisten Autokäufer etwa ein ESP als absolute Selbstverständlichkeit bei der Ausstattung erwarten.

Als Überblick über die Sicherheit auch von Billigautos empfiehlt Welf Stankowitz die Ergebnisse der Euro-NCAP-Crashtests. Dort ist zu sehen, welches Fahrzeug gut oder eher dürftig abgeschnitten hat. Informationen finden sich im Internet unter www.euroncap.com