Wer statt Benzin und Diesel auf Erd- oder Autogas setzt, fährt deutlich günstiger. Von Nachteil ist unter anderem das dünne Tankstellennetz.

Auch wenn er in den vergangenen Tagen etwas nachgegeben hat: Der Preis für Benzin und Diesel kennt langfristig nur einen Weg, und der führt nach oben. Zunehmend interessant werden daher Fahrzeuge, deren Motoren mit dem Gas betrieben werden können. Die Besteuerung von Erdgas (Compressed Natural Gas/CNG) oder Autogas (Liquefied Petroleum Gas/LPG) liegt bei nur knapp 14 Cent je zehn Kilowattstunden und ist bis 2018 festgeschrieben. Benzin dagegen wird von der Staatskasse mit 73, Diesel mit 47 Cent je zehn Kilowattstunden Energiegehalt belegt.

Noch allerdings sind Fahrzeuge mit Erdgasantrieb unpopulär: Nur rund 75 000 Autos mit dem Alternativantrieb waren am 1. Januar 2012 laut Kraftfahrt-Bundesamt zugelassen, dazu rund 456 200 LPG-Fahrzeuge - bei einem gesamten Pkw-Bestand von 42,9 Millionen. Dabei lohnt der Betrieb von Erdgasautos nach Meinung von Experten gegenüber Benzinern und selbst Dieselautos fast immer. Der Sprecher des Verkehrsclubs von Deutschland (VCD), Gerd Lottsiepen, nennt eine Faustregel: "Man spart gegenüber einem vergleichbaren Benziner beim Tanken rund 50 Prozent."

Doch nach Angaben des Trägerkreises Erdgas Mobil gibt es bundesweit bislang nur rund 900 Tankstellen mit Erdgas im Angebot. Die Versorgung mit LPG ist besser, hier finden sich bei uns 6500 Stationen. Weil die Reichweite von CNG-Autos gegenüber effizienten Benzinern und Dieselantrieben bei manchen Modellen bei weniger als der Hälfte liegt, herrscht bei potenziellen Kunden eine ähnliche Angst wie beim Elektroauto vor - nämlich mitten auf der Autobahn stehen zu bleiben.

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Doch selbst mit einem monovalenten Fahrzeug, das meist nur einen kleinen Nottank mit Benzin hat, kommt man noch gut 100 Kilometer weiter, wenn das Gas ausgeht. Mittlerweile wurden die Reichweiten der Gasfahrzeuge deutlich ausgedehnt. Der Einsatz spezieller Kunststofftanks erlaubt das Speichern von 16 bis 25 Kilogramm CNG bei einem Druck von 200 bar. Der Opel Zafira Tourer beispielsweise kommt damit 530 Kilometer weit. Ein vergleichbares LPG-Auto, das 42 bis 52 Liter Gas an Bord hat (CNG wird in Kilogramm, LPG in Litern gemessen), schafft etwa 500 Kilometer Strecke.

Trotz Sparpotenzial an der Zapfsäule muss der Käufer aber zunächst in Vorleistung gehen: Erdgasautos sind wegen des technisch aufwendigen Antriebs teurer in der Anschaffung. Der Preisunterschied zu einem vergleichbaren Benziner ist ähnlich groß wie bei einem Diesel, sagen Experten. "Bei mindestens 2500 Euro liegt je nach Modell der Aufpreis", weiß Jürgen Wolz vom TÜV Süd. Allerdings gibt es beim Kauf von Gasautos auch Fördermaßnahmen - meist in Form von Tankgutscheinen. Örtliche Gasversorger spendieren je nach Wohnort bis zu 1250 Euro.

Und je öfter Erdgasfahrer am Steuer sitzen, desto schneller ist der Anschaffungspreis wieder reingefahren: Der TÜV hat am Beispiel des VW Touran Ecofuel nachgerechnet: Der Aufpreis von 3725 Euro amortisiert sich nach 74 500 Kilometern. Zugrunde gelegt wurden dabei Verbräuche von im Schnitt 6,8 Liter Benzin und 5,0 Kilogramm Erdgas sowie Kosten von 10,85 Euro bzw. 5,50 Euro auf 100 Kilometer. Eine zweite Rechnung hat Opel aufgemacht. Der Rüsselsheimer Hersteller bietet mittlerweile fünf Autogas- und vier Erdgasmodelle in den einzelnen Baureihen an. Ein Zafira Tourer CNG mit seinem 150 PS starken Turbomotor kostet 3100 Euro mehr als ein vergleichbarer 140-PS-Benziner. Bei einer Fahrleistung von 20 000 Kilometern im Jahr macht die Ersparnis bei den Treibstoffkosten in zwölf Monaten 1220 Euro aus. Nach rund 2,5 Jahren hat sich die Mehrausgabe amortisiert.

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Auch in Sachen Umwelt sprechen Argumente für ein Erdgasfahrzeug: Um rund 20 Prozent könne der Ausstoß von Kohlendioxid durch die Verbrennung von fossilem Erdgas gegenüber einem Benziner gesenkt werden, so Wolz. Bei LPG-Autos liegt der entsprechende Wert bei rund 15 Prozent. Und Feinstaub stoßen CNG-Autos fast gar nicht aus. Die Emission von Kohlenmonoxid sinkt sowohl bei CNG als auch bei LPG um bis zu 70 Prozent. Und gegenüber Dieselmotoren senken Erdgasantriebe vor allem den Ausstoß von Stickoxiden um bis zu 90 Prozent.

Die Scheu vieler Kunden vor dem unsichtbaren, gasförmigen Kraftstoff hat sich in den vergangenen Jahren gelegt. Die Tankvorgänge wurden standardisiert und gelten als keineswegs unsicherer als das Tanken von flüssigem Treibstoff. CNG hat eine Zündtemperatur von 650 Grad Celsius, LPG reagiert bei 480 Grad. Diesel oder Benzin dagegen geht schon zwischen 200 und 300 Grad in Flammen auf. Eine vor Jahren noch bestehende gesetzliche Beschränkung, die die Benutzung von Tiefgaragen für Autos mit LPG-Antrieb verbot, weil deren Kraftstoff schwerer als Luft ist und sich daher am Boden sammelt, wurde unter anderem aus diesem Grund aufgehoben.

Die Palette verfügbarer CNG-Autos hält sich noch in Grenzen: Angeboten werden zwar gängige Modelle wie Opel Zafira und Combo oder die Fiat-Modelle Panda, Punto und Doblò in entsprechenden Versionen. Mercedes hat die E-Klasse als NGT-Variante (Natural Gas Technology) im Programm, und Audi plant mit dem A3 TCNG ein erstes Erdgasauto, das 2013 kommen könnte. "Doch Volumenmodelle wie der VW Golf, der VW Polo, der Opel Astra oder der Opel Corsa werden derzeit nicht als Erdgas-Variante angeboten", beklagt Experte Ferdinand Dudenhöffer. Immerhin plant VW den neuen Stadtwagen Up auch mit Ecofuel-Antrieb.