Renault zeigt eine Studie seiner Sportwagenmarke Alpine und will Porsche Konkurrenz machen

Ein Renault, der es mit einem Porsche aufnehmen kann? Diese Vorstellung ist heute kaum mehr als ein schlechter Scherz. Doch es gab einmal Zeiten, da hatten die Franzosen tatsächlich die Nase vorn. Jean Rédélé sei Dank. Er hat vor mehr als 50 Jahren die neben Bugatti einzig echte und ernst zu nehmende Sportwagenmarke aus Frankreich ins Leben gerufen und mit seinen auf Renault-Basis aufgebauten "Alpine" die Renn- und Rallyestrecken der 50er- und 60er-Jahre beherrscht. Das ist zwar lange her, aber trotzdem nicht vergessen. Im Gegenteil: Endlich besinnt sich Markeninhaber Renault auf diese sportliche Tradition und startet pünktlich zum 50. Geburtstag der legendären A110 die Wiederbelebung.

Mit einer rasiermesserscharfen Studie ganz im Geist des Originals beweisen die Franzosen, wie lebendig die Erinnerung an die Donnerkeile noch ist. Und statt das Showcar wie sonst üblich auf einer Messe zu enthüllen, zeigen sie das Coupé dort, wo eine Alpine hin gehört - auf der Rennstrecke. Nicht auf dem Pariser Salon, sondern beim Grand Prix in Monaco gab sich die A110-50 deshalb jetzt die Ehre.

Das Design schlägt geschickt die Brücke zwischen Vergangenheit und Zukunft. Denn obwohl das Einzelstück schon mit seinen grellen LED-Scheinwerfern keinen Zweifel an seiner futuristischen Absicht lässt, findet man in der 4,33 kurzen und 1,23 Meter flachen Studie auf den ersten Blick die filigranen Formen des Originals wieder.

Aber aus der flachen, kurvigen Silhouette schimmert auch die vor zwei Jahren vorgestellte Studie Dezir heraus. Bei der Technik beweist Renault genügend Bodenhaftung: Die neue Alpine ist deshalb keine emissions- und emotionslose Elektrosause, sondern ein Sportwagen aus altem Schrot und Korn. Aufgebaut auf einem Rennwagen aus der Mégane Trophy und nur 880 Kilogramm schwer, fährt die Flunder mit einem in Mittellage montierten V6-Motor, der aus 3,5 Liter Hubraum 422 PS holt. Das sollte für Tempo-100-Sprintwerte um vier Sekunden und ein Spitzentempo von mehr als 300 km/h genügen. Und vor allem sollte es endlich mal wieder reichen, um jeden Porsche 911 das Fürchten zu lehren.

Natürlich ist die Alpine nur eine Studie und wird so nie in Serie gehen. Doch die Chancen auf ein Comeback der Franzosen-Flunder stehen besser denn je. Nicht nur, dass ausgerechnet die Sportabteilung von Renault jetzt in jenen Werkshallen sitzt, in denen Monsieur Rédélé früher seine Alpines gebaut hat.

Außerdem hat neben den schnellen Schraubern jetzt offenbar auch das Management seinen Gefallen an einer französischen Alternative zu Konzernmodellen wie dem Nissan 370Z oder dem GT-R gefunden. Deshalb sind die Designer der Studie ausgesprochen guter Dinge: Wie und wann, wollen die Franzosen noch nicht sagen. Doch dass Alpine tatsächlich zurückkommt, daran lassen sie keinen Zweifel mehr.