Eine Glosse von René Soukup

Sonne satt über Pfingsten, dazu die passenden Temperaturen. Auch die Cabriofahrer in Hamburg erfreuten sich an überhöhter Ausschüttung von Glückshormonen. Ist ja auch cool, mit getönter Brille am Steuer zu sitzen, wenn einem der Fahrtwind das Gefühl der puren Frische vermittelt. So lässt sich das Open-Auto-Feeling genießen, nicht wahr?

Zugegeben, ich bin Durchschnittswagen-Besitzer und lege auch keinen Wert auf mehr Aufmerksamkeit im Straßenverkehr. Und dennoch muss man(n) mal mit offenem Verdeck unterwegs gewesen sein - quasi als Erfahrungswert. Also lieh ich mir das schicke Cabrio eines guten Freundes. Nach zwei Stunden war ich um eine Erkenntnis reicher: "Dahoam" im Strandkorb ist es einfach schöner, weil billiger, stressfreier und vor allem gesünder.

Das Echo des Freundes ließ nicht lange auf sich warten. Ein Genuss-Verweigerer sei ich, ein Mensch, der kein Gefühl für das Besondere hätte. Schwamm drüber, ich stehe fest zu meiner Meinung. Argumente habe ich zur Genüge. Wussten Sie, dass Cabriofahren das Gehör schädigt? Das haben US-Forscher herausgefunden. Bereits bei 80 km/h überschreitet man mit offenem Verdeck die Grenze eines gesundheitlich unbedenklichen Lärmpegels. Im Strandkorb des heimischen Gartens höre ich hingegen nur die Vögel zwitschern, Gesundheitsgefahr gleich null. Und während ich dort die Beine lässig ausstrecke, leiden meine Füße im Feierabendverkehr unter ständigen Zuckungen. Kupplung treten, Gang runter, Gang rauf. Und das immer und immer wieder. Im Strandkorb mache ich die Augen zu, träume von Strand und Meer, atme den Duft des Grases ein. Noch Fragen?

Über die Kosten von Cabrios müssen wir gar nicht erst reden. In der Erstanschaffung sind sie deutlich teurer als die vergleichbare geschlossene Variante. Die Differenz ist so hoch, dass dafür gleich mehrere Strandkörbe drin sind. Apropos Geld. Als Strandkorbbesitzer muss ich im Vergleich nur sehr wenig für Instandhaltung und Spaßgefühl investieren. Einmal pro Jahr das Verdeck und sie Seitenteile schrubben, das Holz lackieren. Gestern hat mich übrigens mein Cabrio-Kollege besucht. Wir machten es uns in meinem Strandkorb gemütlich. Er fand es ganz toll. Sein schickes Open-Air-Auto darf ich trotzdem nicht mehr fahren ...