Eine Glosse von Frank Wald

Präsidentenwechsel heißt zumeist auch immer Fahrzeugwechsel - wie erst kürzlich bei der Machtübergabe unserer französischen Nachbarn in Paris zu sehen war. Und zumindest was die präsidialen Kaleschen betrifft, weht im Élysée-Palast offenbar schon ein neuer Wind. Monsieur Sarkozy verabschiedete sich samt Gattin mit seinem Citroën C6, eine Fünf-Meter-Karosse aus der Zeit, als CO2 noch ein chemisches Kürzel und kein EU-Abgasgrenzwert war.

Und von dem pustet dieses Fahrzeug selbst in der sparsamsten Version noch reichlich in die Umwelt, nämlich 195 Gramm pro Kilometer. Anschließend stieg der neue Präsident François Hollande in einen Citroën DS5 Hybrid4, ein mit Diesel- und Elektromotor bestücktes Fahrzeug, das gerade noch 99 Gramm Kohlendioxid pro Kilometer auf der Strecke lässt.

Daran dürften sich unsere Politiker ein Beispiel nehmen. Durch deutsche Länder cruisen Regierung wie Opposition vorzugsweise in den PS-starken Premiumkarossen süddeutscher Provenienz - mit Modellen, die größer, stärker und luxuriöser ausfallen als bei den Franzosen. In puncto Verbrauch und Emission fahren sie ihnen aber meilenweit hinterher.

Größter Luftverpester ist nach einer Erhebung der Deutschen Umwelthilfe (DUH) dabei der nordrhein-westfälische Innenminister Ralf Jäger in seinem Audi A8 6.0 W12 mit 324 Gramm CO2/km (oder 13,6 Liter Verbrauch). In seiner Rußwolke folgt mit Abstand Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer im BMW 750 xDrive (278 g CO2/km, 11,9 Liter). Und weder arm noch sexy ist die Abgasfahne des BMW 750Li, mit dem Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit für dicke Luft (266 g CO2, 11,4 Liter) sorgt. Selbst Winfried Kretschmann, der einzige grüne Landeschef der Republik aus der schwäbischen Auto-Metropole Stuttgart, bewegt sich - nicht nur aus lokalpatriotischen Gründen - in seinem Mercedes S 350 BlueTec mit 195 g/km CO2 (7,4 Liter) auf dem Niveau der Sarkozy-Sänfte.

Aber nun raten Sie mal, wer laut DUH-Aufstellung die saubersten Dienstwagen fährt? Na klar, die Hamburger! Olaf Scholz fährt zwar auch BMW, aber "nur" einen 530d, der sich mit 5,5 Liter (145 g/km CO2) bescheiden gibt. Umweltsenatorin Jutta Blankau sitzt sogar noch eine Klasse tiefer, in einem Mercedes C 220 CDI, der mit 125 g CO2 (4,8 Liter) schon die künftige EU-Norm erfüllt. Und auch der sauberste Politiker-Dienstwagen der Liste ist in der Hansestadt unterwegs: Innensenator Michael Neumanns BMW 520d mit 123 Gramm CO2 pro Kilometer oder 4,7 Liter Diesel im Schnitt. Sauber, Hamburg!