Der Lancia Thema 3.0 V6 CRD im Abendblatt-Praxistest

Mancher, der noch Lancias vom Schlage eines Aurelia oder Flaminia kennt, mag schlucken, wenn er hört und sieht, dass sich die italienische Traditionsmarke jetzt einer zehn Jahre alten Chrysler-Limousine bedienen muss, um in der Oberklasse zu reüssieren. Doch wer auch um die jüngere Geschichte von Lancia weiß, ahnt, dass die Liaison mit der US-Technik wohl die einzige Chance war, diesen Teil des Fiat-Konzerns in die Zukunft zu retten. Zumal die Italiener sich durch die Übernahme des Herstellers Chrysler nun ja im eigenen Haus bedienen können.

Zum Glück war man bei Lancia nicht so verrückt, einfach nur den Chrysler 300 C - er wurde dereinst mithilfe von Mercedes konstruiert - nach Europa zu holen und ein Lancia-Emblem draufzukleben. Vielmehr wurden viele Millionen Euro investiert, um die Baureihe zukunftsfit zu machen. Während das äußere Design nur moderat angepasst wurde, finden sich bei der Motor- und Fahrwerkstechnik wichtige Neuerungen, das Interieur ist sogar überwiegend neu und viel wertiger als beim alten 300 C. So wuchtig die 5,07 Meter lange Limousine von außen wirkt, so geschmeidig ist sie innen, zumindest in der getesteten Executive-Version. Da findet man schmuckes Echtholz, Fußmatten mit gesticktem Thema-Logo, doppelt vernähtes Leder am Armaturenbrett und eine propere Analoguhr, fast so, als wäre das Auto schon heute ein Klassiker. Der bärenstarke Dieselmotor mit seinen 239 PS hat in dem Auto wenig Mühe, obwohl er nur an einer altbackenen Fünfgang-Automatik hängt und nicht - wie der Benziner - an einem Achtgang-Automaten. 235 km/h sind drin, aber nicht nötig, denn so ein Auto ist nicht zum Rasen da, sondern eher zum souveränen Gleiten. Der Verbrauch schwankt von 7,5 bis zwölf Liter, je nach Fahrweise.

In der Stadt stört etwas die mäßige Rundumsicht, auch federt das straffe Fahrwerk nicht jedes Schlagloch weg. Die Lenkung ist exakt und nicht zu leichtgängig (wie oft in US-Autos), das Navigationssystem könnte etwas einfacher in der Benutzerführung sein. Auch sollte man das Platzangebot nicht überschätzen, es ist für ein Auto dieser Größe eher etwas knapp. Unter dem Strich zählt aber die Erkenntnis: So ein Lancia kann sich sehen lassen.