Eine Glosse von Frank Wald

Geahnt haben wir es ja schon oft irgendwie, wenn wir in Bergdörfern der Provence und auf Marktplätzen im Burgund den Klischee-Franzosen mit Baguette unter der Linken und Rotweinpulle unter der Rechten die Straße queren sahen. Les Bleus haben offensichtlich ein Alkoholproblem. Bei 31 Prozent aller tödlichen Verkehrsunfälle in Frankreich, so der ADAC, sei Alkohol die Ursache, mehr als dreimal so häufig wie in Deutschland (9,4 Prozent).

Doch nun ist Rettung in Sicht. Ab 1. Juli müssen alle Autofahrer in Frankreich einen Alkohol-Schnelltester im Auto mit sich führen. Mit den kleinen Röhrchen, die in Apotheken zwischen 1,50 und fünf Euro kosten, soll vor der Fahrt der Promillewert ermittelt werden. Wer bei der Kontrolle keinen unbenutzten Einweg-Tester vorweisen kann, soll dann ab November mindestens elf Euro Bußgeld bezahlen. Na, das ist doch jetzt mal 'ne echte Schnapsidee, um Betrunkene vom Steuer fernzuhalten. Offenbar hatte Monsieur Sarkozy, der die Vorschrift forcierte, selbst gerade einen zu viel genommen.

Bei einem ersten ADAC-Test erwiesen sich die Einweg-Tester als derart unzuverlässig, dass die Flics doch wieder ihre eigenen Messgeräte rausholen müssten. Wozu also das ganze Gewese? Ist im Élysée-Palast etwa eine perfide Alkotester-Mafia-Lobby am Werk? Nun kann es einem natürlich schnurz sein, wie die Grande Nation sich selbst und ihre Mitbürger zum Narren hält. Wenn nicht, ja wenn nicht künftig jeder Autofahrer, der als Tourist oder Transitreisender den Rhein überquert, so einen Alkotester mit sich führen müsste.

Nun ist zwar bekannt, dass der Franzose als überzeugter Europäer allen misstraut, die keine zivilisierte - die französische - Sprache beherrschen. Auch dass Sarkozy gerade noch im Wahlkampf polterte, die Grenzen für Ausländer wieder dichtzumachen, zeugt nicht wirklich von europäischer Freizügigkeit. Aber nun alle, die den Rhein überqueren, unter Generalverdacht zu stellen, notorische Säufer zu sein, geht dann doch zu weit. Müssen wir also demnächst an den französischen Grenzen Röhrchen kaufen, wie wir das schon von den Vignetten und Pickerln unserer wegelagernden Nachbarbergvölker im Süden kennen? Wie war das eigentlich noch mit der Autobahn-Gebühr für Ausländer ...?