In Einzelfällen könne die Steigerung der Kosten für die Verbraucher bis zu 20 Prozent ausmachen. Bei neu geschlossenen Verträgen.

München. Das Unisex-Urteil des Europäischen Gerichtshofs (EuGH) über geschlechtsneutrale Versicherungstarife wird nach Ansicht des Branchenführers Allianz zu höheren Beiträgen führen. „Wir rechnen noch“, sagte Allianz-Deutschland-Chef Markus Rieß im Interview der „Süddeutschen Zeitung“. Einige Versicherungen, die nach Ende 2012 neu abgeschlossen würden, könnten sich jedoch merklich verteuern, mal für Männer, mal für Frauen. „In Einzelfällen kann das zehn bis 20 Prozent ausmachen“, sagte Rieß.

Höhere Beiträge bei Kfz-Versicherungen für Frauen

Rieß, der seit knapp einem Jahr das Deutschland-Geschäft bei der Allianz verantwortet, bedauerte das Urteil. Darin hatte der EuGH die Versicherer verpflichtet, die Tarife unabhängig vom Geschlecht der Versicherten festzulegen. Bei Krankenversicherungen könnten Frauen künftig günstigere Tarife bekommen. Bei den Autoversicherungen, wo sie bisher dank geringerer Schadenssummen oft niedrigere Tarife erhalten, werden sie jedoch vermutlich künftig mehr bezahlen müssen.

Vor allem bei Autoversicherungen hat die Allianz in der Vergangenheit Kunden verloren. Der Rivale HUK Coburg steht hier inzwischen an erster Stelle. „Wir wollen an unserem Anspruch auf Marktführerschaft in der Autoversicherung festhalten“, betonte Rieß. Künftig würden mehr Kunden im Internet gewonnen. Um verlorenen Boden wieder gutzumachen, will er auch das Motto „Hoffentlich Allianz versichert“ in der Werbung wieder stärker betonen.

Fragwürdige Belohnungsreisen für erfolgreiche Versicherungsvertreter, wie sie jüngst beim Konkurrenten Ergo bekanntwurden, gebe es bei der Allianz aber „definitiv nicht“, betonte Rieß.