Ausflüge in ungewohnte Gefilde: BMW-Tochter entwirft Metro-Bahn, Mercedes stattet Helikopter aus, und Honda startet den ersten Jet

Sie bauen Kleinwagen und Luxuslimousinen, Supersportler und Sattelschlepper. Bisher konzentrieren sich Großserienhersteller wie Mercedes, VW oder BMW gemeinhin auf die Straße. Mittlerweile jedoch schlagen immer mehr Autobauer Abwege ein. Das jüngste Beispiel für den Ausflug in ungewohnte Gefilde liefert BMW - mit einer Metro-Bahn.

Das Münchener Unternehmen betreibt mit der Firma Designworks USA eigens ein Tochterunternehmen, das ganz gezielt in andere Verkehrsbereiche vorstößt. Die von den Designern aus Los Angeles für Siemens erdachte Metro soll schon bald durch Warschau fahren. Wichtigstes Styling-Merkmal ist das markante Gesicht: Es ist einer Sanduhr nachempfunden, die die restliche Zeit zum Einsteigen illustriert.

Einen anderen Seitensprung haben die BMW-Designer schon unternommen: Das Innenleben von Charterflugzeugen haben sie bereits entworfen sowie Stretchlimousinen für den Einsatz in Los Angeles oder Las Vegas. Für die spezielle Kundschaft fährt eine beleuchtete Barlandschaft mit, vom Dachhimmel glitzern künstliche Sterne.

Auch bei Mercedes versuchen sich die Designer in anderen Elementen. Die Sparte "Mercedes-Benz Style" entwirft die Inneneinrichtung eines Hubschraubers für die Firma Eurocopter. Der Luxusflieger kommt im Innern so edel wie eine S-Klasse daher, und seine acht Sitze sind inspiriert vom variablen Innenleben der R-Klasse. Und im Designstudio in Como finden sich Skizzen einer ersten Mercedes-Yacht. Für Designchef Gordon Wagener sind solche Projekte gerade für Mercedes nur konsequent: "Entsprechend der ursprünglichen Bedeutung unseres Sterns - Mobilität zu Lande, zu Wasser und in der Luft - sind Boote, Flugzeuge, Helikopter und andere Transportprodukte für mich kein Widerspruch zum Autogeschäft."

Bei anderen Herstellern ist man in gewissem Sinne schon weiter. Für Suzuki und Honda ist der Weg aufs Wasser selbstverständliche Praxis. Beide Firmen bauen schon seit Jahrzehnten Außenbordmotoren für Wasserfahrzeuge - vom Schlauch- bis zum Rennboot. Doch dass selbst VW eine Marine-Sparte hat, wissen nur wenige. Dabei ist Volkswagen ein führender Hersteller von Diesel-Marinemotoren bis 350 PS.

Bei Honda sind Wege abseits der Straße längst Alltag. Die Japaner bauen auch Aufsitzmäher und Quads. Und seit einiger Zeit wird an einem ersten Honda Jet gearbeitet. Den Jungfernflug hat die zweistrahlige Geschäftsmaschine bereits hinter sich. Derzeit läuft das Prüfungsverfahren. 2012 wollen die Japaner die Auslieferung beginnen.

Das Kerngeschäft der Autobauer ist nach wie vor das Auto. Und wenn bei Audi auch einmal Ski, Tisch-Kicker oder Espressomaschinen entworfen werden, dann hat das laut Audi-Designchef Wolfgang Egger vor allem eine Funktion: "Autodesigner dürfen nicht nur ans Auto denken, sonst werden sie betriebsblind. Vielmehr müssen sie hin und wieder einmal den Blick öffnen, um den Kopf freizubekommen."