Wer kennt das nicht? Lange Staus und blockierte Kreuzungen, in die aus Seitenstraßen kommende Autos nicht einfahren können. Da freut sich jeder Fahrzeuglenker, wenn er vorgelassen wird. Wer für wen bremst, haben nun Forscher der australischen Universität Queensland am Beispiel der Stadt Brisbane analysiert. Sozialneid und Flirtversuche mit dem jeweils anderen Geschlecht bestimmen demnach den Fahrstil von Autofahrern.

Nur rund 40 Prozent der Verkehrsteilnehmer verzichten auf ihr Vorfahrtsrecht. Eine große Mehrheit schließt also die Lücke zum Vordermann, ohne Rücksicht darauf, ob Straßen blockiert werden. Doch es gibt auch bemerkenswerte Ausnahmen: Männer sind besonders zuvorkommend, wenn eine Frau am Steuer des abbiegenden Fahrzeugs sitzt. Sie wird gern vorgelassen. Ein anderer Mann dagegen nicht. Ähnlich verhalten sich Frauen, die insgesamt jedoch deutlich häufiger auf ihr Vorfahrtsrecht bestehen und überhaupt keinen vorlassen. Wenn doch, sind es meist Männer. Das weibliche Geschlecht wird dagegen seltener vorgelassen, die Angst vor Rivalinnen macht offenbar auch vor dem Straßenverkehr nicht Halt.

Berücksichtigt man das Alter der Autofahrer, bestätigt sich ein Vorurteil: Ältere Fahrer sind umsichtiger als jüngere und bremsen zehn Prozent häufiger, um eine Lücke entstehen und Verkehrsteilnehmer aus der Seitenstraße einfahren zu lassen. Das Verhalten ist allerdings stark von der Tageszeit abhängig: Im morgendlichen Berufsverkehr sind Autofahrer bis zu fünf Prozent selbstsüchtiger als später am Tage.

Schwer haben es die Fahrer von Luxuskarossen. Der Sozialneid zwingt viele Autofahrer scheinbar dazu, die Nobelmarken und ihre Insassen möglichst lange warten zu lassen. Sie werden außer von Fahrern ähnlich teurer Autos deutlich seltener vorgelassen. Im Gegenzug müssen sich ältere Wagen länger gedulden, wenn teurere Autos die Vorfahrt gewähren könnten.