Ein Berliner Paar hat beim “Zero Emissions Race“ mit Batteriekraft problemlos eine Strecke von 28 000 Kilometern zurückgelegt

Von wegen Reichweitenprobleme! Dass Elektrofahrzeuge sehr wohl langstreckentauglich sind, hat jetzt ein Paar aus Berlin bewiesen. Sandra Lust und Sven Lehmann haben bei der Wettfahrt "Zero Emissions Race" auf den Spuren von Jules Vernes Romanhelden in 80 Tagen die Welt umrundet - und zwar auf einem Elektroroller. Hinter ihnen liegen 28 000 teils beschwerliche Kilometer durch Russland, Kasachstan, China, die USA und Mexiko. Da sind buchstäblich "spannende" Erlebnisse programmiert.

Von einer "extremen Belastung" mehr für den Menschen als für die Maschine spricht Heimkehrer Lehmann: "Man ist 16, 17, 18 Stunden unterwegs und ordnet alles den beiden Funktionen Fahren oder Laden unter." Das heißt konkret: 250 Kilometer Rollerfahren über schlammige chinesische Pisten oder mexikanische Schotterstraßen, drei bis vier Stunden Mittagspause zum Stromtanken, wieder 250 Kilometer im Sattel, Akkus aufladen, auf ein Neues. Das Energietanken ist an entlegenen Orten der Welt alles andere als einfach. "Wenn man die ganze Nacht Zeit hat, kann man fast jede x-beliebige Steckdose nehmen", so Lehmanns Erfahrung. Schwieriger sei es da schon, wildfremden Menschen im chinesischen oder kasachischen Hinterland mit Zeichensprache zu erklären, dass man mal eben zur Schnellaufladung ans nächstgelegene 20-Ampere-Netz müsse.

Innerhalb kürzester Zeit, so Lehmann, bekommt man als Elektro-Weltumrunder eine feine Spürnase für Spannungsquellen aller Art. In Ausnahmefällen habe auch ein abisoliertes Kabel gute Dienste geleistet. Als Top-Adressen für das schnelle Aufladen erwiesen sich Restaurantküchen oder Polizeistationen. Zwar wäre der eine oder andere Küchen- und Polizeichef über spontan herausknallende Sicherungen anfangs ungehalten gewesen. Andererseits hätten sie dadurch Kontakt zu vielen Menschen bekommen und reichlich Zeit gehabt, sich mit den Menschen vor Ort auszutauschen. "Eine ganz spezielle Art des Reisens", so Lehmanns Fazit - und das nicht nur wegen der 30 Adapter, die sie mit sich führen mussten.

Als Gefährt diente den Berlinern dabei ein modifizierter Serien-E-Scooter vom Typ Vectrix VX-1. Wichtigste Änderung am 29-PS-Roller: Die serienmäßige Nickel-Metall-Batterie musste für die Weltreise durch Lithium-Ionen-Akkus ersetzt werden, um eine Reichweite von 220 Kilometern sicherzustellen. Für Extra-Power des bis zu 100 km/h schnellen Zweisitzers sorgten zudem 50 Kilo schwere, unter dem Soziussitz untergebrachte Zusatz-Akkus. So wurde die Speicherkapazität von ursprünglich 3,7 auf knapp 22 Kilowattstunden gesteigert. Ernsthafte technische Schwierigkeiten habe es mit Ausnahme eines durch Wüstensand zugesetzten Lüfters keine gegeben.