Am 17. Juni kommt das VW Golf Cabrio in den Handel - ganz ohne Überrollbügel. Eindrücke einer ersten Probefahrt

Deutschlands meistverkauftes Auto zieht blank: Nach fast zehn Jahren Pause gibt es den Golf jetzt auch wieder als Cabrio. Die offene Version des Bestsellers, ab 17. Juni im Handel, kostet mindestens 23 625 Euro und ist damit knapp 5000 Euro teurer als das geschlossene Modell. Trotzdem ist der offene Golf noch immer ein paar Hunderter günstiger als etwa die Konkurrenz aus Frankreich. Es braucht deshalb nicht viel Weitsicht, um den Golf auch bei Open-Air-Zulassungen bald wieder an der Spitze zu sehen - schließlich hat er sich auch genau von dort verabschiedet, als VW Ende 2002 die Produktion vorübergehend stoppte.

Wo die Konkurrenz in der Golf-Klasse zuletzt immer auf ein versenkbares Hardtop gesetzt hat, bleiben die Niedersachsen wieder beim Stoffverdeck. Das senkt nicht nur den Preis und das Gewicht, sondern verbessert auch das Platzangebot. Außerdem fallen die Hüllen damit schneller. Nicht einmal neun Sekunden brauchen sechs Elektromotoren, um die Haube zu falten - kürzer als manche Rotphase an der Ampel. Aber sogar bis Tempo 30 funktioniert die Mechanik.

So offen sich der Golf der Sonne hingibt, so zugeknöpft bleibt er bei Wind. Denn sind alle vier Scheiben geschlossen, kräuselt selbst auf der Autobahn nur ein Lüftchen den Scheitel. Aber auch geschlossen macht das Auto eine ordentliche Figur. Zwar kann man durch die kleine Heckscheibe nicht so gut nach hinten sehen, doch dafür ist das Dach mit seinen vier Stoff-Lagen so gut gedämmt, dass es innen auch bei hohem Tempo vergleichsweise leise bleibt. Auch der Kofferraum stempelt den Golf zum Erstwagen und Ganzjahres-Auto. Immerhin fasst er 250 Liter und kann durch Umlegen der Rückbank noch ordentlich erweitert werden - wenn der schmale Schlitz zum Beladen nicht wäre.

Doch ganz so kompromisslos ist die Liebe zur Vergangenheit nicht. Denn das wichtigste Merkmal des alten Cabrios wurde kurzerhand abgeflext: der Überrollbügel. Ihm verdankte das alte Auto nicht nur seine Stabilität. Heute ist die Karosserie von unten versteift, und die Insassen schützen zwei kleine Metallbügel, die bei einem Überschlag automatisch aus der Rückbank hervor schießen.

Für den nötigen Fahrtwind sorgen mittelfristig sechs bekannte Motoren, die alle mit Direkteinspritzung arbeiten und meist auch mit einer Doppelkupplung kombiniert werden können. Für Knauser gibt es zwei Diesel mit 105 oder 140 PS, die dank des optionalen Bluemotion-Paketes mit Rekuperation und Start-Stopp-Automatik schon mit 4,4 Litern/100 km zufrieden sind. Und wer seine Dauerwelle auf die Probe stellen will, der bleibt bei den Benzinern, die zwar ebenfalls bei 105 PS beginnen, aber bis hinauf zum 210 PS starken FSI-Motor aus dem Golf GTI reichen.

Den Aufstieg des Golf zum neuen Sonnenkönig kann wahrscheinlich keiner stoppen. Zumal es dem Cabrio an echter Konkurrenz fehlt. Denn seit es bei Opel einen neuen Astra und bei Ford den nächsten Focus gibt, halten die Wettbewerber bislang still. Opel jedoch hat auf die Premiere in Wolfsburg bereits reagiert. Kaum waren die ersten Fotos des offenen Golfs veröffentlicht, kam aus Rüsselsheim die frohe Botschaft: Auch auf Basis des aktuellen Astra wird es wieder ein Cabrio geben.