Der neue Ferrari 599 GTO begeistert - und ist schon ausverkauft

Das Auto ist nervös, viel nervöser als alles, was gewöhnliche Autofahrer kennen, auch Sportwagenfreunde. Kaum nähert man sich einer Kurve und denkt nur ans Lenken, da zuckt der Wagen schon. "Das war die Idee", sagt Amedeo Felisa, Chef der Sportwagenmarke. "Wir wollten Kunden bedienen, die das Auto gern in der Hand haben."

Wenn man auf der hauseigenen Ferrari-Rennstrecke in Fiorano die Rechtskurve am Ende der langen Geraden so früh anbremst, dass das Auto bei getretenem Bremspedal noch durch den leichten Linksknick vor der Kurve muss, dann wackelt es wie ein Lämmerschwanz. Oder wenn man sechs Kurven weiter vor der ersten Spitzkehre ruckartig vom Gas geht, einlenkt und dann erst bremst - gibt es eben einen Dreher.

Der Ferrari 599 GTO ist ein Ganz-oder-gar-nicht-Auto, das weniger vom 599 GTB abstammt, Ferraris zivilem Topmodell mit Zwölfzylinder-Frontmotor, sondern eher vom 599 XX. Diese Version hat keine Straßenzulassung, es gibt nur 30 Stück davon. Die Besitzer treffen sich ein paar Mal im Jahr auf Rennstrecken.

Nach sechs Runden in Fiorano geht auf die umliegenden Landstraßen. 670 PS aus sechs Liter Hubraum warten auf die Abfahrt, das ist mehr Motor, mehr Leistung, als mancher in seinem ganzen Autofahrerleben zusammen erlebt. Nach dem Drücken des Startknopfes faucht es zunächst von vorn, dann sägt es, doch das rennwagentypische Kreischen stellt sich nicht ein. Man hat eher das Gefühl, der Wagen steigere sich in einen ekstatischen Operngesang, untermalt von einem Satz Fanfaren.

Wer seine Lektion auf der Teststrecke gelernt hat, kann mit einem 599 GTO auf der Landstraße ordentlich umgehen. Die Existenz des Gegenverkehrs wirkt disziplinierend, und wer ins Auto hineinhört und der extrem direkten Lenkung gehorcht, der erhält selbst im Geltungsbereich der Straßenverkehrsordnung ein Fahrerlebnis der besonderen Art zurück. Unebenheiten aller Art tariert das elektronisch geregelte Fahrwerk so aus, dass die Räder möglichst immer festen Kontakt zum Boden haben - dabei ist es ihm egal, wie sehr es dann im Innenraum wackelt. Und die extrem breiten Vorderreifen (285er) lassen im Verbund mit der giftigen Lenkung sehr spitze und zackige Kurvenfahrten zu. Der Fahrer wundert sich über so viel Spurtreue, der Beifahrer kämpft mit seinem Magen.

Leise tickt der Motor am Ende der Fahrt, die Reifen haben sich fühlbar aufgewärmt. Und die Höchstgeschwindigkeit? Über 335 km/h, heißt es in den Prospekten aus Maranello. Man erreicht dieses Tempo nie und nimmer auf der Landstraße und nicht einmal in Fiorano, dafür ist die lange Gerade zu kurz. Amedeo Felisa bedeutet das wenig. "Wir bauen keine Autos, die nur schnell geradeaus fahren", sagt der Ferrari-Chef. "Das ist zu einfach."

Übrigens: Kein Käufer hat dieses Auto je im Original gesehen, bevor er für 317 500 Euro unterschrieben hat. Der 599 GTO ist auf 599 Exemplare limitiert, und die sind alle schon weg.