Die nächste Generation des Volvo S60 startet im September. Mit einer Motorenpalette von Spaß bis Sparsamkeit

Lissabon. Da spart Volvo nicht mit Selbstkritik: "Wir wissen, dass wir sichere und gute Autos bauen. Doch wir wissen auch, dass viele uns bislang für zu bieder halten", räumt Marketing-Chefin Malin Schwartz ein und verspricht baldige Besserung. Denn wenn Mitte September der neue S60 an den Start geht, versuchen die Schweden ihr Glück erstmals mit Leidenschaft statt Langeweile: "Der neue S60 ist ein emotionales Erlebnis", sagt Stephen Odell. "Er begeistert mit faszinierendem Design und Fahreigenschaften wie kein anderer Volvo zuvor. Seine Technologie verleiht dem Fahrer ein noch stärkeres Sicherheitsgefühl", trommelt der Chef der Schweden.

Weil Konkurrenten wie der 3er BMW, der Audi A4 und die Mercedes C-Klasse die Latte allerdings ziemlich hoch legen, werden der schöne Schein, die tolle Technik und die protzigen Parolen kaum reichen, um die geplanten 90 000 Kunden pro Jahr zu überzeugen. Deshalb setzt Volvo auch auf einen kämpferischen Preis und beginnt den Verkauf mit 27 000 Euro. Doch keine Sorge, wer stärkere Motoren bestellt und ein paar Extras wählt, ist genau wie bei der deutschen Konkurrenz schnell mit der doppelten Summe dabei.

Designchef Steve Mattin hat dem Stufenheck eine verführerische Coupé-Silhouette gezeichnet und die Proportionen bei nahezu unveränderter Länge von 4,63 Metern mit mehr Radstand und mehr Breite zurechtgerückt. So schaut der S60 künftig mit stolzer Front und scharfen Scheinwerfern in die Welt, hat muskulöse Flanken, kräftige Schultern und ein schwungvolles Heck. Dass auf dem Altar der Eleganz ein wenig Nutzwert geopfert wurde, der Kofferraum lediglich 380 Liter fasst und die Ladeluke außerdem viel zu klein ist, kann man dabei getrost verschmerzen. Schließlich folgt auf die Limousine zum Jahresende erstmals in dieser Baureihe auch noch ein Kombi.

Im vorne großzügigen und hinten durchschnittlichen Innenraum bleibt es bei jener Klarheit und Kühle, die man aus skandinavischen Hotels kennt. Und natürlich findet man Stilmerkmale wie die frei schwebende Mittelkonsole oder die verspielte Klimasteuerung wieder. Neu sind die bessere Materialwahl und ein endlich fest integriertes Navigationssystem. Nachgelegt wurde bei der Sicherheitsausstattung: Zahlreiche Airbags und stabiler Schwedenstahl sind natürlich Standard. Dazu warnt die Elektronik bei einsetzender Müdigkeit, Gefahr im Toten Winkel und aktiviert beim drohenden Auffahrunfall automatisch die Bremsen. Auf Wunsch sind Radar- und Videosensoren an Bord, die Fußgänger erkennen und den Wagen vor einem Zusammenstoß verzögern.

Am meisten Spaß macht der Drei-Liter-Turbobenziner, der aus sechs Zylindern 304 PS holt und serienmäßig mit Allradantrieb vorfährt. Er schafft einen Sprintwert von 6,5 Sekunden und erreicht mühelos 250 km/h. Bissig prescht er voran und lässt sich mit fester Hand präzise durch die Kurven führen. Obwohl noch immer kein Vergleich mit BMW oder Audi, ist das sicher das beste Volvo-Fahrwerk aller Zeiten. Die Federn sind straffer als bisher, und die Elektronik macht dem S60 zusätzlich Beine: In Kurven bremst sie das innere Rad ein wenig ab und bringt den Wagen so noch schneller um die Ecke. Außerdem gibt es gegen Aufpreis ein weiter verfeinertes Fahrwerk mit adaptiver Regelung, dessen drei Schaltstufen allerdings viel zu nahe beieinander liegen.

Von solch aufwendiger Abstimmungsarbeit profitiert freilich nicht nur das Top-Modell T6, sondern auch alle anderen Varianten. Bei den Benzinern sind das ein neuer Zweiliter-Turbodirekteinspritzer mit wahlweise 203 oder 240 PS und ein 1,6-Liter, der auf 150 oder 180 PS kommt. Und bei den Dieseln reicht die Spanne von den beiden Fünfzylindern mit 2,4 Liter Hubraum und 205 PS oder 2,0 Liter und 163 PS bis hinab zu 115 PS starken 1,6-Liter. Der ist mit 4,3 Liter Verbrauch gleichzeitig das mit Abstand vernünftigste Modell.