Peugeot startet in Berlin ein neues Fahrzeug-Mietkonzept, das dieses Jahr auch in Hamburg eingerichtet werden soll.

Berlin. Viele Großstädter haben kein eigenes Auto. Peugeot will sie mit einem neuen Konzept nun trotzdem mobil machen. Die Franzosen bieten ihre Autos, Roller und Fahrräder künftig in einer Art Carsharing-Programm an. Das "Mu" (sprich: Mü, in Anlehnung an den Buchstaben aus dem griechischen Alphabet und die physikalische Einheit für Beweglichkeit) benannte Projekt startet jetzt in Berlin, soll aber im Verlauf des Jahres auch auf Hamburg und München ausgedehnt werden.

Das Mobilitätskonzept ist die Antwort des französischen Herstellers auf die zunehmende Kaufverweigerung der jungen Generation. "Durch den anhaltenden Zuzug in die städtischen Metropolen und das zunehmende ökologische Bewusstsein geht der Trend weg vom Besitzen hin zum Nutzen, vor allem bei jungen Menschen", sagt Oliver Kurtz, Verantwortlicher bei Peugeot Deutschland für Mu. Die Zahlen des Kraftfahrt-Bundesamtes bestätigen diese Einschätzung. 2009 waren nur noch sieben Prozent aller Neuwagenkäufer zwischen 18 und 29 Jahre alt. Zehn Jahre zuvor hatte diese Altersgruppe noch einen mehr als doppelt so hohen Anteil.

Stattdessen setzen sich nun Carsharing oder andere Mobilitätskonzepte unterschiedlichster Natur durch. Am innovativsten sind sicherlich die Projekte, bei denen Fahrzeuge an praktisch jeder Stelle der Stadt bestiegen und wieder abgestellt werden können. Die Praxis von "Car2Go" in Ulm ist so ein Beispiel oder auch "Call a Bike" mit Rädern der Deutschen Bahn in deutschen Großstädten.

Das Peugeot-Projekt funktioniert da etwas anders. Nach der Registrierung per Internet und dem Aufladen des entsprechenden Kontos per Kreditkarte können zunächst einmal alle möglichen von Peugeot fabrizierten Fahrzeuge ausgeliehen werden: Fahrräder, Elektroräder, Roller, Autos, Nutzfahrzeuge und auch Zubehör wie Dachboxen.

Weiterer Vorteil dieses Mobilitätskonzepts neben der Vielfalt der Fahrzeuge: Im Gegensatz zum klassischen Autoverleih müssen nicht mehr umständlich jedes Mal neue Einzelverträge abgeschlossen werden, um Zugriff auf die Fahrzeuge zu erhalten. Allerdings müssen sämtliche Mobile bei den jeweiligen Filialen abgeholt und dorthin auch wieder zurückgebracht werden.

Ob das Konzept aufgeht, dazu wagen die Verantwortlichen selbst keine Prognose. In Paris wurde Mu im Februar 2009 mit vier Standorten im Stadtgebiet eingeführt und im Sommer auf andere französische Großstädte wie Brest, Nantes, Lyon und Rennes ausgedehnt. "100 000 Anfragen im Internet hat es seither gegeben, 2000 Kunden wurden gewonnen", berichtet Nadège Faul von Peugeot Europa. In Berlin wird solange nur eine kleine Flotte unterwegs sein, bis man sicher ist, dass das Konzept auch in Deutschland aufgeht. Darunter sind 43 Autos und Nutzfahrzeuge, sechs Motorroller mit 50 oder 125 Kubikzentimeter, acht Fahrräder und zwei Elektrofahrräder.

Der Preisvorteil gegenüber den normalen Mietpreisen bei Peugeot liegt zwischen zehn und 30 Prozent. Mit Mu kostet ein Elektrofahrrad am Tag (24 Stunden) zehn Euro, ein Roller mit 125 Kubikzentimeter Hubraum 39 Euro oder das neue Coupé RCZ 100 Euro. Die günstigste Möglichkeit, ein Cabrio übers Wochenende (Freitag von 12 Uhr bis Montag um 12 Uhr) zu fahren, schlägt beim 207 CC mit 175 Euro zu Buche. Die Kosten für ein Auto beinhalten zum Beispiel auch Kasko- und Haftpflichtversicherungsbeiträge. Im Gegensatz zur Praxis vieler Autovermietungen sind hierbei die gefahrenen Kilometer nicht begrenzt, aber "der Wagen muss natürlich ordnungsgemäß und vollgetankt wieder abgegeben werden", stellt Oliver Kurtz klar.