Sind die Hamburger zu dumm zum Autofahren? Diese Frage stelle ich mir jedes Jahr im Juni. Dann veröffentlicht das Kraftfahrt-Bundesamt die aktuellen Zahlen, welche Bundesländer wie bei der Führerscheinprüfung abgeschnitten haben. Ein beschämendes Moment, denn wir sind seit 1993 die Könige im Durchrasseln. Jedenfalls wenn es um die praktische Prüfung geht. Da fällt bei uns fast jeder Zweite durch. Eine Quote, die in Deutschland ihresgleichen sucht. Hinter Hamburgs 41 Prozent kommt erst mal lange nichts. Dann, mit über fünf Prozentpunkten Durchfallrückstand, folgt Sachsen-Anhalt. Das ist schon peinlich. Noch peinlicher hingegen ist, dass ausgerechnet Schleswig-Holstein, in dem das legendäre Pinneberg liegt, mit der viertniedrigsten Durchfallrate auftrumpfen kann. 22,9 Prozent! Und wer hat Schuld an dieser Schmach? Experten stottern etwas von hohem Verkehrsaufkommen in Metropolen. Von Stadtstaaten, die gegenüber Flächenstaaten klar im Nachteil seien. Während die Münchner oder Kölner ihr mieses Ergebnis noch hinter der Leistung der "lenkungssichereren" Landeier kaschieren können, müssten wir Hamburger knallhart unsere Hosen runterlassen.

Aber erklärt das auch, warum wir in der Theorie nur bescheiden besser abschneiden? Einzig Berlin und die fünf nicht mehr ganz so neuen Bundesländer stellen sich noch blöder an als wir. Selbst die Bayern schafften Platz vier in der Rangliste. Und das trotz so kniffliger Fragen wie: "Was müssen Sie tun, wenn Sie Ihr Fahrzeug veräußern wollen?" (Veräußern assoziieren viele Bayern fälschlicherweise mit der Veränderung des Äußeren, zum Beispiel einer neuen Farbe.)

Der Juni naht, doch dieses Jahr besteht Hoffnung. Fußball-WM lautet die geheime Wunderwaffe. Wen interessieren da noch Durchfallquoten? Als Trost für alle Durchfaller: Auch ich, Elblette auf ganzer Linie, habe die praktische Prüfung erst beim dritten Anlauf gepackt. Peinlich? Stimmt. Aber immer noch besser als Cha Sa-soon aus Südkorea. Die 68-Jährige brauchte für ihre theoretische Fahrprüfung 950 Anläufe! Fast täglich habe sie es versucht. Vier Jahre lang. Ja! Manchmal reicht eine Person aus, um den Schnitt zu versauen.