Berlin. Laut einer Studie haben Insektizide einen negativen Einfluss auf die Spermienproduktion. Diese Lebensmittel sind oft kontaminiert.

Wer mehr Johannisbeeren isst, produziert weniger Spermien. Das jedenfalls könnte die Schlussfolgerung einer neuen Meta-Studie sein, in der das Verhältnis von Insektiziden und der Spermienproduktion Erwachsener untersucht wurde. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler werteten dabei 25 Studien aus, die über einen Zeitraum von fast 50 Jahren durchgeführt wurden.

Es wurden insgesamt Daten von etwa 1700 männlichen Teilnehmern berücksichtigt. Deren Ergebnis ist alarmierend: Zwischen der Insektizidbelastung und der Spermienproduktion gebe es einen „starken Zusammenhang“, wie Melissa Perry von der George Mason University und Co-Autorin der Studie gegenüber dem „Guardian“ erklärte. Eine höhere Belastung mit bestimmten Insektiziden führe zu einer geringeren Spermienproduktion bei Männern.

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    Untersucht wurden insbesondere die Insektizidklassen sogenannter Organophosphate und N-Methylcarbamate, zwei weit verbreitete Insektizide, die laut Perry hergestellt werden, „um Dinge zu töten und von Natur aus biologisch aktiv“ seien. Insektizide sind laut dem Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland übrigens eine Unterklasse der Pestizide. Während Pestizide nämlich „viele unterschiedliche Stoffe und Stoffkombinationen“ bezeichnen, die übergeordnet als Pflanzenschutzmittel eingesetzt werden, um unerwünschte Tiere, Pflanzen und Bakterien zu zerstören, sollen Insektizide konkret gegen Insekten wirken.

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    Die Chemikalien scheinen darüber hinaus aber auch das menschliche Hormonsystem zu beeinträchtigen, was sich „direkt darauf auswirkt, wie viel und wie normal Sperma produziert wird“, wie Perry dem „Guardian“ weiter sagte. Am häufigsten davon betroffen seien laut der Studie zwar Arbeiter in der Landwirtschaft, allerdings war ein Drittel der Teilnehmer vor allem auch durch Lebensmittel und andere Umweltfaktoren mit Organophosphaten und N-Methylcarbamaten in Kontakt gekommen. Lauren Ellis, eine Kollegin von Perry, betonte in einer Erklärung der George Mason University, dass die untersuchten Schadstoffe „weit verbreitet in der Umwelt“ seien.

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    Das bestätigt auch der Pestizid-Atlas vom Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland aus dem vergangenen Jahr. Demnach kämen Menschen in „unterschiedlichen Situationen“ mit den giftigen Stoffen in Berührung. Dabei ist zwar nicht ausschließlich von Insektiziden die Rede, sondern es geht um Pestizide im Allgemeinen, aber diese seien grundsätzlich „schwer zu kontrollieren“, weshalb jährlich 385 Millionen Menschen an einer Pestizidvergiftung sterben würden.

    Gegenstände würden laut des Pestizid-Atlas nämlich schnell kontaminiert werden und die Pestizidanwendung führe unter anderem zu Rückständen in Lebensmitteln. Die tägliche Aufnahme pestizidbelasteter Nahrung berge daher „Gesundheitsrisiken für alle Menschen“. Besonders häufig wurden solche gefährlichen Pestizidrückstände in den folgenden Lebensmitteln festgestellt:

    • Johannisbeeren
    • Süßkirschen
    • Grapefruits
    • Rucola
    • Tafeltrauben
    Johannisbeeren sind mit am häufigsten von Pestizidrückständen betroffen.
    Johannisbeeren sind mit am häufigsten von Pestizidrückständen betroffen. © FUNKE FotoServices | Gerd Wallhorn

    Damit Männer sich beim Konsum dieser Lebensmittel zukünftig keine Gedanken um ihre Familienplanung machen müssen und die öffentliche Gesundheit geschützt wird, fordert Perry dem „Guardian“ gegenüber politische Lösungen, die „anerkennen, dass eine Gesundheitsbedrohung besteht“.

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