Berlin. Auch in Zeiten von Apps haben spezialisierte Fahrrad-Navis noch eine Daseinsberechtigung. Die Geräte haben klare Vorteile

Fahrradfahren ist in: Immer mehr verlassen sich dabei auf digitale Routenplaner. Die faltbare Papierkarte hat ausgedient. Viele schnallen sich deshalb einfach ihr Smartphone an den Lenker und lassen sich von einer Routen-App leiten. IMTEST, das Verbrauchermagazin der FUNKE Mediengruppe, ist darum der Frage nachgegangen: Haben spezialisierte Fahrrad-Navis überhaupt noch eine Daseinsberechtigung? Und wenn ja, welche Geräte erledigen ihre Aufgabe am besten?

Smartphone-App gegen Navi - die Vor- und Nachteile

Wer sich nur ab und zu aufs Fahrrad schwingt, braucht kein spezielles Navigationsgerät. In diesem Fall reicht die Anschaffung einer Fahrradhalterung fürs Smartphone. Wer dagegen viel und oft fährt, wird früher oder später die Nachteile dieser Lösung kennenlernen.

Akkulaufzeit: Je nach Handy macht der Akku bereits nach wenigen Stunden schlapp. Dann fallen Navigation und Kommunikation gleichermaßen aus. Gute Fahrrad-Navis halten dagegen bis zu zehn Stunden und länger durch.

Wetterfestigkeit: Smartphones sind nicht für den Outdoor-Einsatz gemacht. Sie können zu heiß oder zu kalt werden und dann ihren Dienst quittieren. Bei Regen ist die Bedienung schwierig. Und bei starker Sonneneinstrahlung sind die Bildschirme schlecht ablesbar.

Robustheit: Bei langen Radtouren sind holprige Strecken oder sogar Stürze nicht auszuschließen. Bei Smartphones drohen dann kaputte Bildschirme, die teure Reparaturen nach sich ziehen. Fahrrad-Navis sind dagegen deutlich robuster.

Konnektivität: Die Verbindung mit externen Sensoren zur Messung von Daten wie Herzfrequenz, Trittfrequenz, Wattleistung und Geschwindigkeit ist je nach Smartphone und genutzter App schwierig. Bei guten Fahrrad-Navis ist die Verknüpfung meist kein Problem.

GPS-Genauigkeit: Gute Fahrrad-Navis bieten mittels satellitengestützter Positionsermittlung eine exaktere Bestimmung. Je nach Smartphone kann auch ein besonders ungenauer GPS-Chip verbaut sein, wodurch es zu Abweichungen auf der Route kommt.

Kurzum: Für längere Strecken und häufigen Einsatz haben Fahrrad-Navis deutliche Vorteile. Das zeigt auch der Vergleichstest, bei dem IMTEST ein iPhone 12 Pro samt Komoot-App gegen vier aktuelle Fahrrad-Navis antreten ließ. Aber auch die Unterschiede zwischen den einzelnen Geräten fielen außergewöhnlich deutlich aus. Lesen Sie auch: Getestet: So sicher sind Kettenschlösser fürs Fahrrad

Die Funktionen: Navigation und Trainingskontrolle

Der Testsieger Edge 830 von Garmin (ca. 400 Euro) punktet vor allem durch Vielseitigkeit: Er ist sowohl ein äußerst gutes Navigationsgerät mit übersichtlicher Routendarstellung als auch ein vielseitiger Fahrradcomputer, der etwa Daten zu Trainingseffekt und Belastung erhebt. Sogar ein Erholungsratgeber ist an Bord, der sonst eher teuren Sportuhren vorbehalten ist.

Wenn es um die reine Routendarstellung geht, hat der Karoo 2 von Hammerhead (ca. 400 Euro) die Nase vorn. Bildschirm und Routendarstellung sind die besten im Testfeld. Das Display hat nicht nur eine optimale Größe und ist kratzfest, sondern bietet auch mit Abstand die höchste Auflösung.

Beim günstigeren Modell Rox 11.1 Evo von Sigma (ca. 250 Euro) gibt es gar kein Kartenmaterial. Das bedeutet: Die Richtungsanweisungen erfolgen bei gespeicherten Routen nur über eine gestrichelte Linie, die es nachzufahren gilt. Das funktioniert bei Straßen ordentlich, aber nicht perfekt. Wenn etwa zwei Straßen direkt hintereinanderliegen und es abzubiegen gilt, können Fehler passieren.

Der noch günstigere Navic 400 von Ciclo (ca. 230 Euro) bietet zwar viele Funktionen, einen großen Bildschirm und gutes Kartenmaterial. Allerdings sind Software und Hardware so antiquiert, dass man sich an die Jahrtausendwende erinnert fühlt.

Die Outdoor-App Komoot (ca. 29 Euro, Weltpaket) auf einem Smartphone leistet bis auf die genannten systemischen Nachteile gute Arbeit. Die Übersicht beim Navigieren ist gut, zudem wird auf die nächste Abbiegung hingewiesen. Ein großer Vorteil von Komoot sind die Sprachanweisungen, das kann kein Fahrrad-Navi. Dafür und für die Möglichkeit, die App „offline“ nutzen zu können, müssen Nutzer aber Karten kaufen, einzelne Regionen für 3,99 Euro, die ganze Welt für 29,99 Euro. Auch interessant: E-Bike und Co.: Das sind die Fahrrad-Trends für 2022

Das Fazit

Testsieger: Garmin_Edge_830.
Testsieger: Garmin_Edge_830. © Garmin | Garmin

Für ambitionierte Tourer ist ein Navi Pflicht, jede Smartphone-App ein Kompromiss. Das beste Gesamtpaket bietet Garmin mit dem Edge 830. Wenn es vorrangig um Routennavigation geht, ist der Karoo 2 eine gute Alternative. Wer nicht zu viel Geld ausgeben will und meist auf Straßen unterwegs ist, wird auch mit dem Rox 11.1 Evo glücklich.