Berlin. Während der zweiten Welle haben sich laut einer aktuellen Studie deutlich mehr Kinder mit dem Coronavirus infiziert als bekannt war.

  • Eine neue Studie liefert Hinweise: Kinder und Jugendliche haben sich in der zweiten Welle wohl doch deutlich öfter mit dem Coronavirus angesteckt als bislang gedacht
  • Noch ist die Studie nicht unabhängig wissenschaftlich begutachtet worden
  • Sie bezieht sich auf die zweite Welle - zu jenem Zeitpunkt war die Verbreitung der britischen Virusmutation noch nicht so weit fortgeschritten wie jetzt in der dritten Welle
  • Die britische Mutante trifft öfter auch Kinder und Jugendliche

Schulen und Kitas auf oder zu? Bei der Beantwortung dieser Frage spielt eine entscheidende Rolle, wie häufig sich Kinder und Jugendliche mit dem Coronavirus anstecken.

Da jedoch viele Infektionen bei jungen Menschen ohne Symptome ablaufen, sind sie auch nur schwer zu entdecken. Kontaktpersonen von Schwangeren können sich nun früher impfen lassen, um die werdende Mutter und sich selbst zu schützen. Wie Sie einen Impftermin bekommen, erfahren Sie hier.

Nun zeigt eine Studie des Helmholtz Zentrums München: In der zweiten Corona-Welle waren wohl deutlich mehr Kinder mit Sars-CoV-2 infiziert, als offiziell durch Tests bestätigt. Die Studie ist noch nicht unabhängig wissenschaftlich begutachtet worden.

Zahl der infizierten Kinder drei- bis viermal höher als bekannt

In ihrer Untersuchung kommen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler zu dem Schluss, dass sich in Bayern während der zweiten Welle drei- bis viermal mehr Kinder angesteckt hatten, als durch PCR-Tests bekannt war.

Und: Die Zahl der Kinder, die Antikörper gegen das Coronavirus aufwiesen, war nach der zweiten Welle deutlich höher als nach der ersten Welle.

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8,4 Prozent der Schulkinder hatten Antikörper

Eigentlich wollten die Forscherinnen und Forscher mit der Screening-Studie „Fr1da“ Kinder auf ein Frühstadium von Diabetes-Typ-1 untersuchen. Sie entschieden dann jedoch, die dafür entnommenen Blutproben auch für Antikörpertests auf Sars-CoV-2 zu nutzen.

Sie kamen zu dem Ergebnis:

  • Unter den zwischen zwischen Oktober 2020 und Februar 2021 getesteten Vorschulkindern wiesen 5,6 Prozent Antikörper auf.
  • Bei den Schulkindern, die zwischen November 2020 und Februar 2021 getestet worden waren, waren es 8,4 Prozent.

Damit seien in Bayern drei- bis viermal mehr Vorschul- und Schulkinder mit Sars-CoV-2 infiziert gewesen als über PCR-Tests gemeldet, schreibt das Helmholtz Zentrum in einer Mitteilung.

„Dass die Häufigkeit der Infektion bei Kindern höher ist, als durch die PCR-basierte Virusüberwachung gemeldet, ist wahrscheinlich zum Teil auf asymptomatische Fälle im Kindesalter zurückzuführen“, sagt Markus Hippich, Erstautor der Studie und Wissenschaftler am Helmholtz Zentrum München.

„Kinder sind für eine Infektion empfänglich“

Außerdem sei die Antikörperhäufigkeit am Ende der zweiten Welle, also im Januar und Februar 2021, achtmal höher gewesen als am Ende der ersten Welle von April bis Juli 2020, heißt es in der Mitteilung weiter.

Als Grund für die höheren Infektionszahlen während der zweiten Welle vermuten die Forscherinnen und Forscher „eine Kombination mehrerer Ereignisse“:

Sie nennen eine erhöhte Virusexposition im Herbst und im Winter, Schulöffnungen, aber auch neue und infektiösere Virusvarianten. In Deutschland ist die erstmals in Großbritannien nachgewiesene Virusvariante B.1.1.7 inzwischen weit verbreitet. Sie gilt als ansteckender und auch gefährlicher.

„Oft wird angenommen, dass Kinder eine geringere Anfälligkeit für eine Sars-CoV-2-Infektion haben als Erwachsene. Die Datenlage dazu ist jedoch spärlich“, sagt Studienleiterin Anette-Gabriele Ziegler. Die Ergebnisse der Studie zeigten deutlich, dass sowohl Kinder im Vorschul- als auch im Schulalter für eine Sars-CoV-2-Infektion empfänglich seien.

„Um das Infektionsgeschehen in dieser Bevölkerungsgruppe besser in den Griff zu bekommen, könnten entsprechende Maßnahmen zur Eindämmung der Virusausbreitung in Kindergärten und Schulen hilfreich sein“, so Ziegler.