Berlin. In Kosmetik steckt Kunststoff. Ein Greenpeace-Report nennt nun fünf Marken, in deren Produkten der Plastikanteil besonders hoch ist.

Mikroplastik hat nicht gerade den besten Ruf. Die winzigen Plastikteilchen stehen stellvertretend für den zunehmenden Schaden, den die Menschen an ihrem Planeten anrichten – und damit letzten Endes an sich selbst. Gemeint sind Plastikteilchen, die kleiner sind als 5 Millimeter und die sich langsam aber sicher in den Ökosystemen des Planeten anreichern. Von den eisigen Höhen des Himalaya bis in die schwarzen Tiefen des Marianengraben gibt es kaum noch einen Ort auf dieser Erde, an dem sich Plastik nicht finden lässt.

Schuld daran trägt nicht nur der in die Einweg-Einkaufstüte gepackte Wegwerfkaffeebecher oder Plastikstrohhalme, die Wetter und Gezeiten über die Jahrzehnte in kleine Stücke zermahlen, sondern auch unserer Kosmetika. Vor allem jene, die mit unserem Gesicht in Berührung kommen und über Mund oder Augen besonders leicht in unsere Körper gelangen können. Lesen Sie dazu: Nicht nur in Kosmetik – Mikroplastik hat viele Verursacher

Mikroplastik in Kosmetika: Greenpeace veröffentlicht Report

Die Umweltschutzorganisation Greenpeace hat am Montag eine großangelegte Untersuchung veröffentlicht, in der 664 Produkte elf bekannter Kosmetikhersteller auf die Verwendung von 523 verschiedenen Kunstoffen hin untersucht wurden. In 502 Fällen wurde Greenpeace fündig – bei rund einem Viertel davon fanden die Umweltschützenden Mikroplastik, beim Rest zumindest Plastik in flüssiger, halbfester oder löslicher Form.

Elf dieser Produkte hat Greenpeace dann in einem zweiten Schritt ins Labor zu einer genaueren Analyse geschickt. "Die Ergebnisse zeigen, dass Plastik-Inhaltsstoffe ausgerechnet in den Produkten, die mit sensiblen Körperteilen wie Augen und Lippen in Kontakt kommen, häufig enthalten sind und so von Verbraucher:innen eingeatmet oder verschluckt werden können", heißt es in dem Bericht. Die höchsten Konzentrationen an Kunststoffen enthielten Augen-Make-up, Lipgloss und Lippenstifte.

Auch die größten Plastiksünder kann der Greenpeace-Report benennen. Die fünf Marken mit dem höchsten Plastikanteil in ihren Produkten sind demnach:

  • Maybelline (85 Prozent)
  • Deborah (84 Prozent)
  • Sephora (83 Prozent)
  • Wycon (78 Prozent)
  • Lancôme (77 Prozent)

"Die Firmen vermeiden oft nur die festen Plastikpartikel und bewerben ihre Produkte dann werbewirksam als Mikroplastik-frei. Das grenzt an Verbrauchertäuschung", sagte Viola Wohlgemuth, Expertin für Konsum und Chemie bei Greenpeace.

Mikroplastik in Kosmetik: Tatsächliche Gefahren umstritten

Ganz unumstritten ist die Gefährdung von Verbraucherinnen und Verbrauchern durch die Verwendung von Mikroplastik in Kosmetika allerdings nicht. So hält es das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) für unwahrscheinlich, dass von der Aufnahme über die Haut oder dem unbeabsichtigten Verschlucken von Mikroplastik aus Duschgels, Peelings und Zahnpasta ein gesundheitliches Risiko ausgeht.

Da die Teilchen wesentlich größer als ein Mikrometer seien, sei davon auszugehen, dass sie Haut oder Schleimhäute nicht durchdringen und verschluckte Teile ausgeschieden werden. Zu Mikroplastik sei jedoch mehr Forschung nötig.

Auch was den sogenannten Eintrag von Mikroplastik über das Abwasser in die Umwelt angeht, herrscht Uneinigkeit. Nach Angaben des Umweltbundesamts ist der Eintrag von Mikroplastik aus kosmetischen Mitteln über das Abwasser in die Umwelt im Verhältnis zu anderen Quellen gering. Mikroplastik in diesen Produkten sei dennoch verzichtbar.

Mikroplastik in Kosmetikartikeln: Greenpeace fordert Verbot

Greenpeace fordert dennoch ein Verbot von Kunststoffen in Kosmetika. "Umweltministerin Svenja Schulze von der SPD muss ein klares Verbot von Plastik jeder Konsistenz in Kosmetik vorantreiben – auf deutscher und EU-Ebene", sagte Wohlgemuth.Dort werde derzeit nur ein Verbot von festem Mikroplastik in Kosmetikprodukten verhandelt.

Die bisher freiwilligen Maßnahmen von Herstellern zum Verzicht auf Plastik in Kosmetika reichen aus Sicht von Greenpeace nicht aus. Für Greenpeace ist der Versuch der Bundesregierung gescheitert, zusammen mit der Industrie auf freiwilliger Basis Plastik aus Kosmetika zu verbannen.

"Sieben Jahre Dialog sind vorbei und die ungeschminkte Wahrheit ist jedoch, dass wir uns weiterhin regelmäßig Plastik ins Gesicht schmieren. Sei es in Form von Make-up, Puder oder Lippenstift", sagte Wohlgemuth.

Wie Sie Mikroplastik in Produkten erkennen

Wollen Verbrauchende beim Einkauf darauf achten, dass Kosmetik und Hygieneprodukte frei von Mikroplastik sind, sollten sie auf die Inhaltsstoffe achten. Kunststoff in Kosmetik muss angegeben werden, verbirgt sich dabei oft hinter diesen Fachbegriffen:

  • Acrylate Copolymer (AC)
  • Acrylate Crosspolymer (ACS)
  • Polyamide (PA, Nylon-6, Nylon-12)
  • Polyacrylate (PA)
  • Polymethylmethacrylate (PMMA)
  • Polyethylene (PE)
  • Polyethylenterephthalate (PET)
  • Polypropylene (PP)
  • Polyquaternium (PQ)
  • Polystyrene (PS)
  • Polyurethane (PUR)

(pcl/ mit dpa)