Berlin. Schulen schließen? Ein Massentest in Österreich weist darauf hin: Schulkinder unter 14 Jahren sind nicht seltener infiziert als Lehrer.
Weihnachtsferien verlängern? Die Schulen sogar für längere Zeit dichtmachen? Vor diesen Fragen steht die Politik gerade mit Blick auf die weiterhin hohen Infektionszahlen. Dabei schwingt mit: Sind Schulkinder vielleicht sogar weniger gefährdet, sich mit Sars-CoV-2 anzustecken – und Schulen damit sicherer als Restaurants oder Geschäfte? Keineswegs. Das sagt zumindest eine aktuelle Studie aus Österreich.
Demnach sind Schulkinder unter 14 Jahren genauso anfällig, sich mit dem Coronavirus anzustecken, wie die Lehrer. Seit Ende September hat die Universität Wien gemeinsam mit den Medizinischen Universitäten in Graz, Linz und Innsbruck repräsentative Massentests in mehr als 240 Schulen durchgeführt. Die Stichproben sollen Aufschluss geben, wie hoch die Dunkelziffer unerkannter Infektionen ist.
Zufalls-Tests an Schulen: Schüler genauso oft positiv wie Lehrer
Ein Ergebnis: Unter den etwa 10.000 zufällig getesteten Schulkindern zwischen 6 und 14 Jahren traten Coronavirus-Infektionen im Schnitt etwa genauso häufig auf wie bei den rund 1200 getesteten Lehrerinnen und Lehrern. „Und Kinder unter zehn Jahren waren nicht seltener infiziert als jene zwischen 10 und 14“, sagt Mikrobiologe und Studienleiter Michael Wagner von der Universität Wien unserer Redaktion. Kinder über 14 Jahren wurden nicht getestet.
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Gurgeln statt Abstrich beim Corona-Test: „Ergebnisse vergleichbar“
Um ihnen den Rachenabstrich zu ersparen, ließen die Forscher die Kinder zur Probenentnahme gurgeln. „Interne Vergleichsstudien bei uns haben gezeigt, dass Gurgeln vergleichbare Ergebnisse liefert wie der Abstrich“, erklärt Wagner. „Auf jeden Fall beim Positiv-Negativ-Test, um den es uns hier geht.“
In der ersten Runde der Studie bis Oktober stellten sich 0,4 Prozent der zufällig Getesteten als infiziert heraus. Die eher niedrig klingelnde Zahl erklärt der Studienleiter mit der Tatsache, dass nur Kinder und Erwachsene getestet wurden, die auch zur Schule gegangen sind und somit – anders als bei Corona-Teststationen – meist keine Symptome hatten.
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Studienleiter sieht „Risiko Schulen offen zu halten“
Die Zahlen der zweiten Runde werden derzeit noch ausgewertet. Sie dürften angesichts der allgemeinen Infektionsentwicklung höher liegen. Wagner kündigt Ergebnisse noch im Dezember an.
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An sogenannten Brennpunktschulen, wo viele Kinder eher sozial benachteiligt sind, zeigten sich deutlich höhere Infektionszahlen. Ursache könnten etwa beengte Wohnverhältnisse oder Sprachbarrieren sein, so Wagner. „Natürlich ist es ein Risiko, Schulen offen zu halten“, sagt er. Dass Kinder in der Grundschule angeblich gar keine Rolle spielten, sei falsch.