Berlin. Die Verbraucher greifen laut dem Ernährungsreport mehr zu Gemüse und trinken weniger Alkohol. Ihre Liebe zum Fleisch ist geblieben.

Der Speiseplan wandelt sich: mehr Mineralwasser, Bananen, Reis und Gemüse. Dafür weniger Schweinefleisch, Alkohol und Brötchen. Die Essgewohnheiten der Bundesbürger haben sich in den vergangenen Jahren aus Sicht von Ernährungsexperten etwas verbessert, ideal sind sie aber noch nicht.

Ernährungsbericht: Verbrauch tierischer Lebensmitteln muss sinken

„Damit wir das Ziel einer pflanzenbetonten Ernährungsweise erreichen können, muss der Verbrauch von Gemüse und Hülsenfrüchten, Obst, Getreide, Kartoffeln und Nüssen noch deutlich steigen und der Verbrauch von tierischen Lebensmitteln stark sinken“, sagt Kurt Gedrich von der TU München bei der Vorstellung des aktuellen Ernährungsberichts der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE).

Dieser wird auf Basis der Produktion in der Landwirtschaft und Ernährungsindustrie erstellt und vom Ernährungsministerium finanziert.

• Lesen Sie auch: Diese 13 Vitamine sind für den Menschen lebenswichtig

Die Deutschen essen mehr Gemüse und weniger Obst

Besonders erfreulich aus Sicht der Experten: Die Verbraucher essen mehr Gemüse. Der Pro-Kopf-Verbrauch ist auf einen neuen Rekord von 104 Kilogramm pro Jahr gestiegen.

Zuwächse gibt es vor allem bei Tomaten (plus 440 Gramm), Möhren, Roten Rüben sowie Zwiebelgemüse. Auch Hülsenfrüchte wie Linsen finden mehr Liebhaber.

Obst hingegen steht zum Bedauern der Ernährungswissenschaftler seltener auf dem Speiseplan. So ging der Verzehr um 720 Gramm pro Kopf zurück.

Obwohl Äpfel als gesund gelten, essen die Deutschen davon nur noch rund 20 Kilo pro Jahr, 1,4 Kilo weniger als in den Vorjahren. Auch Birnen, Trauben und Apfelsinen wurden weniger verzehrt.

Mandel-, Hafermilch & Co- Die Top 5 Milchalternativen

weitere Videos

    Bierkonsum um fast einen Liter zurückgegangen

    Im Gegenzug wurden mehr Bananen (plus 180 Gramm), Beeren und Schalenobst verspeist. Der Konsum von Erdbeeren, Kirschen, Pflaumen, Aprikosen und Pfirsichen blieb konstant. Dagegen wurden weniger Kartoffeln, Brot und Brötchen gegessen.

    Bei Getränken begrüßen die Ernährungsexperten, dass Verbraucher mittlerweile 154 Liter Mineralwasser trinken – und damit 1,5 Liter mehr pro Jahr. Beliebt sind zudem Früchte- und Kräutertees, Gemüse- und Fruchtsäfte dagegen weniger. Rückläufig ist auch der Alkoholkonsum, insbesondere bei Bier (minus 0,9 Liter pro Jahr) und Schaumwein.

    60 Kilogramm Fleisch im Jahr – unverändert

    Der Trend zu mehr Vegetarischem kann die Liebe zum Fleisch jedoch nicht verdrängen: Jeder Bürger isst unverändert rund 60 Kilogramm pro Jahr.

    Dabei gibt es allerdings eine Verschiebung unter den Sorten: Es wird weniger Schwein (-370 Gramm), dafür mehr Rind und Kalb (+130 Gramm) sowie Geflügel (+490 Gramm) verspeist. Fisch essen die Deutschen 14 bis 15 Kilogramm. Mehr zum Thema: Bio-Fleisch: Wenn der Kopfschuss das beste für das Tier ist

    Stabil ist auch der Verzehr von Butter mit rund fünf Kilo pro Jahr. Der Milchkonsum lässt wiederum um 330 Gramm nach, dafür werden 200 Gramm mehr Käse gegessen.

    Gesunde Ernährung auch mit tierischen Lebensmitteln

    Generell sei es nicht notwendig, dass alle Verbraucher Vegetarier werden, um sich gesund zu ernähren, ist Gedrich überzeugt. Auch tierische Lebensmittel seien eine wertvolle Ergänzung in der Ernährung, da sie für eine bedarfsdeckende Nährstoffversorgung sorgen. Lesen Sie auch: Fleischersatz: Retten Soja, Erbsen und Seitan unser Klima?

    Da sie aber auch oft fettreich seien, sollte ihr Verzehr nur in kleinen Mengen erfolgen. Wichtig sei es, auf Qualität statt auf Quantität zu setzen.

    Über die Ursachen des Wandels der Ernährungsgewohnheiten kann aus Sicht der Experten nur spekuliert werden. Aus den Daten ließen sich dafür keine Gründe ableiten.

    Diese heimischen Superfoods sind besser als die Exoten

    weitere Videos

      Empfehlung: Nicht mehr als 300 Gramm Fleisch pro Woche

      Die DGE empfiehlt in ihren Leit­linien für eine gesunde Ernährung, sich überwiegend pflanzlich zu ernähren. Dazu zählen neben Gemüse, Obst und Getreide auch täglich Milch und Milchprodukte.

      Fisch sollte ein- bis zweimal pro Woche auf den Tisch kommen. Wer Fleisch mag, sollte nicht mehr als 300 bis 600 Gramm davon pro Woche verspeisen – also maximal 34 Kilo pro Jahr.

      Mit Zucker und Salz sollte erst recht gespart werden. Wasser wird als Getränk besonders empfohlen, aber auch kalorienfreie Getränke.

      Menschen ab 60 Jahren und Schwangere oft übergewichtig

      Auch wenn sich die Deutschen etwas besser ernähren als in der Vergangenheit – das Problem der Übergewichtigkeit bleibt, insbesondere bei Männern und im Alter. „Ab 60 Jahren ist Übergewicht fast der Normalzustand, wenn nicht gegengesteuert wird“, sagt Professor Helmut Heseker von der Universität Paderborn.

      Auch Schwangere seien oft übergewichtig, 40 Prozent seien bei der Erstuntersuchung zu schwer. Mit Blick auf die schlankeren Niederländer empfiehlt der Experte vor allem körperliche Bewegung wie Radfahren. Wichtig wäre aus seiner Sicht ein ganzheitlicher Ansatz zur Prävention.

      Vegetarische Jugendliche ausreichend mit Nährstoffen versorgt

      Bei einer Untersuchung von Kindern und Jugendlichen, die sich vegetarisch ernähren, kommen die Wissenschaftler zu positiven Ergebnissen.

      Die Versorgung mit den wichtigsten Nährstoffen sei auch bei pflanzlicher Kost ausreichend, stellt Ute Alexy von der Uni Bonn fest. Nur beim Vitamin B2, Jod und Calcium sieht die DGE Ergänzungsbedarf.

      Kontrolleure entdecken Bakterien in Schweinehackfleisch

      Für Probleme bei der Ernährung sorgen unterdessen auch immer wieder Schadstoffe in Lebensmitteln. So meldete das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) am Mittwoch bei einer Bilanz für 2019 Rückstände von Desinfektionsmitteln in Schlagsahne.

      Lesen Sie hier: Fisch aus Aquakulturen oft verkeimt

      Die Kontrolleure hatten etwa 1800 Proben aus Eisdielen und Bäckereien untersucht und festgestellt, dass 40 Prozent der Maschinen nicht richtig gereinigt worden waren. In knapp sieben Prozent der 420 Proben von Schweinehack fand das BVL Bakterien, die Darmentzündungen auslösen können.

      BVL-Präsident Friedel Cramer riet, dass Kleinkinder, ältere, immungeschwächte Menschen und Schwangere am besten auf den Verzehr von rohem Hack verzichten sollten.