Berlin. Im Gesicht liegen die Eintrittspforten für das Coronavirus. Wie kann man in Zeiten der Epidemie unbewusste Berührungen unterbinden?

Die Nase juckt, Denken geht nur mit Kinn in der Hand, die Augen sind trocken und müssen gerieben werden – es gibt unzählige Gründe, sich ins Gesicht zu fassen. Und meist passiert das ganz unbewusst. Schwierig nur, wenn der Expertenrat in diesen Tagen mit drohender Coronavirus-Infektion lautet: Hände aus dem Gesicht. Denn dort liegen die Eintrittspforten für Sars-CoV-2.

Doch es gibt Wege, den Griff ins Gesicht zu vermeiden – sagen jedenfalls Experten, die die „New York Times“ befragt hat. So könnte etwa eine Box mit Taschentüchern, die immer griffbereit steht, den direkten Kontakt von Finger und Gesicht verhindern. Juckt die Nase, könnte man sich also mit Hilfe des Taschentuchs kratzen.

Auch eine Beschäftigung für die Hände, zum Beispiel mit einem Stressball, könne die Häufigkeit und auch das Bedürfnis reduzieren, sich ins Gesicht zu fassen. Aber auch hier nicht vergessen, das Objekt der Ablenkung regelmäßig zu säubern und desinfizieren, heißt es in dem Bericht. „Das klingt alles sehr nett“, sagt Ernst Tabori, ärztlicher Direktor des Deutschen Beratungszentrums für Hygiene in Freiburg. „Aber es wird sehr schwer sein, unsere Verhaltensmuster zu durchbrechen, weil das meiste unbewusst geschieht.“

Coronavirus: Stressreduktion stärkt das Immunsystem

Tabori zitiert eine Studie von 2008. Damals wurden zehn Studierende drei Stunden lang gefilmt, während sie an einem Schreibtisch saßen und am Computer arbeiteten. Im Schnitt 16 Mal berührten sich die Probanden an Mund, Nase oder Augen – obwohl sie wussten, sie werden beobachtet. „Und obwohl ich daran denke, fasse auch ich mir regelmäßig ins Gesicht“, sagt der Hygiene-Experte.

Clever sei der Vorschlag der Psychologin Zach Sikora, die in dem Bericht der „New York Times“ zitiert wird. Sie rät, Seife oder Creme mit Geruch zu verwenden. Wer seine Hände dann nah ans Gesicht bringe, dem falle das durch den Geruch eher auf. „Ob das klappt, wäre zumindest eine wissenschaftliche Untersuchung wert“, sagt Tabori. Sein Rat ist: Weil man es doch nicht ganz verhindern kann, sich ins Gesicht zu fassen, sollte jeder einfach schauen, dass er saubere Hände hat. Desinfektionsmittel sei dafür jedoch nicht notwendig. Es reiche das gründliche Händewaschen.

Die letzte und wahrscheinlich wichtigste Empfehlung der US-amerikanischen Experten: „Die Menschen sollten versuchen, ihren Stress zu reduzieren, statt sich zwanghaft darum zu sorgen, was sie anfassen“, wird der Psychiater und Verhaltensforscher Stew Shankman zitiert. Stress wirke sich auf das Immunsystem aus und je stärker man gestresst sei, desto schlechter könne der Körper gegen Infektionen kämpfen. (lary)

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