Berlin. Samsung hat sein Smartphone mit biegsamem Schirm nach Stabilitätsproblemen überarbeitet. Wir haben das neue Galaxy Fold ausprobiert.

Den ersten Knick bringt man fast nicht übers Herz: Denn das 7.3-Zoll-Display des neuen Galaxy Fold von Samsung darf man in der Mitte zusammenfalten. Und dazu muss man einen Anfangswiderstand überwinden, bevor sich das Gerät dann ohne Mühe auf die Hälfte zusammenklappen lässt.

Anschließend hat man ein zwar dickes, aber dennoch erstaunlich handliches Gerät in der Hand – die bis dahin auf dem großen, fast quadratischen Bildschirm geöffnete App wird dann auf dem kleineren 4,6-Zoll-Bildschirm auf der Vorderseite gezeigt.

Galaxy Fold von Samsung: Ab 18. September im Handel

Zusammengeklappt zeigt das Galaxy Fold seinen vergleichsweise kleinen 4,7-Zoll-Bildschirm auf der Vorderseite.
Zusammengeklappt zeigt das Galaxy Fold seinen vergleichsweise kleinen 4,7-Zoll-Bildschirm auf der Vorderseite. © Jan Mölleken

Ganz klar, Samsungs Galaxy Fold ist faszinierend – und ein Hickgucker. Tatsächlich wird das Gerät ab dem 18. September in Deutschland zu kaufen sein.

Allzu oft dürfte man dem Galaxy Fold in freier Wildbahn anschließend wohl aber nicht begegnen: Mit einem Preis von 2100 Euro richtet es sich nur an absolute Hardcore-Smartphonefans mit entsprechendem Geldbeutel.

Ist Samungs Galaxy Fold jetzt besser vor Schäden geschützt?

Aber ist es – mal ganz abgesehen vom furchteinflößenden Preis – überhaupt ratsam, sich das neue Galaxy Fold zu kaufen? Schließlich musste Samsung den Verkaufsstart in diesem Jahr bereits um mehrere Monate verzögern, nachdem erste Testgeräte im April bereits nach wenigen Tagen reihenweise Schäden am flexiblen Display aufwiesen. Eine endgültige Antwort darauf wird man wohl frühestens in einigen Monaten, vielleicht auch erst in zwei Jahren geben können. Schließlich ist es das erste kommerzielle Gerät dieser Art. Wie haltbar Bildschirm und Scharnier langfristig sind, kann auch Samsung trotz abertausender Testfaltvorgänge wohl nicht mit absoluter Gewissheit sagen.

Galaxy Fold:  Samsung hat den beim Knicken entstehenden Spalt mit einem kleinen Plastikteil verschlossen, damit kein Schmutz unter das Display gelangen kann.
Galaxy Fold: Samsung hat den beim Knicken entstehenden Spalt mit einem kleinen Plastikteil verschlossen, damit kein Schmutz unter das Display gelangen kann. © Jan Mölleken

Was sich allerdings sagen lässt, ist dass Samsung die Zeit seit April jedenfalls nicht ungenutzt hat verstreichen lassen. Wie uns ein Samsung-Experte während des Ausprobierens eines Testgeräts erklärte, habe das Unternehmen gleich an mehreren Stellen nachgebessert.

Der wichtigste Punkt war wohl, das Eindringen von Krümeln, Sandkörnern und anderen Fremdkörpern in das Scharnier und unter das Display zu verhindern. Das nämlich schien der Hauptgrund zu sein, weshalb im April Schäden an den Testgeräten auftraten. Hier hat Samsung zum Einen am äußeren Rand des Bildschirms im Bereich des Scharniers eine T-förmige Kunststoffkappe hinzugefügt. Sie soll den winzigen Spalt zwischen Display und Scharnier, der dort vorher beim Klappen zu sehen war, schließen. Und tatsächlich – wenn man das neue Gerät faltet, war hier bei unserem Gerät eine Lücke mehr zu erkennen.

Galaxy Fold wirkt beim Ausprobieren stabil und solide

Als weitere Maßnahme hat Samsung die Spaltmaße auf der Rückseite des Scharniers verringert. Hier dürften es immerhin grobere Sandkörner schwer haben einzudringen. Das Smartphone am Strand in den feinen Sand zu werfen, wird aber auch mit der neuen Version keine gute Idee sein.

Wenn man genau hinschaut, erkennt man auch bei auseinandergefaltetem Telefon eine kleine Pfalz in der Mitte des Schirms.
Wenn man genau hinschaut, erkennt man auch bei auseinandergefaltetem Telefon eine kleine Pfalz in der Mitte des Schirms. © Jan Mölleken

Des weiteren habe Samsung unter dem Display eine weitere Metallschicht integriert um den Bildschirm noch unempfindlicher gegen Stöße oder drauffallende Gegenstände zu machen. Während der halben Stunde, die wir zum Ausprobieren hatten, machte das Galaxy Fold jedenfalls einen stabilen und soliden Eindruck. Genaueres wird man erst nach einem längeren Alltagstest sagen können.

Galaxy Fold ist ein Gerät für zwei Hände

Abgesehen von diesen Bedenken macht der Umgang mit dem Fold überraschend viel Spaß. Dabei fordert es aber oft die volle Aufmerksamkeit und zumindest beim Klappen beide Hände: Zwar gelang es nach ein paar Versuchen, das Gerät auch einhändig zu öffnen und zu schließen – besser klappt das aber definitiv mit beiden Händen. Die einhändige Bedienung des Displays gelingt nur, wenn das Fold zusammengefaltet ist. Doch das stört nicht im Geringsten.

Spiele sehen auf dem großen Bildschirm fantastisch aus, Videos auch - aufgrund des Formats muss man aber mit abgeschnittenem Bild oder großen schwarzen Balken leben.
Spiele sehen auf dem großen Bildschirm fantastisch aus, Videos auch - aufgrund des Formats muss man aber mit abgeschnittenem Bild oder großen schwarzen Balken leben. © Jan Mölleken

Die anfänglichen Zweifel, ob man überhaupt ein Smartphone mit so großem Display braucht, verfliegen bereits nach den ersten Minuten: Alles macht auf dem größeren Display mehr Spaß: Spielen, sich bei Google Maps auf der Karte orientieren, Videos schauen, Fotos knipsen oder schlicht im Web surfen. Das OLED-Display ist ausgezeichnet und bietet ein knackig scharfes Bild mit leuchtenden Farben.

Galaxy Fold: Warum das große Display sinnvoller ist, als man denkt

Außerdem erlaubt das große Display Multitasking. Bis zu drei Apps gleichzeitig können geöffnet werden. Gut – da wird es dann schon fummelig. Aber, dass man etwa im großen Fenster ein Video schaut und rechts in einer schmalen Spalte Whatsapp im Auge behält, ist absolut denkbar. Extra angepasst werden müssten die Apps für diese Anwendung in der Regel nicht, erklärte Samsung uns, da diese Funktionalität weitestgehend auf Android basiere.

Bereits nach einer halben Stunde mit dem Galaxy Fold fällt die Trennung überraschend schwer. Was auf dem Papier nach einem sinnlosen Gimmick klingt, macht – zumindest im kurzen Test – erstaunlich viel Spaß.

Gar keinen Spaß macht natürlich der Preis. Dafür dürfte das Gerät vorerst tatsächlich ziemlich exklusiv bleiben – denn in riesigen Stückzahlen wird Samsung das Fold sicher nicht verkaufen können. Immerhin, wer die 2100 Euro investiert, kann es auch lange nutzen – das verbaute 5G-Modem für superschnelle Datenübertragung macht das Smartphone entsprechend Zukunftssicher. Zu hoffen bleibt nur, dass das flexible Display nun auch so lange hält, wie Samsung es verspricht.

Samsungs Galaxy Fold wird auf der Internationalen Funkausstellung (ifa) in Berlin präsentiert – neben all der anderen Technik, die das Leben jetzt besser machen soll. Das Galaxy Fold ist nicht das einzige Handy mit faltbarem Display.