Berlin. Im Lauf der Zeit nähern sich Eheleute immer stärker an. Dies hat Auswirkungen auf ihr gesamtes Leben – sogar bis hin zu ihrem Tod.

Mit wem wir zusammenleben, bestimmt zu einem guten Teil mit, wie wir aussehen, wie wir leben, wie gesund wir sind – und sogar, wann wir sterben. „Die Korrelation des Sterbealters bei Eheleuten ist generell höher, als wenn man zwei zufällige Personen auswählt“, sagt der Demografieforscher Sven Drefahl von der Universität Stockholm. Erklärbar sei das über Faktoren wie Haushaltseinkommen, sozioökonomische Position und Lebensweise. Unklar sei allerdings noch, ob es einen eigenen „Ehe-Effekt“ gebe oder die ähnliche Lebenserwartung allein auf Merkmale wie Bildungsniveau und Rauchverhalten zurückgehe.

Bei so manchem älteren Paar denkt man: Meine Güte, sehen die zwei sich ähnlich. Das kann daran liegen, dass sich Gleich und Gleich tatsächlich gern gesellt – attraktive Menschen sich also zum Beispiel einen ebenfalls gut aussehenden Partner suchen. Zudem prägt das tägliche Miteinander die Gesichtszüge – bei manchen in Form verbittert verzogener Mundwinkel, bei anderen mit Lachfältchen.

Übergewicht der Frau erhöht Diabetes-Risiko beim Partner

Bei der Jahrestagung der European Association for the Study of Diabetes in Lissabon berichteten Forscher, dass Männer eher an Diabetes erkranken, wenn ihre Partnerin übergewichtig ist. Die Forscher der Universität Aarhus hatten Daten von etwa 7000 älteren Briten analysiert. Diese hatten über 17 Jahre hinweg berichtet, wie sich ihr Gesundheitszustand veränderte. Die Forscher sahen sich vor allem an, wie sich das Gewicht entwickelte und ob die Männer an Altersdiabetes erkrankten.

Das Ergebnis: Stieg der Body-Mass-Index einer Frau um fünf Maßeinheiten – was dem Übergang von Normal- zu Übergewicht entspricht – erhöhte sich das Diabetes-Risiko für den Mann um 21 Prozent. Frauen hingegen erkrankten nicht häufiger, wenn der Mann übergewichtig war. Die Forscher untersuchten auch, ob sich umgekehrt eine schon vorhandene Diabetes-Erkrankung auf das Gewicht des Partners auswirkt. Hier zeigte sich bei Männern und Frauen das gleiche Bild: Beide nahmen eher zu, wenn der Partner Diabetiker war. Der Zusammenhang zeigte sich allerdings erst ab einem Alter von 55 Jahren.

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    Wohnsituation und Ernährung wirken sich auf beide aus

    Aus früheren Studien war bekannt, dass Partner von Diabetikern ein höheres Risiko haben, selbst zu erkranken. Wissenschaftler führen das auf die ähnliche Lebenssituation zurück. „Unsere Ergebnisse zeigen, dass es angebracht sein könnte, die Partner von übergewichtigen Menschen vorsorglich auf Diabetes hin zu untersuchen“, hieß es nun von den dänischen Forschern. „Wir suchen uns meist ähnliche Partner, ein sportlicher Mensch wird deshalb seltener mit einem übergewichtigen Partner zusammen sein“, erläutert Thomas Klein, Dekan der Fakultät für Wirtschafts- und Sozialwissenschaften an der Universität Heidelberg.

    Zudem wirkten sich Faktoren wie Wohnsituation, Ernährung, sportliche Aktivität und Stresslevel auf beide Partner aus. Grundsätzlich könne die Angleichung genauso positiv verlaufen und den Partnern gesundheitlich helfen, ergänzt Klein: „Ganz allgemein ist es sogar so, dass Menschen, die Partner haben, weniger oft krank sind und auch eine längere Lebenserwartung haben.“

    Geruchs- und Geschmacksempfinden gleichen sich an

    Pärchen kann es leichter fallen, gesund zu leben: Zusammen legen Partner schädliche Laster wie Rauchen, schlechte Ernährung oder wenig Bewegung wesentlich leichter ab, berichteten Forscher 2015 im Fachmagazin „JAMA Internal Medicine“. Die Chancen auf Erfolg stünden dann sogar besser, als wenn der Lebensgefährte bereits ein gesundes Leben führt.

    Auch das Geruchs- und Geschmacksempfinden gleicht sich bei Paaren im Laufe der gemeinsamen Jahre immer stärker an, wie Forscher aus Dresden und Breslau im Fachmagazin „Appetite“ berichten. Das Team um Agata Groyecka von der Universität Breslau hatte 100 Paare in seine Analyse einbezogen, die auf drei Monate bis 45 Jahre gemeinsame Zeit zurückblickten.

    Die 18 bis 68 Jahre alten Männer und Frauen sollten jeweils auf einer Skala zwischen eins und fünf angeben, wie sehr sie rund 40 präsentierte Gerüche wie Rose, Eukalyptus und Pfirsich sowie fünf Geschmacksrichtungen wie bitter und salzig mögen. Ergänzend wurde über einen Fragebogen erfasst, wie glücklich die Männer und Frauen in ihrer Beziehung waren – oder eben auch nicht. Das Ergebnis: Die Vorlieben gleichen sich im Verlauf einer Liaison immer stärker an.

    Menschen mit unterschiedlicher DNA fühlen sich angezogen

    Die Zufriedenheit mit dem Partner werde durch ein besonders ähnliches Geschmacks- und Geruchsempfinden aber nicht zwingend gesteigert, ergänzen die Forscher. Im Gegenteil: Paare mit ähnlichen Geruchspräferenzen waren im Mittel unzufriedener mit der Beziehung. Eine mögliche Erklärung sei, dass das Geruchsempfinden auf das Erbgut zurückgehe – und Menschen mit möglichst unterschiedlicher DNA fühlen sich früheren Analysen zufolge zueinander hingezogen.

    Neben dem Geruch hat auch ein Hormon seinen Anteil an trauter Zweisamkeit: Oxytocin. Haben Männer eine erhöhte Dosis des Botenstoffs im Gehirn, erscheint die eigene Partnerin im Vergleich zu anderen Frauen attraktiver, berichteten Bonner Forscher bereits 2013 in den „Proceedings“ der US-Akademie der Wissenschaften. Sie hatten 40 heterosexuellen, in einer Partnerschaft lebenden Männern ein Oxytocin-Nasenspray verabreicht und die Auswirkungen des Hormonschubs dokumentiert.

    Berührung des Liebsten hält Oxytocin-Spiegel hoch

    Das Bindungshormon sorge dafür, dass beim Anblick der Partnerin das Belohnungszentrum im Gehirn aktiviert wird, schrieben die Autoren. „Dieser biologische Mechanismus ist einer Droge sehr ähnlich.“ Paare berührten sich wohl auch deshalb so häufig, weil so der Oxytocin-Spiegel hochgehalten werde.

    Mit langjährigem Zusammenleben geht eine weitere Anpassung einher, die das Zusammenbleiben erleichtern dürfte: das Schweigen in Streitsituationen. Während junge Paare Probleme gern ausdiskutieren, setzen ältere vieles daran, Konflikte zu vermeiden, berichteten Forscher im „Journal of Marriage and Family“. Ältere Eheleute lenken demnach ihre Aufmerksamkeit lieber auf andere Themen anstatt auf die oft altbekannten Konfliktbereiche.

    Die Forscher hatten 127 lange miteinander verheiratete Paare über 13 Jahre immer wieder eingeladen, vor laufender Kamera zu streiten. Vom Abwasch bis zum Haushaltsgeld war ihnen jedes Konfliktthema recht – Hauptsache, die Emotionen kochten über. Die Videoaufnahmen der Treffen zeigten, dass die Streitlust mit den Jahren abnahm. Ältere Menschen konzentrierten sich wohl lieber auf erfreuliche Erlebnisse, wohl, weil sie ihre verbleibende Lebenszeit bestmöglich nutzen wollen.