Berlin . Trotz geringer Gewinnchancen geben die Deutschen jährlich Milliarden Euro für Lotto und Co. aus. Beim Gewinnen kann ein Trick helfen.

Die einen sprechen gern vom Spiel des kleinen Mannes, die anderen lieber von einer „Dummensteuer“. Die Rede ist vom Lottospiel. Wenig mehr als einen Euro kostet der Mindesteinsatz. Als Lohn winkt ein Millionengewinn. Doch die Wahrscheinlichkeit auf einen Haupttreffer, für den man sechs richtige aus 49 möglichen Zahlen sowie eine Superzahl zwischen null und neun treffen muss, ist verschwindend gering. Sie steht bei 1:144.000.000. Da ist es 15-mal wahrscheinlicher, vom Blitz erschlagen zu werden. Drei Richtige, die etwa zehn Euro einbringen, tippen die Spieler statistisch betrachtet zweimal im Jahr.

„Es ist die Hoffnung auf den großen Gewinn, auf ein anderes Leben, sich einen Traum verwirklichen zu können“, erläutert Tilman Becker von der Forschungsstelle Glücksspiel der Universität Hohenheim die Motivation, trotz geringer Aussichten auf Reichtum einen Tippschein abzugeben. Acht Milliarden geben die Deutschen in diesem Jahr dafür aus. Immerhin dienten die verlorenen Einsätze teilweise einer guten Sache. Die Lottogesellschaften fördern damit Kultur und Sport. Deshalb sprechen manche schmählich von einer Art freiwilliger Steuer.

Hoffnung auf ein anderes Leben

Mit Systemen oder Zahlentüfteleien hoffen Spieler, dem Zufall auf die Sprünge helfen zu können. Doch das ist nach Ansicht des Mathematikers Karl Bosch vergebliche Liebesmüh. Jede Kugel habe bei jeder Ziehung die gleiche Chance, gezogen zu werden. Und Rückschlüsse aus früheren Zahlenreihen ließen sich nicht ziehen. „Für eine statistische Auswertung sind von den fast 14 Millionen verschiedenen Tippreihen bisher viel zu wenige gezogen worden“, sagt Bosch.

Einen Ratschlag für Lottospieler hat der Wissenschaftler dennoch parat. Die Kreuze sollten möglichst ungleich auf dem Tippschein verteilt werden. „Alles, was schön aussieht, bringt schlechte Quoten“, stellt der Forscher fest, der seine Erkenntnisse in einem Buch veröffentlicht hat (Das aktuelle Lottobuch – So gewinnt man mehr, 14,99 Euro, UVK Verlagsgesellschaft). Im Gegensatz zu den Glückszahlen selbst lasse sich die Höhe potenzieller Gewinne durchaus etwas beeinflussen. Die Gesamtsumme der Ausschüttung wird durch die Zahl der Gewinner geteilt.

Casinobesucher haben es leichter

Es kommt also darauf an, Zahlenkombinationen zu tippen, die von anderen Spielern selten angekreuzt werden. Würden die Zahlen 1,2,3,4,5,6 ausgelost, würde es so viele Gewinner geben, dass jeder für den Sechser weniger als 1000 Euro bekäme, rechnet Bosch vor. Auch typische Geburtstagszahlen bringen schlechte Quoten.

Da haben es Casinobesucher leichter. Beim Roulette steht vorher fest, wie viel es gibt, wenn der Spielchip an der richtigen Stelle platziert wird. Liegt er auf Rot und die Kugel fällt auf eine rote Zahl, gibt es den doppelten Einsatz zurück. Doch auf lange Sicht sind die Roulettespieler auf der Verliererstraße. Dafür ist die Zahl Null verantwortlich. Fällt die Kugel darauf, sind alle Einsätze mit Ausnahme derer auf der Null selbst verloren. Das sichert der Spielbank einen dauerhaften Ertrag von rund 4,5 Prozent der Einsätze.

In die Köpfe der anderen hineinkommen

Eine theoretische dauerhafte Gewinnchance für den Spieler macht immer wieder die Runde: Wer Rot oder Schwarz setzt und den Einsatz nach einem Verlust verdoppelt, landet beim ersten Gewinn wieder im Plus. Doch diese Strategie hat zwei gravierende Probleme. Der Einsatz steigt schnell in astronomische Höhen. Wer mit zehn Euro beginnt, müsste beim zehnten Versuch schon 5120 Euro auf den Tisch legen. Zudem haben die Spielbanken die Höchsteinsätze begrenzt. Auch beim Roulette haben die Spieler also nur kurzfristig durch Glück eine Gewinnchance.

Mit einem simplen Trick hebeln die Casinos auch beim Kartenspiel Blackjack mögliche Siegstrategien der Spieler aus. Würde das Spiel nur mit einem Satz Karten ausgetragen, könnten sich die Teilnehmer die bereits ausgeteilten Blätter merken und daraus Wahrscheinlichkeiten für die letzten Karten im Spiel errechnen. Inzwischen wird Blackjack aber mit mehreren Kartensätzen gespielt – der Spieler bleibt allein dem Glück ausgeliefert.

„Es geht darum, in die Köpfe der anderen hereinzukommen“, erläutert der Ex-Profispieler Jan Heitmann seine Gewinnstrategie beim Poker. Die Wahrscheinlichkeiten, zum Beispiel mit zwei Assen oder einem Full House die Mitspieler zu schlagen, lassen sich auf den einschlägigen Webseiten leicht nachlesen. Doch beim Poker sind Bluff und Nervenstärke zusätzlich gefragt.

Hunderttausende mit krankhaftem Spielverhalten

Das Glück spielt Heitmann zufolge nur kurzfristig die Hauptrolle. Bei vielen Spielrunden habe der schlechtere Spieler keine Chance gegen einen Profi, sagt der Experte. Ähnlich wie Unternehmen müsste der Spieler vor allem eines tun: sich auf chancenreiche Investitionen konzentrieren.

Laut Berechnungen des „Handelsblatt Research Institute“ nimmt jeder fünfte Bundesbürger an einer der staatlichen Lotterien teil. Die Zahl der problematischen und krankhaften Spieler liegt laut einer Studie der Bundeszen­trale für gesundheitliche Aufklärung bei 308.000 bis 676.000. Gut acht Milliarden Euro geben die Teilnehmer 2017 für Lose oder Tippscheine aus. Dazu kommen noch rund 1,6 Milliarden Euro für legale Sport- und Pferdewetten sowie Casinobesuche. Das meiste Geld schlucken laut der Studie mit 20 Milliarden Euro Geldspielautomaten.Bei nicht gesetzlich regulierten Spielen, vor allem im Internet, schätzen die Autoren den Jahresumsatz auf rund 2,3 Milliarden Euro.