Berlin. Grillkohle aus geschützten Wäldern gibt es auch auf dem deutschen Markt. Wir erklären, worauf Kunden beim Kohlekauf achten sollten.

Immer mehr Deutsche grillen Biofleisch oder Tofuwürstchen und verzichten auf umweltbewusst auf Pappgeschirr und Plastikbesteck – doch was nützt all das, wenn die Grillkohle ein genau so großes Problem darstellt? Eine Petition hat sich dieser Frage nun angenommen.

Mit einer Unterschriftenaktion will der Verein „Rettet den Regenwald“ verhindern, dass Discounter wie Aldi und Lidl Holzkohle aus Regenwaldgebieten verkaufen. Die Petition haben bisher über 90.000 Menschen unterzeichnet, das Ziel sind 100.000 Unterschriften (Stand 7. August 2017). Wird das Ziel erreicht, will der Verein die Unterschriften an die Unternehmen übergeben.

In Paraguay weichen grüne Flächen der Holzwirtschaft

Nach Angaben des Vereins ist in den vergangenen Jahren Kohle aus dem Chaco-Gebiet in Paraguay in den deutschen Handel gelangt. Der Verein bezieht sich auf Recherchen der Vereinigung Earthsight, die den Weg der Kohle von den Firmen Bricapar, Ibecosol und Boomex von Südamerika nach Europa verfolgt hat.

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Im Chaco-Gebiet müssen Earthsight zufolge Regenwälder, in denen seltene Tiere wie Jaguare leben, der Holz- und Landwirtschaft weichen. Tatsächlich zeigen Satellitenaufnahmen, wie grüne Flächen in den vergangenen neun Jahren komplett gerodet wurden.

Wie reagieren Aldi und Lidl auf die Vorwürfe?

Doch wie gehen die Discounter Lidl und Aldi mit den Vorwürfen der Umweltschützer um? Aldi Nord teilt unserer Redaktion auf Nachfrage mit, dass dem Unternehmen die Recherchen von Earthsight bekannt seien und dass das Unternehmen schon seit längerem darauf achte, keine Kohle aus „schützenswerten Wäldern“ zu verkaufen. „Letztmalig haben wir Anfang 2016 Restmengen einer Produktionscharge Grillholzkohlebriketts aus 2015 von Boomex gehandelt“, heißt es seitens Aldi Nord. Zu Ibecosol bestehe gar kein Lieferverhältnis.

In der Palmensavanne von Gran Chaco, Paraguay, wurden in der Vergangenheit auch Brandrodungen vorgenommen.
In der Palmensavanne von Gran Chaco, Paraguay, wurden in der Vergangenheit auch Brandrodungen vorgenommen. © imago | imago

Bei Aldi Süd hingegen wird noch Kohle der Firma Boomex gehandelt. „Nach Europa importiert wird die Kohle von der spanischen Firma Ibecosol, der Hersteller ist Bricapar in Paraguay“, teilt Aldi Süd mit. Es sind genau die Firmen, die im Fokus der Umweltschützer stehen. Der Lieferant habe dem Discounter jedoch versichert, dass der Abbauort in einer staatlich lizenzierten Region liege, die kein schützenswerter Raum sei. Ab 2018 werde das Unternehmen jedoch damit beginnen, den Verkauf komplett auf Kohle umzustellen, die mit international anerkannten Umweltsiegeln versehen ist.

Der Discounter Lidl lässt auf Anfrage lediglich mitteilen, dass man im Austausch mit dem Lieferanten stehe und die „zukünftige Sortimentgestaltung“ geprüft werde. Was das konkret für den Verkauf von Holzkohle aus potenziellen Naturschutzgebieten bedeutet, bleibt offen.

Wie erkenne ich als Kunde faire Holzkohle?

Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) empfiehlt Kunden auf den Herkunftsort der Kohle zu achten. In der Regel sei Holzkohle aus Laubwäldern in Europa unbedenklich. Wenn auf der Verpackung kein Herkunftsort angegeben ist, sollte der Kunde stutzig werden.

Verlässliche Siegel als Zeichen des Naturschutzes sind das Naturlandsiegel und das Siegel des Forest Stewardship Council (FSC). Die Aldi-Märkte wollen in Zukunft Kohle verkaufen, die mit dem FSC-Siegel ausgezeichnet ist.

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    Worauf sollte ich bei Grillkohle noch achten?

    Neben Umweltschutzsiegeln warnt der BUND vor Kohle, die keine DIN-Prüfzeichen hat. Das Zeichen garantiere, dass die Kohle keine gesundheitsschädlichen Stoffe wie Pech, Erdöl, Kunststoffe oder Koks enthalte.

    Gibt es Alternativen zu Holzkohle?

    Ja. Laut Umweltschützern können auch andere pflanzliche Stoffe als Brennmaterial verwendet werden. Als Beispiele nennt der BUND etwa Kokosnussschalen, Weinreben oder Olivenkerne. (mit dpa-Material)