Berlin. Die In-Ear-Kopfhörer Shure KSE 1500 sind eine technische Meisterleistung. Wir haben uns angehört, was die 3000-Euro-Kopfhörer können.

Ein Ohrhörer für 3000 Euro? Das klingt nicht teuer, das klingt absurd. Das wissen ganz sicher auch die Audio-Experten von Shure – sie verkaufen ihren KSE 1500 dennoch selbstbewusst zu diesem stolzen Preis. Sind die Klangunterschiede genauso deutlich oder spielen sich diese eher im Bereich der Audio-Esoterik ab? Wir waren neugierig.

Schon beim Auspacken des KSE 1500 wird deutlich, dass man es hier nicht mit Standardware zu tun hat: Die Hörer werden in einem großen Kasten geliefert. In einer separaten Schublade liegt außerdem wirklich jedes Zubehörteil, das man sich vorstellen kann: Taschen, diverse Varianten von Ohrpolstern und über ein halbes Dutzend Kabel und Adapter – sogar einer für Flugzeuge ist dabei.

Verstärker muss immer mit dabei sein

Ins Auge fällt sofort ein handliches, mattschwarzes Metallkästchen, das neben den Kopfhörern in Schaumstoff gebettet liegt. Das ist der akkubetriebene Verstärker, ohne den man die KSE 1500 nicht betreiben kann. Das hat den Hintergrund, dass Shures Ohrhörer elek­trostatische Wandlertechnologie verwenden und deshalb mit 200 Volt Spannung betrieben werden müssen. Neben den Kopfhörern muss also stets auch das – aufgeladene – Kästchen eingepackt werden, für In-Ear-Kopfhörer reichlich unhandlich.

Unser Test: Das kann das neue iPad Pro wirklich

weitere Videos

    Aber für überirdischen Klang müssen eben ein paar irdische Abstriche gemacht werden. Das Kästchen ist übrigens nicht nur Verstärker, sondern auch ein hochwertiger Digital/Analog-Wandler, inklusive eingebautem Equalizer. Audiosignale können wahlweise analog oder direkt digital – etwa über den USB-Anschluss beim Android-Handy, Mac oder bzw. den Lightning-Anschluss beim iPhone – eingespeist werden. Damit wird die qualitativ oft mäßige Wandlertechnologie in Computer und Smartphone umgangen und die Musik in bestmöglicher Qualität des Ausgangsmaterials an die Hörer gespielt.

    Lieblingsmusik ganz neu entdecken

    Auch das Aufsetzen ist ein Tick umständlicher als üblich, dank Ohrbügel und kevlarverstärktem Kabel sitzt aber alles sehr gut und wirkt sehr stabil. Zudem hört man danach kaum noch etwas von der Außenwelt – die In-Ears dämpfen Umgebungsgeräusche ganz ohne digitale Technik um satte 37 Dezibel. All das gerät aber zur schnöden Theorie, sobald man das erste Lied abspielt. Der Eindruck: Wow!

    Seine Lieblingsmusik erstmals durch die KSE 1500 zu hören, ist, als würde man ein Bild, das man seit Jahren kennt, zum ersten Mal durch eine frisch geputzte Brille betrachten und plötzlich bemerken, wie viel mehr Details darin stecken. So gerät das Durchhören liebgewonnener Alben zur wahren Entdeckungsreise: Plötzlich sind da kleine Besonderheiten, die vorher schlicht nicht da waren: Da scheinen fast unhörbare Atemzüge des Sängers durch die restliche Musik, ein leises Seitenkratzen der Stratocaster-Gitarre, ein Schmatzen des Trompeters.

    Alexa Echo im Test: So gut funktioniert der sprachgesteuerte Computer wirklich

    weitere Videos

      Auch das Stereobild ist viel breiter, so viel räumlicher. Die superdünnen Mem­branen der Kopfhörer machen das komplette Klangbild heller, transparenter, echter. Gute Audio-Produktionen beflügelt das – und schlechte werden gnadenlos aufgedeckt.

      Präzisionswerkzeug für Profis

      Der Rolls-Royce unter den Kopfhörern lässt Musik nicht per se besser klingen, er ist ein Präzisionswerkzeug, das exakt abbildet, was aufgenommen und abgemischt wurde. Und das ist selbst via Smartphone bei Spotify deutlich zu hören (bei höchster Streaming-Qualität).

      Diese Kopfhörer sind ohne Frage die mit Abstand besten Geräte, die in unserer Redaktion getestet wurden. Audiophilen Menschen werden sie beim Ausprobieren garantiert wohlige Schauer den Rücken hinunterjagen.

      Angesichts des enormen Preises bleiben die KSE 1500 aber etwas für Profis und absolute Klangfreaks. Wer sich dagegen einfach nur einen sehr guten Sound wünscht, wird bereits zu einem Bruchteil des Preises mit Alternativen glücklich.

      Das iPhone wird zehn Jahre alt

      weitere Videos