Berlin. CO2-Rechner im Netz zeigen jedem Einzelne, wie hoch seine Pro-Kopf-Emission ist. Was schlägt besonders zu Buche? Ein Experte klärt auf.

Wenn Angela Merkel sagt, „wir müssen unser Schicksal wirklich in die eigene Hand nehmen“, trifft das seit dem Ausstieg Trumps aus dem Pariser Klimaabkommen insbesondere auf den Umweltschutz zu. Auf lange Sicht will die Bundesregierung das Ziel des Weltklimarates (IPCC) erfüllen: Die Pro-Kopf-Emission jedes Deutschen soll nicht mehr als zwei Tonnen CO2 im Jahr betragen. Bisher sind es etwa zehn Tonnen im Schnitt.

Diesen Wert geben auch sogenannte CO2-Bilanz-Rechner im Internet als Zielmarke vor. Sie berechnen aus den Angaben des Nutzers zu Heizung, Strom, Autofahren und anderen CO2-Faktoren, wie es auf dem persönliche Umwelt-Konto aussieht.

Das Bayerische Landesamt für Umweltschutz nennt bei seinem Rechner als „verträgliche Quote“, die es zu erfüllen gilt, sogar eine Emission von 1,5 Tonnen im Jahr.

Schnitt in Deutschland liegt bei zehn Tonnen

Allein: Dieser Wert ist praktisch unmöglich einzuhalten. Denn jeder Deutsche hat schon einmal ohne sein Zutun ein gewisses CO2-Polster im Jahr, weil der Staat zum Beispiel für seine Infrastruktur Kohlenstoffdioxid in die Atmosphäre pustet. Heruntergerechnet auf jeden Bürger bleibt dadurch bereits ein „Emissions-Grundstock“ von 1,1 Tonnen im Jahr.

„Der Wert von zwei Tonnen im Jahr ist als perspektivischer Zielwert zu verstehen und nicht als einer, den wir morgen schon erreichen“, sagt Klimaexperte Gregor Kessler von Greenpeace unserer Redaktion. Der durchschnittliche Emissions-Ausstoß pro Bürger betrage hierzulande etwas mehr als zehn Tonnen CO2. Das ist zwar immer noch besser, als die Bilanz eines US-Bürgers (17 Tonnen). Doch könne man sich diesem Wert nur „mit einer Änderung des Lebensstils“ annähern, sagt Kessler.

Der Klimaexperte sieht vor allem drei Möglichkeiten, um seine persönliche CO2-Bilanz zu verbessern.

1. Haushalt

Ein Klassiker um die Umweltbilanz aufzupolieren: Der Wechsel des Energieanbieters. „Klimafreundlich sind Anbieter von Öko-Strom, die selbst auch Anlagen für erneuerbare Energien bauen und den grünen Strom nicht nur einkaufen“, sagt Kessler.

Bei der Heizung können elektrisch geschaltete Heizkörper helfen, die den Raum zu bestimmten Zeiten beheizen. Zu Stromfressern zählen darüber hinaus alle Stand-By-Anzeigen an Geräten. „Hier ist eine Mehrfach-Steckerleiste mit Netzschalter hilfreich.“ Im Badzimmer gilt zudem: Eine Dusche ist weitaus umweltfreundlicher als eine heiße Badewanne.

2. Mobilität

Als Klimasünder schlechthin gilt der Langstreckenflug. „Ein Flug nach Amerika kann mit einer Tonne CO2-Emission pro Passagier zu Buche schlagen“, sagt Gregor Kessler. Zumindest innerhalb Deutschlands sollten sich Reisende daher die Frage stellen, ob nicht auch mit Bus oder Bahn fahren können oder es klimafreundlichere Verkehrsmittel gibt.

Gleiches gilt in Städten: Die CO2-Emission fürs Autofahren beträgt laut dem Greenpeace-Experten je nach Fahrzeug zwischen 150 und 500 Gramm pro Kilometer. Kessler: „Von daher ist vielleicht auch das Fahrrad mal eine Alternative.“

3. Ernährung

„Der erste Blick fällt natürlich auf das Fleisch“, sagt der Klimaexperte. Die Produktion von einem Kilogramm Rindfleisch verursache im Durchschnitt knapp 30 Kilogramm Treibhausgas-Emission. Mit am klimaschädlichsten dabei ist das Methan, das die Rinder bei der Verdauung ausstoßen.

Eine Untersuchung des bayerischen Umweltministeriums kam zu dem Schluss, dass der Fleischesser allein durch ihre Ernährung für 1,82 Tonnen CO2 pro Jahr verantwortlich sind. Die Bilanz der Vegetarier: Weniger als eine Tonne. (les)