Berlin. Durch einen Hacker-Angriff sind Hunderttausende Telekom-Verbindungen gestört. Wir klären Fragen und sagen, wie Sie sich schützen.

Seit Sonntag haben Telekom-Kunden mit Verbindungsausfällen zu kämpfen. Laut Telekom war es zu Problemen an rund 900.000 Routern gekommen und damit konnten die Kunden keine Telefon- oder Internetverbindung herstellen. Wir klären, woher der Angriff kam, was Sie nun tun sollten und wie Sie sich in Zukunft schützen können.

Was hat die Störungen ausgelöst?

Das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) sieht viele Anzeichen dafür, dass die Angriffe auf das Netz der Deutschen Telekom von organisierter Kriminalität begangen wurden. Vieles deute darauf hin, dass es sich um Attacken des sogenannten „Mirai“-Netzwerks gehandelt habe, sagte BSI-Chef Arne Schönbohm unserer Redaktion.

Das Netzwerk setzt sich aus Computern und Geräten des „Internets der Dinge“ zusammen, die zuvor von Kriminellen gekapert wurden. Diese Geräte können Kameras, Fernseher oder auch Küchengeräte mit Internetanschluss sein. Mit geballter Kraft greift dieser Zusammenschluss aus Geräten dann an. Im aktuellen Fall sollten die Router der Telekom gekapert werden und einen solchen Angriff ausführen.

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    Welche Router sind von den Störungen betroffen?

    Laut Telekom sind vor allen zwei Router der Speedport-Serie betroffen. Konkret geht es um die Modelle W 723V Typ B und W 921V. Auch die Variante „Fiber“ des W 921 sei betroffen.

    Wie beheben Telekom-Kunden das aktuelle Problem?

    Die Telekom hatte in einem ersten Schritt den Nutzern geraten die Geräte vom Strom zu nehmen und nach einer kurzen Zeit wieder anzuschalten. Die Telekom hatte stets von einer Auszeit für die Geräte von mindestens 30 Sekunden gesprochen. Im Video erklärt die Telekom die Vorgehensweise.

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    Am Dienstagabend hat die Telekom auf ihrer Seite auch ein Software-Update für die betroffenen Router bereitgestellt. Den Download und Hinweise zur Installation finden Sie hier. Auf derselben Seite informiert die Telekom auch über aktuelle Entwicklungen und Problembehandlungen.

    Woran merke ich, dass meine Geräte Teil eines Botnetzes sind?

    Die Diagnose ist für Privatpersonen nicht ganz einfach. Theoretisch können Internetnutzer überprüfen, ob ihre Datenverbindung langsamer ist als sonst. Dazu bieten sich Geschwindigkeitsmesser wie breitbandmessung.de an.

    Doch das BSI weist darauf hin, dass eine verminderte Geschwindigkeit bei relativ schnellen Leitung (DSL, Kabel etc.) kaum noch ins Gewicht schlagen und deshalb im Alltag auch nicht auffallen. Zudem nutzen Kriminelle die Netzwerke und damit den betroffenen Computer nicht dauerhaft, sondern meist nur für gezielte Angriffe.

    Wie schütze ich mich gegen solche Angriffe?

    Der Verband der Internetwirtschaft hat mit botfrei.de ein Portal geschaffen, das sich ausschließlich der Gefahr durch Botnetze widmet. Der Verband ist ein Zusammenschluss von über 900 Unternehmen der Internetwirtschaft.

    Auf dem Portal finden sich zahlreiche Programme, mit denen Viren, Malware und andere Schadsoftware entlarvt werden. Das Portal bietet dabei auch zahlreiche Schutzprogramme für mobile Geräte wie Smartphones und Tablets an.

    Welches Interesse haben Kriminelle daran, private Rechner zu kapern?

    Im Wesentlichen gibt es zwei Möglichkeiten wie Kriminelle Botnetzwerke nutzen können:

    • Zum einen sind Angriffe, die von einem großen Netzwerk ausgeführt werden wesentlich wirksamer als wenn sie durch einzelne Computer erfolgen. Das angegriffene Ziel hat dann womöglich mit einer gesendeten Schadsoftware zu kämpfen, vor allem aber auch mit einer Überlastung durch die Vielzahl von Zugriffsversuchen.

    • Zum anderen können Kriminelle aus gehackten Netzwerken persönliche Daten von vielen Nutzern abgreifen. So gelangen die Hacker schnell an Kontodaten, Adressen und Zugänge zu Plattformen wie Amazon oder Ebay. Diese Daten können sie selbst für kriminelle Zwecke nutzen oder aber die Datensätze an andere Kriminelle verkaufen.

    Wie die „Wirtschaftswoche“ berichtet, könnte sich das Bundeskriminalamt in die laufenden Ermittlungen zu den Störungen einschalten. Die Behörde wird dann auch versuchen zu klären, warum die Router der Telekom angegriffen wurden. (ac/kam)