Hamburg. Hausboote versprechen besondere Erlebnisse. In Hammerbrook und im Gauensieker Hafen können die schwimmenden Domizile gemietet werden.

Besonders bei Platzregen wird das Leben auf einem Hausboot zum Erlebnis. Die gerade eben noch nahezu glatte Wasseroberfläche verwandelt sich in Sekundenschnelle in ein Meer von scheinbar kleinen hüpfenden Kreisen. Alles ist in Bewegung. Nur nicht das Domizil von Daniel Wickersheim. Das liegt fest vertäut am Norderkai-Ufer in Hammerbrook. Mit seinem extravaganten „Haus“, das ein wenig einer Röhre mit kantigen Auswuchtungen gleicht, ist er dort Ende 2014 vor Anker gegangen. Bildlich gesprochen. Denn einen Anker gibt es nicht, stattdessen ruht das gut 100 Quadratmeter große Haus auf einem Stahl-Beton-Ponton. Mit Genehmigung des Bezirks Mitte, der das Wohnen und Arbeiten auf dem Wasser dort mit fünf Liegeplätzen ermöglicht.

So bedauerlich es ist, dass sich die Hansestadt noch nicht zu einer Hausbootstadt wie Amsterdam entwickelt hat – bei Wickersheim kann man diese Wohnform zumindest erproben. Über die eigene Homepage www.hausboot-schwan.de können Interessierte bei ihm ein Zimmer mit Doppelbett inklusive Terrasse und eigenem Bad buchen (zwei Nächte kosten 300 Euro). „Mir reicht die Kapitänskajüte mit Bad en-suite auf der anderen Seite“, sagt der „Hausherr“ lächelnd. Wer bei ihm einzieht, nutzt mit ihm gemeinschaftlich Küche und Essbereich im Mittelteil des Bootes; manchmal enden solche Zusammenkünfte im Herbst oder Winter auch mit einem Wein vor dem bullernden Pelletofen. Wie gut das Angebot ankommt, zeigt das Gästebuch. Einträge wie „Danke für wunderschöne Tage auf Wolke 7“ oder „ geschlafen wie ein Engel auf Wasser“ finden sich dort.

Technische Finessen sind eingebaut

Dass das Hausboot so gut ankommt, ist nicht nur auf die gute Lage und die schnelle Anbindung zur Innenstadt mit der S-Bahn zurückzuführen. Auch die Form spricht viele an. „Die runden Wände strahlen Geborgenheit aus, manche fühlen sich an eine Hobbit-Höhle erinnert“, freut sich der 43-jährige Architekt. Dabei ist sein Entwurf höchst komfortabel ausgestattet: Viele Abläufe werden via Bussystem gesteuert. Designregler an den Wänden weisen daraufhin. Das schließt die an den Pelletofen angeschlossene Fußbodenheizung unter dem Parkettboden ein. Außerdem sorgt eine Fotovoltaikanlage auf dem Dach für die klimaschonende Erzeugung von Strom; eine Pelletheizung im Unterbau des Pontons in Verknüpfung mit der Lüftungsanlage plus Wärmerückgewinnung für eine höchst energieeffiziente Beheizung.

Der Architekt hofft, dass diese Wohnform noch mehr Zuspruch in Hamburg findet. Auch bei den Banken. „Da es sich nicht um eine Immobilie konventioneller Art handelt, wollten sie keinen Kredit geben“, verrät der Planer. Tatsächlich habe er nur mit einem Privatkredit sein schwimmendes Heim bauen können. „Der Preis ist vergleichbar mit einem Haus inklusive Grundstück.“ Eine andere Hürde sei der Mangel an geeigneten Liegeplätzen. „Die Stadt kann kaum was tun: Sie besitzt nur wenige Grundstücke in Wasserlage.“

Genehmigungsleitfaden gibt Orientierung

Richtungsweisend empfindet der Architekt hingegen den vom Bezirk Mitte erstellten Genehmigungsleitfaden für Hausboote. Er ist kostenlos auf der Homepage der Hansestadt abrufbar und wird laut Wickersheim „auch anderen Kommunen eine wichtige Hilfe sein.“ Er selbst plant mit drei befreundeten Architekturbüros eine GmbH zu gründen (Coop Water House GmbH), um weit über Hamburgs Grenzen hinaus Hausboote und andere schwimmende Objekte zu planen und umzusetzen. Erste Anfragen aus China gibt es bereits.

Wie groß das Interesse an Wohnen auf dem Wasser ist, können auch Nicole und Jelle Makris bestätigen. Sie haben ihre Hausboote „Ulla“ und „Jan“ im alten Gauensieker Hafen in Drochtersen liegen. Die früheren Arbeitsschuten aus der DDR wurden von ihnen liebevoll zu modernen Wasserwohnungen umgebaut. In fröhliches Blau und Türkis getaucht mit schützenden Bambusmatten und Lounge-Möbeln auf den Oberdecks lassen sie schon von Weitem auf Bullerbü im Kehdinger Land, knapp eine Stunde entfernt von Hamburg, hoffen.

Wohnkajüte mit Kamin

Claudia und Karl-Heinz Charles aus Köln haben sich auf einem der Boote für eine Woche einquartiert. So ganz können sie ihren Glücksgriff in puncto Urlaubsdomizil noch nicht fassen. „Die Tage auf dem Boot waren bislang so erholsam.“ Es fehle ihnen an nichts. „Es gibt sogar eine Wanne im Bad und einen Kamin im Wohnzimmer“, schwärmt die Rheinländerin und zeigt dabei auf die liebevollen Arrangements in den Kajüten. Sogar ein Bad im Elbwasser könnten die beiden nehmen, wenn sie Lust dazu haben. „Die Wasserqualität in diesem Elbarm ist gut“, sagt Nicole Makris. Vielleicht macht dies das Paar beim nächsten Mal, wenn sie mit Freunden wiederkommen. Das haben sie bereits angekündigt. Ehepaar Makris freut es.

Die beiden haben sich 2002 entschieden, mit ihren beiden Söhnen von Altona ins alte Zollhaus im Gauensieker Hafen zu ziehen. Ihren Gästen bieten sie die kostenlose Nutzung von Fahrrädern und Kajaks an. „Waren Sie mal auf Krautsand?“, fragt Nicole Makris und meint damit die Elbinsel wenige Kilometer entfernt. „Das ist Karibik im Norden“, schwärmt sie. Von dort könne man auch gut das Kommen und Gehen der Containerschiffe beobachten. Es ist, wie so oft: Warum weit fahren, wenn das Schöne liegt so nah?!

• Weitere Infos finden Sie unter: www.hausboot-schwan.de und www.hausbootferien-elbe.de