Hamburg. Sanne Lehmann ist Architektin und Flugbegleiterin. Sie prüft die Ausstattung von Flugzeugen darauf, ob die Crew hier gut arbeiten kann.

Sitze, Küche, Getränkewagen, Oberschränke, Stauraum, Gänge, Ruheräume für die Crew, Toiletten – Sanne Lehmann sieht genau hin, wenn sie eine Flugzeuginnenkabine prüft. Prototypen noch in der Entwicklung oder fertige Ausstattungselemente testet sie darauf, ob die Crew damit vernünftig arbeiten kann. Die Architektin arbeitet in Teilzeit als Flugbegleiterin und verbindet mit ihrem Unternehmen Lehmann Cabin Interior Consulting die Expertise beider Jobs.

„Viele scheinbar kleine Teile haben oft eine große Auswirkung auf die reibungslose Arbeit von uns Flugbegleitern“, erzählt Sanne Lehmann. Als Architektin kennt sie die Sichtweise der Ingenieure, die neue Module eines Flugzeugs entwickeln, eine Ausstattung oder Designs überarbeiten.

„Ich möchte eine Brücke bauen, bestehende Module überprüfen, aber auch bei Herstellern von Kabinenelementen beratend bei der Entwicklung dabei sein“, sagt die 37-Jährige. Je früher Ingenieure und Designer erfahren, ob ihre Entwürfe auch im Arbeitsalltag funktionieren, desto kürzer ist die Produktionszeit – und desto wirtschaftlicher.

Einstieg als Stewardess nach dem Abi

Lehmann bringt einiges an Erfahrung mit: Nach dem Abitur, erzählt die gebürtige Aschaffenburgerin, wusste sie nicht recht, was sie beruflich machen wollte. Eine Freundin schlug vor, gemeinsam bei der Lufthansa als Flugbegleiterinnen anzufangen. Und so entdeckte Sanne Lehmann einen Job, der ihr bis heute Spaß macht.

Nach anderthalb Jahren aber begann sie mit Praktika bei Architekten und Schreinern, denn die Architektur interessierte sie. Bald nahm sie ihr Architekturstudium in Wiesbaden auf. Das finanzierte sie, indem sie in Teilzeit weiter als Stewardess arbeitete.

Nachdem sie das Diplom 2009 in der Tasche hatte, überlegte sie: Gehe ich in die Architektur oder bleibe ich beim Fliegen? „Ich habe bei einem Architekten gearbeitet und kannte den Arbeitsalltag. Ich mochte aber auch die abwechslungsreiche Aufgabe als Flugbegleiterin.“

Ihr Glück: Sie konnte beides machen, denn sie bekam bei Airbus in Hamburg die Gelegenheit, in einem dreijährigen Projekt als Test Engineer zu arbeiten. Dabei prüfte und bewertete sie alle Bestandteile der Kabine des neuen Flugzeugs A350 in den verschiedenen Flugphasen.

Unterstützung durch ein Seminar

Die Idee, ihre Expertise weiter anzubieten, schwebte lange in Lehmanns Kopf herum. „Ich war aber unsicher.“ Sie stieß auf das Seminar der Unternehmensberaterin Claudia Kirsch „Gründung in Teilzeit“.

Denn eine Firmengründung ist grundsätzlich auch nebenberuflich möglich. Die Botschaft hieß: Sorge für einen professionellen Auftritt, mach ein Konzept, wie Termine bei Kunden und Flüge vereint werden können. Denn Sanne Lehmann ist ja in ihrem Hauptjob in der Welt unterwegs. Doch dies funktioniert mit ihrem Consulting-Angebot gut.

„Ich gleiche regelmäßig meinen Einsatzplan bei der Lufthansa mit Geschäftsterminen meines Unternehmens ab“, sagt Lehmann. Bei Überschneidungen hat der Arbeitgeber Vorrang, die Gründerin jongliert viel mit den Terminen, „aber es kommt immer gut hin. Es geht, wenn man es will.“

Netzwerk aus mehreren Spezialisten

Lehmann ließ von Spezialisten ihren Unternehmensauftritt entwerfen. Finanziert hat sie die Gründung im April dieses Jahres selbst, die Auszahlung eines Bausparvertrages stand an.

Mit Flyern und Visitenkarten zog sie los zur Cabin Interior Ausstellung in Hamburg und stellte ihre Idee vor. Nun ist sie dabei, Kunden zu akquirieren und ihre Firma anzuschieben.

So baut sie auch an einem Netzwerk, zu dem auch Menschen aus anderen Berufen rund ums Fliegen gehören – wie etwa eine Pilotin oder ein sogenannter Ramp Agent – derjenige, der für alle Abläufe vom Catering über Tanken bis hin zur Gepäckverladung zuständig ist, sobald ein Flugzeug am Flughafen steht.

Die Idee dieses Netzwerks soll sein, die Beratung und Bewertung durch Lehmann Cabin Interior Consulting über kurz oder lang noch weiter auszubauen. Sanne Lehmann: „So werden wir mit mehr Experten viele Bereiche abdecken und noch mehr Know-how bieten.“

www.lehmann-cic.de