Die Vorteile klingen erst einmal gut, was die Verwendung von patienteneigenem Fettgewebe angeht, etwa um Brüste zu vergrößern oder Narben zu korrigieren: Das Gewebe stammt vom Patienten selbst und wird dadurch nicht vom Immunsystem abgestoßen. Auf Implantate aus Silikon oder anderem Material wird verzichtet. „Wir machen solche Eingriffe zunehmend“, sagt der plastische Chirurg Klaus Müller von der Asklepios Klinik in Wandsbek. „Wir entnehmen dafür mit Kanülen von höchstens drei Millimetern Durchmesser Gewebe an Stellen wie dem Bauch, den Beinen, dem Po oder den Kniekehlen und setzen es dann in die Brust ein.“ Pro OP-Sitzung könne maximal eine Körbchengröße mehr erreicht werden, es könnten jedoch gegebenenfalls mehrere Sitzungen im Abstand von drei bis vier Monaten durchgeführt werden.

Die Deutsche Gesellschaft der Plastischen, Rekonstruktiven und Ästhetischen Chirurgen spricht zwar von einem Trend zu solchen sogenannten autologen Fetttransplantationen. Die Präsidentin der Fachgesellschaft, Jutta Liebau, betont jedoch, dass es sich noch um „kein Standardverfahren zur Brustvergrößerung“ handele. Die Zahlen aus dem Jahr 2012 belegen dies: Mehr als 23.000 Implantate wurden in Brüste eingesetzt, mehr als 1500-mal arbeiteten die Operateure mit Fettgewebe der Frau.

„Die Menge an verwendetem Fettgewebe sollte pro Seite 250 Milliliter nicht überschreiten, denn sonst besteht die Gefahr, dass das Gewebe nicht gut durchblutet wird“, sagt die Professorin vom Diakonie-Krankenhaus Kaiserswerth in Düsseldorf. Dadurch könnten in den Brüsten Zysten, Verhärtungen oder Entzündungen entstehen. „Um das zu vermeiden, müssen die Chirurgen darauf achten, kleine Mengen an Fettgewebe gut verteilt einzubringen.“

Wissenschaftliche Langzeitbeobachtungen zu der Methode liegen bislang noch nicht vor. „Ärzte müssen im Vorfeld klären, ob die Frau eine Vorgeschichte mit Brustkrebs hat, also entweder selbst oder aber in der Familie“, sagt Liebau. „Es ist bislang in Studien nicht hinreichend geklärt, was mit dem Gewebe langfristig passiert.“