Mieter und Eigentümer haben die Wahl zwischen drei Varianten. Alles in einem Haushalt kommt dabei unter die Lupe. Ziel ist es, Kosten zu senken.

„Sie wohnen hier zu zweit?“ „Nein zu viert.“ „Baujahr des Hauses?“ „1961.“ Energieberater Bert Jenner von der Hamburger Verbraucherzentrale tippt die Infos in seinen Tablet-PC. „Frei stehendes Haus mit ausgebautem Dachgeschoss und Keller, insgesamt 150 Quadratmeter Wohnfläche.“ Ehepaar Walser liefert die Daten, die im elektronischen Formular noch fehlen. So startet der Gebäude-Energie-Check, mit dem Einsparmöglichkeiten aufgespürt werden sollen.

Der Stromrechnung ist zu entnehmen, dass die Verbrauchswerte eigentlich im normalen Bereich für einen Vierpersonenhaushalt in einem derartigen Gebäude dieses Alters liegen. Der Heizenergieverbrauch bewegt sich sogar im unteren Drittel des Spektrums. „Bis zu 45.000 Kilowattstunden pro Jahr dürften es sein“, sagt Jenner. Doch dies hält den Berater, der sich als Energieverbrauchsoptimierer versteht, nicht davon ab, nach Effizienzpotenzialen in diesem Haus zu suchen.

Schritt für Schritt geht er zunächst alle Haushaltsgeräte durch: „Gibt es eine Geschirrspülmaschine? Verwenden Sie LED- oder Energiesparlampen? Wird mit Strom oder Gas gekocht? Hat die Kaffeemaschine eine Warmhaltefunktion oder eine Isolierkanne? Aus welchem Jahr stammt der Kühlschrank?“ Keine Besonderheiten – bis auf die letzte Frage. Sie offenbart, dass der Kühlschrank bereits seit 20 Jahren in der Küche steht. Eindeutig zu alt. „Bei einem Alter von mehr als zehn Jahren lohnt sich der Austausch durch ein A+++-Gerät. Statt 500 Kilowattstunden und mehr verbrauchen neue Geräte dieser Kategorie nur 100 bis 120 Kilowattstunden jährlich. Wenn ich dann 400 Kilowattstunden pro Jahr einspare, sind das bei 25 Cent gut 100 Euro. Da kann man sich ausrechnen, wie schnell man sein Geld wieder heraushat“, sagt Jenner.

Als Nächstes will der Energieberater wissen, wie es um die Gebäudehülle bestellt ist. Gerade hier sind häufig Defizite auszumachen. Dabei geht es ihm nicht um eine mögliche komplette Dämmung des Gebäudes. Vielmehr rücken Dachbodenluke oder Kellerdecke in den Fokus: Sie können mit einfachen Mitteln kältefest gemacht werden. „Wenn die Kellerräume nicht beheizt sind, ist eine Dämmung absolut sinnvoll. Schon damit schafft man es, die Temperatur des Bodens darüber um mehr als zwei Grad anzuheben.“

Die Kosten dafür sind überschaubar: In Eigenleistung angeklebte zehn Zentimeter starke Dämmplatten bekommt man im Handel bereits ab etwa 10 Euro pro Quadratmeter. Ein überschaubarer Aufwand für eine geringere Heizungsrechnung und warme Füße, findet auch Familie Walser. Die Komplettlösung fällt dagegen durch. „Über die Dämmung der gesamten Gebäudehülle könnte man zwar bis zu 20 Prozent des Gesamtenergieverbrauchs einsparen. Doch Aufwand und Investitionskosten sind bei alten Immobilien sehr hoch“, sagt Jenner. „Die Amortisationszeiten liegen leicht bei mehr als 20 Jahren.“

Das Gleiche gilt für die Fenster. Auch hier lohnt ein Austausch nur, wenn sie wirklich alt sind. „Auf dem Markt werden zwar viel bessere Modelle angeboten, als im Haus der Walsers verbaut worden sind. Holzfenster liegen aber bei 450 bis 500 Euro den Quadratmeter“, hebt der Energieexperte hervor. Bezogen auf das ganze Haus würden so leicht Kosten von rund 15.000 Euro entstehen. „Die Einsparungen liegen aber lediglich bei vier Prozent der gesamten Energiekosten“, sagt Jenner. Entsprechend lang sei die Amortisationszeit.

Auch das Thema Heizen muss differenziert betrachtet werden. Über die Effizienz entscheidet nicht nur das Alter des Kessels, sondern auch die richtige Einstellung. „Wärmeverluste lassen sich leicht erkennen, etwa wenn der Heizungsraum sehr warm ist“, weiß der Verbraucherberater. Bei Familie Walser sind es vor allem die nicht isolierten Leitungen, die für hohe Temperaturen sorgen. Das ist zwar günstig, um ganzjährig Wäsche zu trocknen, belastet aber die Energiebilanz. Dafür gibt es keine Heizkörpernischen, die die Wärmezirkulation stören. Ein Pluspunkt in Bert Jenners Formular.

„Bleiben Sie hier nur sitzen oder gucken Sie sich auch etwas an?“, fragt Oliver Walser nach gut einer Stunde angeregter Unterhaltung. Nein, antwortet der Energieberater. „Viele Defizite lassen sich zwar mit der nötigen Erfahrung bereits im Rahmen eines Gespräches klären. Trotzdem steht am Ende jedes Energie-Checks auch ein Rundgang durchs Haus.“

Am Ende ist Ehepaar Walser mehr als zufrieden, denn viele Einzelmaßnahmen der vergangenen Jahre – angefangen von Energiesparlampen bis zum gedämmten Wintergarten – haben sich als richtig und wirkungsvoll erwiesen. Zudem wissen die Walsers jetzt, wo sie noch sinnvoll investieren können: etwa in einen neuen Kühlschrank oder in die Dämmung der Kellerdecke. „Ich erwartete Tipps, wie man mit sinnvollem Engagement Energie sparen kann. Genau die habe ich heute bekommen. Das ist eine super Sache. Schreiben Sie das!“, resümiert der Hausbesitzer. Da dieser erweiterte Gebäude-Energie-Check vom Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie (BMWi) gefördert wird, mussten die Walsers dafür nicht mehr als 20 Euro zahlen. Er umfasst eine Überprüfung des Stromverbrauchs, der Qualität der Gebäudehülle, der Heizung sowie der Möglichkeit, erneuerbare Energien einzusetzen. Ist eine Brennwertheizung vorhanden, lohnt der sogenannte Brennwert-Check. Hier wird dann per Messung geprüft, ob die Anlage optimal arbeitet und richtig eingestellt ist. Dieser Check kann nur in der Heizperiode durchgeführt werden und kostet 30 Euro. Bei beiden Varianten ist ein abschließender Kurzbericht inklusive. Dies gilt auch für den Basis-Stromspar-Check, der nur 10 Euro kostet und den einkommensschwache Haushalte sogar kostenlos abrufen können. Hier überprüft ein Energieberater dann den Stromverbrauch und gibt Spartipps. Modernisierer, die sich darüber hinaus informieren wollen, können auf den Ratgeber „Heizung und Warmwasser“ zurückgreifen. Ihn gibt es für 9,90 Euro im Infozentrum der Verbraucherzentrale Hamburg an der Kirchenallee 22. Er gibt einen Überblick über Energieträger und zeigt die Vorteile moderner Technologien wie Solarkollektoren, Pelletheizungen und Wärmepumpen auf. Mehr unter www.vzhh.de