Immobilienverwalter übernehmen vielfältige Aufgaben. Eine einheitliche Qualifizierung für den Job gibt es jedoch nicht

Wenn Hein Diekmann, der als Inhaber der PlusQuadrat ImmobilienService langjährige Branchenerfahrung mitbringt, über seine Aufgaben und sein umfangreiches Arbeitsgebiet spricht, wird es facettenreich, denn Immobilien- und Wohnungsverwalter müssen als Bindeglied und Vermittler zwischen Eigentümern und Mietern von Berufs wegen Multitalente sein.

„Da kommt einiges an sehr unterschiedlichen Aufgaben zusammen“, sagt Diekmann, „das Kaufmännische in Form von Mietbuchungen und Nebenkostenabrechnungen, die technische Seite, wenn es um die Instandhaltung, den Um- oder Ausbau der anvertrauten Gebäude geht, und die juristische Seite, die etwa bei Mietstreitigkeiten zum Tragen kommt.“ Darüber hinaus müsse man auch noch kommunikative und diplomatische Fähigkeiten mitbringen um als Verwalter etwa in Wohnungseigentümergemeinschaften und dort vor allem auf den jährlichen Sitzungen sicher zu agieren. „Man muss sich um alles kümmern und über alles Bescheid wissen“, sagt der langjährige Hausverwalter.

„Immobilienverwalter tangieren viele Bereiche. Eine einheitliche Qualifizierung gibt es aber nicht“, sagt Frank Luckhardt, 1. Vorsitzender des Verbandes Deutscher Hausverwalter e.V. In den letzten Jahren hätten sich daher ganz unterschiedliche Berufsgruppen auf diesen Bereich spezialisiert, so etwa Makler, Architekten, Betriebs- und Volkswirte, Juristen und Steuerberater. Mittlerweile gebe es aber auch Ausbildungen, etwa die zum Kaufmann der Grundstücks- und Wohnungswirtschaft oder zum Immobilienfachwirt, die zumindest Teilaspekte vermittelten.

In diesem weiten Tätigkeitsfeld den richtigen Partner für die eigene Immobilie oder eine Wohneigentümergemeinschaft zu finden ist nicht einfach. „Man gibt dem Verwalter einen großen Wert an die Hand. Da muss die Chemie stimmen“, sagt Frank Luckhard und empfiehlt, sich mindestens drei Referenzen aus dem avisierten Tätigkeitsfeld zeigen zu lassen. „Geht es um ein Mietshaus, sollten die Arbeitsproben auch aus diesem Gebiet stammen, das gilt entsprechend, wenn eine Verwaltung für eine Wohnungseigentümergemeinschaft gesucht wird.“ Zudem sollte ein Verwalter auch aus der Region kommen, in der die zu betreuende Immobilie liege, um bei Problemen schnell vor Ort sein zu können.

Der Bedarf an Dienstleistungen dieser Art stieg in den vergangenen Jahren ständig, da auch der Anteil an Wohneigentum zunimmt. Nach Angaben des Dachverbandes Deutscher Immobilienverwalter e.V. (DDIV) werden in der Bundesrepublik aktuell über 9,3 Millionen Eigentumswohnungen von rund 23.000 hauptberuflichen Immobilienverwaltungen betreut. Der DDIV vertritt deutschlandweit 1700 Mitgliedsunternehmen mit rund 2,3 Millionen verwalteten Einheiten und sieht einen dringenden Handlungsbedarf, die professionelle Erhaltung und Verwaltung von Immobilien zu fördern. Daher engagiert sich der Verband auch sehr für die fachliche Qualifizierung seiner Mitglieder.

„Ohne qualifizierte und professionelle Immobilienverwalter sind die Energiewende und ein altersgerechter Umbau in Wohnungseigentümergemeinschaften nicht zu leisten,“ mahnt Martin Kaßler, Geschäftsführer des DDIV. Nur fachlich versierte Immobilienverwalter überblickten die vielfältigen Anforderungen und gäben Wohnungseigentümern Hilfestellung bei der Umsetzung. Seit Langem fordert der DDIV deshalb die Einführung von Fachkundenachweisen.

Auch das Thema der Versicherungspflichten von Immobilienverwaltern ist noch ungeklärt. „Für unsere Mitglieder ist zumindest eine Vermögensschadenhaftpflicht-Versicherung verpflichtend“, sagt Luckhard. Der DDIV fordert darüber hinaus, auch eine Vertrauensschadenversicherung sowie eine Betriebs- beziehungsweise Berufshaftpflichtversicherung in der Gewerbeordnung vorzuschreiben, um Verbrauchern mehr Sicherheit zu geben.

In der Branche gibt es jedoch einen Trend zur Professionalisierung. „Die Zeiten der Küchentisch-Verwalter sind endgültig vorbei“, sagt Experte Hein Diekmann. „Hinzu kommt außerdem: Es gibt immer mehr Aufgaben. Aktuell beispielsweise die Verpflichtung zur Legionellenprüfung und die Umstellung des Zahlungsverkehrs auf das neue SEPA-Verfahren, vor ein paar Jahren waren es die separate Ausweisung haushaltsnaher Dienstleistungen, der Einbau von Rauchwarnmeldern und Wärmezählern sowie das Thema der energetischen Sanierung. Dazu kommen immer wieder Neuerungen im Wohnungseigentümergesetz (WEG). Man ist in diesem Beruf ständig mit Neuem konfrontiert.“

Ein weiterer Aspekt ist laut Diekmann, dass man in seinem Beruf auf alle Maßnahmen, die rund um die Immobilie ergriffen werden, stets mit dem besonderen Blick des Verwalters schauen müsse. „Passt man bei Handwerkern nicht auf, was sie bauen, oder bei Architekten, was sie planen, bekommt man oft Lösungen, die gut aussehen, aber unpraktisch und pflegeintensiv sind“, sagt Diekmann. Denn zu den Aufgaben des Verwalters gehöre es, jede Maßnahme und Ausführung durch beauftragte Firmen immer unter dem Aspekt der Langfristigkeit und Nachhaltigkeit zu betrachten. Darauf sei der Beruf schließlich angelegt.

Aber es gebe natürlich auch durchaus positive Seiten in seinem vielseitigen Job, meint Diekmann. Wenn sich ein Gebäude, das man in schlechtem Zustand übernommen habe, durch geeignete Baumaßnahmen und gute Entscheidungen so entwickle, dass die Einnahmen nach oben gingen und sowohl die Eigentümer wie auch die Mieter zufrieden seien, dann mache der Job sogar richtig Spaß.