Bevor es kalt und nass wird, raten Experten zur Kontrolle vom Keller bis zum Dach. Energiespartipps werden auf zahlreichen Veranstaltungen gegeben. Schon kleine Maßnahmen können in der kommenden Heizsaison das Portemonnaie schonen.

Manche haben längst zu Pinsel und Farbe oder anderem Gerät gegriffen, um anstehende Reparaturarbeiten am Haus zu erledigen. Wer es noch nicht geschafft hat, sollte sich nicht mehr so viel Zeit lassen, um vordringliche Arbeiten vor Beginn der kalten und nassen Jahreszeit entweder selbst oder von Dritten vornehmen zu lassen.

Zahlreiche Verbände und Verbraucherschutzorganisationen scheinen dies ähnlich zu sehen. Sie informieren in den nächsten Tagen und Wochen kostenlos in zahlreichen Veranstaltungen über Maßnahmen, wie man ein Gebäude gut dämmen und die Heizkosten insgesamt senken kann.

Die Verbraucherzentrale Hamburg beispielsweise veranstaltet eine Aktionswoche „Heizsaison“ (26. August bis 6. September) und bietet in diesem Zusammenhang am 27. August und 3. September jeweils ab 18.30 Uhr kostenlose Vorträge an der Kirchenallee 22 zum Thema an. Referent ist Energieberater Michael Hell. Er gibt einen Überblick über die wichtigsten Aspekte energieeffizienten Heizens: von der optimalen Anlagennutzung über umweltfreundliche Techniken bis hin zu Fördermitteln. Seine Beobachtung: „Selten bekommen wir Heizungsanlagen zu sehen, bei denen alles stimmt. Meistens sind Rohrnetze, Heizflächen und Pumpen nicht gut aufeinander abgestimmt.“ Nutzen aus den Beratungen können auch Mieter ziehen. „Auch bei ihnen können sich schon wenige Verhaltensänderungen positiv auf die nächste Heizkostenabrechnung auswirken.“

Viele Eigentümer beschäftigt vor allem die Frage: nachbessern oder ein neues Heizsystem anschaffen? Antworten darauf erhalten Eigentümer nicht nur in Michael Hells Vorträgen, sondern auch im Rahmen spezieller Beratungstage. Sie werden vom EnergieBauZentrum in Kooperation mit dem Zentrum für Energie, Bauen, Architektur und Umwelt (ZEBAU GmbH) sowie dem Büro DR Architekten veranstaltet. Sie starten im Bezirk Bergedorf am 26.August, werden weitergeführt am 2.September in den Bezirken Mitte und Harburg und enden am 3. September in den Bezirken Wandsbek und Altona. „Die Beratung ist kostenfrei und unabhängig, erstreckt sich auch auf die Themen Fensteraustausch und Dämmung“, sagt ZEBAU-Geschäftsführer Peter-M. Friemert. Seiner Erfahrung nach lässt sich viel Geld bereits über den hydraulischen Abgleich sparen. „Im Grunde verhindert diese Maßnahme eine Über- oder Unterversorgung von Heizkörpern und optimiert damit die Wärmeverteilung im Haus.“ So könnten in einem 125-m2-Einfamilienhaus schnell über 100 Euro jährliche Heizkosten eingespart werden, sodass sich die Maßnahme schon nach drei Jahren bezahlt mache. „Besonders Gebäude, die nach 1978 gebaut wurden und damit schon eine bessere Außendämmung besitzen, können oftmals mit einem hydraulischen Abgleich hohe Einsparerfolge erreichen“, sagt der Experte.

Die Maßnahme sollte eine Fachfirma ausführen. Sie beinhaltet neben der Heizlastberechnung das Einstellen der Thermostatventile, der Pumpe und der Heizungsregelung. Die IFB Hamburg fördert den hydraulischen Abgleich mit einem Zuschuss in Höhe von 40 Prozent, höchstens jedoch mit 250 Euro je Anlage – wenn das Haus dabei umfassend modernisiert wird.

Einen kostengünstigen Check ihrer Anlage können auch Eigentümer mit Brennwertheizung abrufen. „Dank der Förderung durch das Bundeswirtschaftsministerium fällt dafür lediglich ein Kostenbeitrag von 30 Euro an“, teilt die Verbraucherzentrale Hamburg mit. Sie bietet diesen Service über eigene Energie-Experten an. „Zu spät für eine Modernisierung ist es jedenfalls nie“, sagt Friemert. „Volle Auftragsbücher der Handwerksbetriebe sollten niemanden abschrecken, qualifizierte Handwerksleistung abzurufen und sich günstige Winterrabatte zu sichern. Und Energie wird nicht preiswerter, wie man beobachten kann.“

Das belegt auch der neue Betriebskostenspiegel für Deutschland, den der Deutsche Mieterbund (DMB) am Donnerstag vorgestellt hat. Danach sind die Kosten für Heizung und Warmwasser im Abrechnungsjahr 2011 weiter angestiegen. Zwischenzeitlich müssen für diese „warmen Betriebskosten“ 1,24 Euro pro Quadratmeter und Monat gezahlt werden. Das sind für eine 80 Quadratmeter große Wohnung rund 1200 Euro pro Jahr, wie der DMB errechnet hat. Insgesamt machten die warmen Betriebskosten damit 55 Prozent aller tatsächlich gezahlten Betriebskosten im Jahr 2011 aus.

Es geht also darum, die Heizkosten so niedrig wie möglich zu halten. Das Dach, Fenster, Türen und die Fassade sollten daher kritisch unter die Lupe genommen werden. Wo Dachpfannen verrutschen, kann beispielsweise Regenwasser eindringen und die Dämmschicht durchnässen. Auch Fallrohre und Regenrinnen, Dachflächenfenster, Gauben, Zinkeindeckungen an Kehlen und Graten sowie Schornsteine samt den Trittstufen gehören dazu.

Um ein Verstopfen der Dachrinnen durch Laub zu verhindern, kann man ein Gitter montieren. Nach Angaben der Heimwerkerschule DIY-Academy in Köln bestehen diese meist aus einem feinmaschigen Kunststoffgewebe, das sich mit einer normalen Schere zuschneiden lasse. Es wird gewölbt in die Rinne gelegt oder mit Klammern im Abstand von 40 Zentimetern an die teils geschwungene Kante der Rinne befestigt. Wer darauf verzichtet, riskiert, dass Regenwasser überläuft und die Fassade beschädigt.

Auch das Streichen von Holzfenstern lässt sich mit ein wenig Geschick und richtigem Werkzeug selbst vornehmen. „Erst einmal muss jedoch der alte Lack ab“, rät Hans-Jürgen Reinbold, Ratgeberautor für die Stiftung Warentest in Berlin. Die Schicht müsse richtig abgeschliffen oder mit Beize entfernt werden. Vor dem ersten Pinselstrich sollte man kontrollieren, ob Feuchtigkeit zwischen Verglasung und Rahmen eingedrungen ist. Sei dies der Fall, müsse man die Reste der kaputten Dichtung wie spröden Kitt und sich lösende Silikonversiegelung entfernen.

Nach der ersten Lackschicht sollte ein Zwischenschliff erfolgen

Risse im Holz könne man mit farblich passendem Holzkitt füllen. Weil das Material sich beim Trocknen zusammenziehen kann, müssten vielleicht weitere Schichten aufgetragen werden. Dabei sollte jede Schicht vor dem Auftragen der nächsten trocknen. Ist die komplette Stelle ausgehärtet, wird sie bündig abgeschliffen, grundiert und lackiert. Reinbold empfiehlt nach der ersten Lackschicht einen Zwischenschliff.

Ludger Küper, Direktor des Paint Quality Instituts in Schwalbach, rät Heimwerkern, Acryllack statt Kunstharzlack zu verwenden. „Acryllack mit dem Umweltzeichen Blauer Engel ist elastischer.“ Und er trockne auch schneller als Kunstharzlack.

Wo kein Streichen notwendig ist, rät der Verband Privater Bauherren, die Scharniere zu prüfen: Sind sie noch gut geschmiert, schließen die Fenster noch fest oder müssen sie eventuell nachjustiert werden? Typische Verschleißprodukte seien die Dichtungslippen aus Gummi. Sie müssten alle paar Jahre ersetzt werden. Wer sich das nicht selbst zutraut, sollte damit einen Fensterbauer beauftragen. Diese Lohnkosten sind übrigens steuerlich absetzbar, wie im kostenlosen VPB-Ratgeber „Steuern sparen mit Handwerkerrechnungen“ nachzulesen ist.

Das gilt auch, wenn man Dritte mit der Gehwegreinigung im Herbst und im Winter beauftragt. „Wer sich im Winter nicht mehr mit der Schnee- und Eisbeseitigung auf den Geh- und Zufahrtswegen beschäftigen möchte, sollte sich bereits jetzt ein Unternehmen für diese Arbeit suchen“, rät Heinrich Stüven, Vorsitzender des Grundeigentümerverbandes Hamburg.

Überhaupt, der Außenbereich: Hecken können jetzt noch stark gekürzt werden, ebenso Sträucher und Bäume. Ein Tipp, den Gartengerätehersteller Dolmar mit Blick auf Gerätschaften wie Heckenschere, Vertikutierer etc. macht: Werden sie mit Akkus betrieben, sollten diese im Winter im geladenen Zustand und bei Zimmertemperatur aufbewahrt werden, da sie sonst träge und leistungsschwach werden. Alles andere gründlich reinigen, um Rost und die Übertragung von Krankheiten über verdreckte Messer und Klingen zu verhindern. Bei Benzin-Geräten wird empfohlen, den Treibstoff abzulassen und das Öl zu wechseln.

Termine zu den Spezialberatungstagen können unter Tel. 35905822 vereinbart werden oder per E-Mail an energiebauzentrum@elbcampus.de. Anmeldungen zu den beiden Vorträgen der Verbraucherzentrale auf www.vzhh.de oder unter Tel. 24832250. Unter dieser Nummer ist auch die Energie- und Klimahotline der Verbraucherzentrale zum Ortstarif erreichbar.