Regelmäßige Pflege, Vorbeugung und die richtige Bürste tragen entscheidend zur Mundhygiene und -gesundheit bei. Ein Experte gibt Empfehlungen

Wie jeder seine Zähne vor Karies schützen kann und was zur optimalen Zahnpflege zwingend dazugehört, erklärt der Zahnarzt Sebastian Ziller, der zugleich Leiter der Abteilung Prävention und Gesundheitsförderung bei der Bundeszahnärztekammer in Berlin ist.

Hamburger Abendblatt:

Was ist die Hauptgefahr - bestimmte Lebensmittel oder die falsche Zahnpflege?

Sebastian Ziller:

Beides spielt eine Rolle. Karies entsteht durch ein Zusammenwirken von Kohlenhydraten, vor allem Zucker, und Bakterien, die diese Kohlenhydrate abbauen und dabei Säure produzieren. Dabei brauchen Bakterien ausreichend Zeit. Die Säure wirkt auf den Zahnschmelz ein und verursacht dort Schäden, indem Mineralien herausgelöst werden - so entsteht dann über einen größeren Zeitraum das allseits bekannte "Loch". Um Karies zu vermeiden muss der Zahnbelag, in welchem die Bakterien leben, mechanisch - also durch Putzen - entfernt werden. Und zwar täglich. Eine zahngesunde Ernährung soll wenig zuckerhaltige Lebensmittel - dazu zählen auch Softgetränke - umfassen und viele kauintensive Lebensmittel beinhalten. So wird beim Kauen von Vollkornprodukten, Obst und rohem Gemüse der Speichelfluss verstärkt angeregt. In den Anfangsstadien ist Karies heilbar.

Gibt es gesunde Süßigkeiten?

Ziller:

Ja, es gibt tatsächlich zahnfreundliche Süßigkeiten. Diese zahnfreundlichen Bonbons, Gummibärchen oder Schokolade und Kaugummi kann man an dem weißen Zahnmännchen mit dem Schirm auf rotem Grund als Markenzeichen der "Aktion Zahnfreundlich" auf den Verpackungen erkennen. Der Nachweis dieser zahnfreundlichen Eigenschaften wird an einer Universität wissenschaftlich für Produkte erbracht und bei bestandenem Test mit dem international geschützten Warenzeichen ausgewiesen.

Woran hapert es bei der Zahnpflege?

Ziller:

Da ist zum einen zu beobachten, dass häufig zu kurz, unsystematisch, mit falscher Technik und mit häufig zu hohem Putzdruck geputzt wird. Auch die Zahnzwischenräume werden bei der Reinigung oftmals "vergessen", denn die Zahnbürste erreicht nur 70 Prozent der Zahnoberfläche. Bei kleinen Kindern sollten die Eltern in der Regel bis zur zweiten Klasse die Zähne unbedingt immer noch zusätzlich nachputzen, denn das Zähneputzen ist motorisch ein hochkomplexes Geschehen. Die optimale Mundpflege sieht wie folgt aus: Zweimal täglich Zahnpflege mit Hand- oder elektrischer Zahnbürste sowie einmal täglich die Zahnzwischenräume mithilfe von Zahnseide oder Zahnzwischenraumbürsten reinigen. Und überdies ist die einmal tägliche Reinigung der Zungenoberfläche mithilfe von Zungenschabern durchaus sinnvoll.

Welche Zahnbürste ist ratsam?

Ziller:

Die Zahnbürste, die man regelmäßig benutzt, ist immer die richtige Zahnbürste. Die ultimativ richtige Zahnbürste für alle gibt es nicht. Die Entscheidung zwischen elektrisch oder per Hand sollte jeder am besten nach Beratung mit dem Zahnarzt für sich entscheiden. Für Handzahnbürsten gilt generell, dass sie einen kleinen Bürstenkopf für die Reinigung jedes einzelnen Zahnes haben sollten. Ideal sind weiche Borsten, die abgerundet sind, um Verletzungen des Zahnfleisches zu vermeiden. Der Druck beim Zähneputzen sollte nicht mehr als 100 bis 150 g Auflagegewicht entsprechen. Die Stellung der Borsten ist hingegen zweitrangig - wichtig ist, dass schrubbende Bewegungen vermieden werden. Für viele Menschen ist die Handhabung einer elektrischen Zahnbürste einfacher, da in ihre Bewegungen die Zahnputztechnik bereits integriert ist. Ansonsten gelten die gleichen Regeln wie für das manuelle Putzen. Jeder Zahn muss erreicht und ohne starken Druck gereinigt werden. Da sich sowohl manuell als auch elektrisch derselbe Reinigungseffekt erzielen lässt, kann die Auswahl der Zahnbürste nach individuellen Vorlieben erfolgen. Wer lieber mit der elektrischen Zahnbürste putzt, kann zwischen oszillierenden Bürsten, deren Bürstenkopf in sämtliche Richtungen rotiert, oder Bürsten, die mit Ultraschall arbeiten, wählen. Die Investition in ein elektrisches Modell ist insbesondere für ältere oder pflegebedürftige Menschen empfehlenswert.

Was ist beim Putzen zu beachten?

Ziller:

Die Borsten dürfen nicht zu hart und der Anpressdruck der Bürste an die Zähne darf nicht zu stark sein. Es empfehlen sich weiche bis mittlere Härtegrade, damit das Zahnfleisch, aber auch die Zahnoberfläche nicht verletzt werden. Wichtig ist, alle acht bis zwölf Wochen eine neue Bürste zu benutzen, denn dann lässt die Putzwirkung nach. Zur Zahnputztechnik gibt es unterschiedliche Empfehlungen. So kann man die Zahnbürste mit leicht rüttelnden Bewegungen am Zahnfleisch ansetzen hin zur Zahnoberfläche führen, wobei Innen- und Außenflächen der Zähne in gleicher Art und Weise mit dieser Mischung aus Rütteln und Wischen gereinigt werden. Die Kauflächen können dann geschrubbt werden.

Welche Zahncreme ist die Richtige?

Ziller:

Auf jeden Fall sollte eine Zahnpasta Fluoride enthalten, die hoch wirksam vor Karies schützen. Die breite Palette an fluoridhaltigen Zahnpasten, die im Handel angeboten wird - für empfindliche Zähne, gegen Zahnfleischbluten, für frischen Atem, mit und ohne Menthol -, ist komplett für die Zahnpflege geeignet.

Wie sieht es mit einer professionellen Zahnreinigung aus?

Ziller:

Eine regelmäßig vollständige Beseitigung aller Zahnbeläge von allen Zahnoberflächen ist sehr anspruchsvoll. Zudem sind viele Bereiche im Mundraum durch Füllungen, Kronen oder Zahnersatz schwer zugänglich. Deswegen ist die professionelle Zahnreinigung eine sehr sinnvolle Maßnahme. Wie oft dies erforderlich ist, hängt vom individuellen Erkrankungsrisiko ab. Bei einer Zahnbettentzündung (Parodontitis) oder einem hohen Kariesrisiko ist sie mehrfach im Jahr sinnvoll. Die Kosten betragen für den Patienten im Schnitt zwischen 60 und 160 Euro.

Woran sollte der Patient nicht sparen?

Ziller:

Vorbeugen ist das Wichtigste. Schon vor 13 Jahren stellte die Stiftung Warentest zu professionellen Prophylaxemaßnahmen fest: "Manchmal ist es gut, sich Profis anzuvertrauen. Das gilt auch für die Mundhygiene. Wer wirklich Wert auf intakte Zähne und gesundes Zahnfleisch legt, kommt um professionelle Zahnreinigung nicht herum. ... Das Geld ist sehr gut angelegt." Diesem Resümee der Verbraucherschützer ist nichts hinzuzufügen.