Manche Reparatur lohnt nicht mehr, sagen die PC-Hersteller. In vielen Fällen kann der Computer-Doktor helfen. Zum Beispiel Alexander von Appen.

Ziemlich sauer wirkt der Kunde, der in der Werkstatt vor Alexander von Appen steht. Er hat einen etwa zweieinhalb Jahre alten Rechner unter dem Arm. Für den Reparaturservice des Herstellers war die Sache klar: wirtschaftlicher Totalschaden. "Die haben mir gesagt, ich kann das Ding wegwerfen. Eine Reparatur würde 900 Euro kosten. Bei einem zweieinhalb Jahre alten Gerät, das neu 2000 Euro gekostet hat, lohne sich das nicht mehr", berichtet der Mann.

Besonders ärgerlich ist so etwas immer dann, wenn gerade die gesetzliche Garantie oder eine teure Zusatzgarantie ausgelaufen ist. Am Ende war nur das eingebaute Netzteil defekt. Für Ersatzteil und Reparatur des Gerätes einer amerikanischen Kultmarke waren am Ende 250 Euro fällig.

Entsorgen statt reparieren - auf diese Weise kommen in Deutschland Zehntausende Tonnen Elektronikschrott pro Jahr zusammen. Die könnten vermieden werden, ist von Appen überzeugt. Mit seinem Unternehmen Hanseon hat er sich auf die Reparatur von Computern spezialisiert und bringt es im Jahr auf etwa 2000 Instandsetzungen in der eigenen Werkstatt. Den größten Anteil bilden Notebooks. "Die häufigste Fehlerursache sind die Lötverbindungen auf der Hauptplatine", hat von Appen festgestellt. Dadurch, dass sich die Geräte im Innern häufig enorm erhitzen, ermüden mit der Zeit die Lötstellen, mit der einzelne Bauteile, wie etwa die Grafikkarte, auf der Platine angebracht sind.

Durch diesen thermischen Verschleiß fehlt irgendwann der Kontakt, und das Gerät zeigt nach dem Einschalten kaum noch eine Reaktion. Früher war dies das sichere Todesurteil für das Notebook. Denn die Lötstellen auf der Platine einzeln auszubessern erfordert eine sehr teure Ausrüstung. Von Appen, ein Mitzwanziger, dem man den Spaß am Lösen von kniffligen Problemen auch im Gespräch anmerkt, setzt auf einen anderen Lösungsansatz.

Die Hauptplatine des mobilen Rechners wird dabei ausgebaut. In einer speziellen Vorrichtung wird der kritische Bereich mit einem Wärmestrahler erhitzt, zusammengepresst und danach wieder abgekühlt. Das klingt einfach. In der Praxis gehört allerdings viel Erfahrung dazu, die richtige Temperaturkurve zu finden. In 80 Prozent der Fälle können die Profis in von Appens Werkstatt die "kalten Lötstellen" wieder zum Leben erwecken und damit das Notebook retten. Ansonsten würden die Geräte wohl im Schrott landen. So eine Reparatur kostet den Kunden pauschal 130 Euro. Klappt es nicht, muss auch nicht gezahlt werden.

Über einen Mangel an Arbeit kann sich von Appen nicht beklagen. Allerdings beobachtet er einen Trend, den er unter dem Gesichtspunkt der Nachhaltigkeit für problematisch hält. Die Industrie produziert immer mehr Wegwerf-Produkte. Er macht das am Beispiel der sehr modernen Ultrabooks fest. Viele Geräte sind heute sehr dünn und geklebt. Geht da zum Beispiel das Display kaputt, muss gleich der ganze Notebookdeckel gewechselt werden, sofern er denn verfügbar ist.

"Ultrabooks sind kaum zu reparieren, also Wegwerfartikel", stellt von Appen klar. Er empfiehlt Interessierten, sich vor dem Kauf zu fragen, ob es wirklich auf die 300 Gramm oder die vier Millimeter Unterschied zu einem konventionellen Gerät ankommt.

Alternativen gibt es durchaus. So hat zum Beispiel Lenovo, bekannt für seine legendär haltbare ThinkPad-Reihe, mittlerweile auch sehr kostengünstige Einsteigermodelle im Angebot. Die sind nicht nur dramatisch preiswerter als Ultrabooks. Sie sind auch deutlich wartungsfreundlicher. Ein ordentlich ausgestattetes 13-Zoll-Modell mit mattem Display gibt es im Onlinehandel schon für weniger als 500 Euro. Mit nur drei Standardschrauben lässt sich der gesamte Geräteboden lösen. Die Aufrüstung von Arbeitsspeicher, Festplatte oder die Erweiterung mit einer SSD-Steckkarte für die Beschleunigung des Systems wird so zu einer sehr überschaubaren Angelegenheit für den Profi oder den ambitionierten Laien. In dem Fall gilt: Die günstigen, wartungsfreundlichen Modelle sind im Vergleich zu den mit viel Werbegeld propagierten Ultrabooks die ökologische Alternative.

In der Vergangenheit galt: Mit einem neuen Betriebssystem wird auch neue Hardware fällig. Denn die Anforderungen an die Rechenleistung stiegen mit jeder neuen Windows-Version. Das ist heute nicht mehr so. Allerdings gibt es in umgekehrter Richtung Probleme. Ältere PC-Nutzer, die sich an das seit Windows 95 gepflegte Bedienkonzept von Microsoft gewöhnt hatten, tun sich häufig schwer mit Windows 8 auf dem neu erworbenen Rechner. Zwar lässt sich grundsätzlich darauf auch das "alte" Windows 7 installieren. Lizenzrechtlich ist das auch kein Problem, denn das Downgrade-Recht räumt Microsoft bei neu gekauften Computern ausdrücklich auch Privatkunden ein. Allerdings müssen unter Umständen vor der Installation ein paar Einstellungen im sogenannten BIOS, dem Langzeitgedächtnis auf der Platine des Rechners, geändert werden. Das erfordert ein wenig Fachwissen und ist nicht jedermanns Sache.

Wenn ein Computer immer langsamer wird oder nicht mehr richtig funktioniert, muss das nicht an der Hardware liegen. Schadsoftware aus dem Internet oder eine unzweckmäßige Konfiguration sind häufig die Ursache. Rechner werden auch langsam, weil sich jede Menge Datenmüll ansammelt. Häufig beginnt das schon mit dem Kauf. Auf vielen Rechnern ist verschiedenste Testsoftware installiert. Für die Hersteller ist das ein lohnendes Nebengeschäft. Denn wenn der Notebookkäufer die vorinstallierte Testsoftware per Mausklick kauft, fließt eine Provision an den Hersteller. Der bessert so seine Marge auf. In vielen Fällen braucht es weniger Zeit, das gesamte System neu zu installieren, als die unnötige Software gründlich zu entfernen.

Immer dann, wenn der Rechner noch läuft und eine Verbindung zum Internet herstellen kann, ist Fernwartung auch ein Weg, um Probleme zu lösen. Dabei lädt man eine Software von der Website der Werkstatt herunter und installiert sie. Der Techniker bekommt so Zugriff auf den heimischen Rechner. Probleme - wie zum Beispiel ein Drucker, der nach einem Update nicht mehr funktioniert oder auch eine Infektion mit Schadsoftware - können auf diese Weise häufig aus der Ferne behoben werden. Abgerechnet wird im Viertelstundentakt. Meist kann der Techniker schon nach wenigen Minuten sagen, ob er das Problem online lösen kann oder nicht. Im besten Fall kostet es 25 Euro für die erste Viertelstunde, und das Gerät läuft wieder, ohne dass man in die Werkstatt muss.

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