Wie Bootsbesitzer sich fit machen können, um gegen Notfälle gewappnet zu sein. Beste Übung bieten Erste-Hilfe-Kurse.

Viele Wassersportler nutzen den Winter, um ihr Boot wieder topfit zu machen für die kommende Sommersaison. Doch es lohnt sich, nicht nur an die "Gesundheit" des Bootes zu denken, sondern auch an die der Passagiere. Skipper sind oft überfordert, wenn an Bord jemand erkrankt oder sich schwerer verletzt. "Die Zeit, die man für das Schiff investiert, sollte man auch für die Crew aufbringen", sagt Dr. Ulrich Trappe. Der Hamburger Mediziner gibt beim Deutschen Hochseesportverband Hansa (DHH) Erste-Hilfe-Kurse für Yachteigner und Charterbootfahrer.

"Ich würde mich als Erstes unter Bootsbesitzern umhören, was auf den Fahrten in dieser Saison so passiert ist. Und mich dann fragen, ob ich für solche Fälle gerüstet bin", sagt Trappe. Ratgeberbücher, deren Format so klein gehalten sind, dass sie an Bord leicht unterzubringen sind, böten eine gute Grundlage, sagt der Narkosearzt und passionierte Segler. Weiterhin sollten die Mitglieder der Stammcrew einen Blick in die Bordapotheke werfen und bereits auf dem Trockenen trainieren, wie zum Beispiel Verbände anzulegen sind. Trappe: "Alles, was man auf See können will, muss man vorher geübt haben."

Die beste Übung bieten Erste-Hilfe-Kurse für Sportbootfahrer, wie sie auch der DHH oder die Kreuzerabteilung des Deutschen Segler-Verbandes anbieten. "Kleine Gruppen können sich per E-Mail beim DHH melden. Wenn ein Dutzend Leute zusammenkommen, kann ein zusätzlicher Termin angesetzt werden", sagt Trappe (E-Mail-Adresse: schumann@dhh.de). Sollten sich vor Saisonbeginn keine Termine finden, wäre ein allgemeiner Notfall-Kursus eine Alternative. Allerdings wird dort die Unterkühlung kaum abgehandelt, die auf Booten besonders wichtig ist.

"Wenn bei der Behandlung von Unterkühlten Fehler gemacht werden, kann jemand, der über Bord gegangen ist, auch nach der Rettung noch sterben", warnt Dr. Jürgen Hauert, Hamburger Facharzt für Chirurgie und Orthopädie und Autor eines Medizin-Ratgebers für Sportbootfahrer. Stark unterkühlte Personen müssten sehr, sehr vorsichtig behandelt werden. Dazu gehöre auch, dass die nasse Kleidung nicht ausgezogen wird. Vielmehr sollte mithilfe von Wolldecken und der Lagerung in einem erwärmten Raum weiterer Wärmeverlust verhindert werden.

Der Unfallchirurg hält es für zumutbar, dass Laien zum Beispiel auch Platzwunden vernähen. Einfacher ist es jedoch, die Verletzung mit einem Wundklammerpflaster zu versorgen und dann möglichst bald einen Arzt aufzusuchen. Ein umgeknicktes Sprunggelenk könne durch einen guten Verband, ein Knochenbruch durch provisorisches Schienen ruhiggestellt werden, bis eine ärztliche Behandlung möglich ist, so Hauert. "Hier muss man keine Panik entwickeln."

Sehr schwierig ist es, eine harmlose von einer gefährlichen Baucherkrankung zu unterscheiden. Hauert: "Es ist ärgerlich, wenn jemand mit Verdacht auf Blinddarmentzündung von Bord abgeborgen wird, obwohl dies nicht nötig ist. Denn eine Bergung per Schiff oder Hubschrauber ist sehr aufwendig, und auch mit ihr sind Gefahren und Belastungen für den Erkrankten oder Verletzten verknüpft." Ein Blick ins Medizinbüchlein kann helfen, den Verdacht zu erhärten. Im Zweifelsfall ist aber ärztlicher Rat nötig. Dieser ist zum Beispiel bei der telemedizinischen Beratung in Cuxhaven ( www.medico-cuxhaven.de, Notfall-Rufnummer 04721/785) erhältlich.

"Das A und O ist die Ersteinschätzung: Wie schwer ist jemand erkrankt?", sagt Dr. Ulrich Trappe. Zudem sollten erste Krankheitsanzeichen vor dem Auslaufen, etwa Zahnschmerzen, ernst genommen und vorsichtshalber ärztlich abgeklärt werden - "ein vereiterter Zahn auf See ist schlecht".

Wer medizinische Grundkenntnisse hat, könne auch mit chronisch Kranken losfahren, betont Trappe. "Die Menschen an Bord müssen sich sicher fühlen. Segeln ist zur Entspannung fantastisch. Dabei sollte eine kleine Krankheit nicht dazwischen kommen."

Sinnvolle Bordlektüre

- Buch "Medizinischer Ratgeber an Bord", Jürgen Hauert, Delius Klasing Verlag, 96 Seiten, 12,90 Euro

- Medizintafeln "Erste Hilfe an Bord", 66 Tafeln im Format 24x20 cm, Delius Klasing Verlag, 14,90 Euro