Feuerbestattungen und Gräber in der Natur nehmen zu. Experten raten, zu Lebzeiten das eigene Grab auszusuchen

Kein Sarg, kein Grabstein mit Inschrift, keine Kerzen: Immer mehr Menschen wollen auf einer grünen Wiese, inmitten von Rosen, auf hoher See oder am Ufer eines Gewässers ihre letzte Ruhe finden, häufig auch anonym. "Da Bäume den Kreislauf des Lebens vortrefflich symbolisieren, sind derzeit auch Baumbestattungen sehr beliebt", sagt Lutz Rehkopf, Sprecher der Hamburger Friedhöfe. Baumgräber gibt es auch auf dem Ohlsdorfer Friedhof, dem mit 391 Hektar größten Parkfriedhof der Welt. Unter insgesamt rund 200 Eichen und Birken befinden sich dort die Baumgräber. Sie haben eine Größe von 100 mal 50 Zentimetern und lassen sich mit zwei Urnen belegen. Auf flachen, in den Rasen eingelassenen Steinplatten können die Namen der Verstorbenen mit den Lebensdaten erscheinen.

Die Suche nach einer passenden Grabstätte werde immer aufwendiger, sagt Rehkopf. "Wir beobachten seit etwa zwei Jahren, dass viele Menschen schon zu Lebzeiten extrem viel Mühe darauf verwenden, einen besonders schönen und individuellen Ort für ihr Grab ausfindig zu machen. Für die einen muss dieser besonders sonnig sein, andere bevorzugen eine Lage zwischen alten Bäumen oder im historischen Bereich der Friedhöfe."

Auf dem Gebiet der Stadt Hamburg befinden sich insgesamt 53 Friedhöfe, die eine Gesamtfläche von etwa 900 Hektar haben. Das Familiengrab verschwindet zunehmend, der Anteil der Feuerbestattungen beträgt zwischen 75 und 80 Prozent. Für die Einäscherung stehen in Hamburg zwei Krematorien zur Verfügung: das Hamburger Krematorium auf dem Ohlsdorfer Friedhof und das Krematorium Öjendorf auf dem Öjendorfer Friedhof. Wer eine Feuerbestattung wünscht, sollte zu Lebzeiten eine schriftliche Willenserklärung abgeben. Falls keine Äußerung vorliegt, entscheiden die Angehörigen über die Bestattungsform.

Jeder Sarg wird zunächst in einer Verstorbenenhalle aufbewahrt. Am folgenden Tag findet eine gesetzlich vorgeschriebene Leichenschau statt. Wenn Totenschein und Sterbeurkunde vom Standesamt vorliegen und es keine Beanstandungen bezüglich der Todesursache gibt, kann die Einäscherung noch am selben Tag erfolgen. Jeder Sarg wird einzeln verbrannt. Sargbeigaben sind nicht erlaubt. Das Zahngold verbleibt ausnahmslos in der Asche des Verstorbenen. Die Einäscherung dauert ungefähr eine Stunde, sie wird bei Temperaturen von 800 bis 1000 Grad durchgeführt. Im Anschluss an die Kremation wird die Asche in eine Urne gefüllt.

Bei einer Beisetzung im Erdreich muss eine Urne innerhalb von 25 Jahren vergehen können. Als Material kommen daher neben bestimmten Metallen nur unbehandeltes Holz und weich gebrannte Keramik infrage. Diese Einschränkungen gelten nicht für Schmuckurnen, die oberirdisch beigesetzt werden - etwa in einem Kolumbarium, wo die Urnen sichtbar in Wandnischen platziert werden. Die Nischen können mit einer Glas- oder Steinplatte verschlossen und mit den Namen der Verstorbenen versehen werden.

Die Kosten für Bestattungen variieren erheblich. Für eine Feuerbestattung mit einer Trauerfeier im kleinen Rahmen fallen bei einem Bestattungsunternehmen durchschnittlich etwa 2300 Euro an. Dazu kommen Gebühren von circa 2100 Euro, zum Beispiel für den Friedhof, die Einäscherung, die Aufbewahrung des Verstorbenen und Formalitäten, sagt Heidi Anicic von August Weber & Sohn Bestattungen, die außerdem Vorstandsmitglied der Bestatterinnung Hamburg ist. Eine Seebestattung inklusive Trauerfeier und Begleitung der Urne auf See schlägt mit ungefähr 3400 Euro zuzüglich Gebühren in Höhe von 500 bis 600 Euro zu Buche. Für eine Erdbestattung mit einer kleinen Trauerfeier ist beim Bestatter mit rund 3400 Euro zu kalkulieren. Hinzu kommen die üblichen Gebühren sowie die Kosten für die Grabnutzung, die je nach Friedhof sehr unterschiedlich sein können. "Wir haben festgestellt, dass immer mehr Menschen schon frühzeitig ihre eigene Bestattung planen, teilweise sogar Musikwünsche und Blumendekoration festlegen und Trauerbriefe entwerfen", sagt Heidi Anicic. Aus ihrer über 20-jährigen Erfahrung weiß sie, dass die meisten Menschen sich mit dem eigenen Tod jedoch erst nach Auftreten des ersten Trauerfalls in der Familie beschäftigen und dann auch einen Bestattungsvorsorgevertrag abschließen. Im Rahmen der Vorsorge können die persönlichen Daten, Rentennummern, Sterbekassen und Versicherungen vom Bestatter registriert werden. Weiter besteht die Möglichkeit, Urkunden, Policen und Benachrichtigungen zu hinterlegen. Damit entfällt im Sterbefall das Suchen nach Unterlagen, und die Hinterbliebenen werden entlastet.

"Am schönsten ist es, wenn die Menschen ohne akuten Trauerfall zu uns kommen, wenn es ihnen noch gut geht", sagt Anicic. "Dann fällt es leichter, die Vor- und Nachteile der jeweiligen Bestattungsart abzuwägen und Einzelheiten der Bestattung festzulegen."