Trotz Skandal um Silikonimplantate ist die Nachfrage nach Brustvergrößerungen groß. Frauen fragen aber nach Alternativen.

Berlin. Eine Brustvergrößerung geht auch ohne Silikon. Frauen können bei einer Operation also auf Alternativen zurückgreifen, wenn sie wegen des Skandals um Billigimplantate verunsichert sind. „Seit geraumer Zeit in der Diskussion ist die Eigenfettbehandlung“, sagte Sven von Saldern, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Ästhetisch-Plastische Chirurgie (DGÄPC).

Brustvergrößerungen sind immer noch der beliebteste schönheitschirurgische Eingriff, wie eine am Mittwoch in Berlin vorgestellte Patientenbefragung der DGÄPC ergeben hat. In der Regel werden dabei Silikonpolster oder mit Kochsalz gefüllte Kissen verwendet.

Hochwertige Silikonimplantate seien gut erforschte und sichere Medizinprodukte, sagte von Saldern. Zu Jahresbeginn hatten jedoch minderwertige Silikonimplantate einer französischen Firma für Aufsehen gesorgt. Jetzt werde sehr viel Augenmerk auf Alternativen gelegt – wie die Vergrößerung mit Eigenfett.

Diese ist allerdings keine Standardmethode in der plastischen Chirurgie. „Sie ist noch nicht so gut erforscht wie die Vergrößerung mit Implantaten“, erläuterte von Saldern, der sie selbst etwa zweimal im Monat anwendet und darin ein großes Potenzial sieht. Wichtig sei, dass Fettzellen sehr schonend an Körperstellen entnommen werden, wo sie stören, sich aber durch Abnehmen nicht wegbekommen lassen. Die Zellen spritzt der Arzt dann vorsichtig rund um die Brustdrüse oder zwischen Brustdrüse und -muskel in den Busen.

Das Gewebe dort müsse gut durchblutet sein, damit sich das Fett an andere Zellen anlagern und dort einheilen kann, erläutert von Saldern. „Es wird sicher nicht alles anheilen, was wir einspritzen“, schränkt er ein. „Aber die Fettzelle, die dort überlebt, überlebt so lange, wie sie in einer anderen Körperregion auch überlebt hätte.“ Der Charme der Methode sei, dass das Fett zeitlebens an seiner neuen Stelle bleibt. Schätzungsweise 60 bis 70 Prozent der Fettzellen überstehen die Transplantation.

Zwei Sorgen gibt es dem Mediziner zufolge in Bezug auf das Verfahren. So seien dadurch Verdichtungen oder Verkalkungen in der Brust möglich, die eventuell bei der Brustkrebsdiagnostik stören. „Ein kompetenter Radiologe kann das aber gut von brustkrebsverdächtigen Veränderungen unterscheiden“, meint von Saldern. Allerdings gebe es noch nicht genug Studien zu diesem Thema.

Und zumindest in Tierversuchen habe sich gezeigt, dass Stammzellen, welche auch in dem verpflanzten Fettgewebe vorhanden sind, das Wachstum von Tumoren fördern können. Ob das auch beim Menschen so ist, werde unter Wissenschaftlern noch sehr diskutiert. „Es gibt nur eine Langzeitstudie, die über zehn Jahr lief, aber mit etwa 150 Patienten relativ klein ist“, erläutert der DGÄPC-Präsident. Die Daten wurden in einer italienischen Klinik erhoben, die sehr viele Brustrekonstruktionen nach Brustkrebsbehandlungen macht. Dabei zeigte sich von Saldern zufolge, dass nicht mehr neue Tumore auftraten, als zu erwarten war. Er hält das Verfahren daher in dieser Hinsicht für relativ unbedenklich.

Das zweite, zeitweise angebotene Verfahren, bei dem der Arzt Hyaluronsäure in den Busen spritzt, sei inzwischen nicht mehr verfügbar, ergänzt der Mediziner. Die Herstellerfirma habe das Mittel zurückgezogen. Der Grund sei die Sorge, dass es eventuell bei der Diagnose von Brustkrebs zu einem falschen Röntgenbefund führen könnte.