Neben der Haftpflicht steht für junge Eltern vor allem der Unfallschutz für ihre Kinder hoch im Kurs.

Wenn Paare heiraten, eine gemeinsame Wohnung beziehen oder sich über das erste Kind freuen, ist es Zeit, auch den Versicherungsschutz neu zu justieren. Junge Familien schieben das allerdings häufig auf. Das hat auch seinen Grund. 72 Prozent der jungen Eltern fühlen sich nämlich bereits gut abgesichert. Das geht aus einer repräsentativen Studie der Allianz hervor.

Befragt wurden dazu Mütter und Väter, deren erstes Kind nicht älter als vier Jahre ist. Im Schnitt geben die Eltern 113 Euro im Monat für Versicherungen aus und sehen sich so gut gerüstet. Doch realistisch gesehen trifft das nur teilweise zu. "Ausgaben von etwas mehr als 100 Euro im Monat reichen nicht aus", kommentiert Allianz-Vorstand Severin Moser das Ergebnis der Studie. Dass sich die Assekuranz höhere Aufwendungen erhofft, ist klar. Aber auch Verbraucherschützer sehen Lücken im Versicherungsschutz von Familien. "Die Absicherung von Hab und Gut ist meist stärker ausgeprägt als die für Schäden an Leib und Leben", sagt Thorsten Rudnik vom Bund der Versicherten.

+++Jeder Dritte verzichtet auf private Haftpflichtversicherung+++

Das zeigen auch die Ergebnisse der Studie. Zwar haben fast 90 Prozent der jungen Familien eine Haftpflichtversicherung, was über dem bundesdeutschen Durchschnitt von rund 70 Prozent liegt, aber andere existenzielle Absicherungen wie der Tod des Hauptverdieners und die Berufsunfähigkeit rangieren weit hinten (siehe Grafik).

Zudem verzichten rund zehn Prozent der Familien auf eine Haftpflichtpolice, und das ist riskant. Da die Policen sehr preiswert sind, sollte nicht an diesem Schutz gespart werden. Kinder sind meist bis zum Ende ihrer Ausbildung kostenlos bei den Eltern mitversichert. "Diese Versicherung ist eine der wichtigsten Policen überhaupt", sagt Edda Castelló von der Verbraucherzentrale Hamburg. Denn wer einem Dritten einen Schaden zufügt, haftet dafür unbegrenzt und mit seinem gesamten Privatvermögen. Schnell kann es um sechs- oder siebenstellige Beträge gehen. Ohne entsprechende Haftpflichtpolice riskiert man also den finanziellen Ruin.

+++Warentest: Gute und günstige Familientarife+++

Besonders erschreckend ist daher, dass unter den Alleinerziehenden nur 76 Prozent eine Haftpflicht haben, so die Allianz-Studie, die gemeinsam mit der Zeitschrift "Eltern" entstand. Für Familien ist wichtig, dass auch Schäden, die "nicht deliktfähige Kinder" anrichten, mitversichert sind. Denn sonst zahlt die Versicherung erst, wenn Kinder ab dem siebenten Lebensjahr etwas anstellen, bei Schäden im Straßenverkehr ab zehn Jahren. Jüngere Kinder gelten als nicht schuldfähig.

Viele Eltern denken zunächst an die Risiken für ihr Kind und möchten als Erstes eine Unfallversicherung für den Nachwuchs abschließen. Noch wichtiger ist es, für einen möglichen Ausfall des Hauptverdieners vorzusorgen. Doch nur gut jede dritte Familie hat eine solche Absicherung. Gerade junge Familien mit Kindern stehen vor schweren Zeiten, wenn ein Elternteil stirbt. Die Halbwaisenrente für die Kinder ist meist nicht mehr als ein Taschengeld. Als grobe Faustformel sollte das Drei- bis Fünffache des Jahresbruttoeinkommens abgesichert sein. Noch besser ist, wenn sich beide Elternteile eine Risikoabsicherung leisten können. Auch wenn der Partner stirbt, der sich hauptsächlich um Haushalt und Kinder gekümmert hat, kommen auf den nun Alleinerziehenden neue Belastungen hinzu, etwa für Kinderbetreuung und Haushaltshilfe.

+++Die günstigsten Haftpflichtversicherungen für Familien+++

Deutlich teurer ist die Absicherung der Berufsunfähigkeit. Doch auch dieser Schutz hat hohe Priorität. Denn die Versicherung leistet, wenn jemand infolge von Krankheit, Körperverletzung und Kräfteverfall nach medizinischen Kriterien mindestens sechs Monate lang zu mindestens 50 Prozent seinen zuletzt ausgeübten Beruf nicht mehr nachgehen kann. Jeder Fünfte kann seinen Beruf aus gesundheitlichen Gründen nicht bis zum Rentenalter ausüben. Doch dieses Risiko wird verdrängt. Rund 70 Prozent der Familien sorgen nicht vor. "Eine Berufsunfähigkeitspolice sollte möglichst schon in jungen Jahren abgeschlossen werden", sagt Castelló. "Am besten schon während der Ausbildung." Denn Alter und Gesundheitszustand haben einen großen Einfluss auf die Höhe der Versicherungsprämie. Bei auch nur geringen Vorerkrankungen wird meist schon kein Versicherungsschutz mehr gewährt. Die Absicherung durch die gesetzliche Rentenversicherung greift nur bei Erwerbsunfähigkeit und ist vor allem für die nach 1960 Geborenen sehr unzureichend. Inzwischen gibt es sehr viele gute Tarife für Berufsunfähigkeitspolicen. Eine Empfehlung ist die Bewertung durch die Stiftung Warentest oder die Ratingagentur für Versicherungsleistungen Morgen & Morgen, die für die besten Tarife fünf Sterne vergibt.

Rund jede dritte Familie hat für ihr Kind eine Unfallversicherung abgeschlossen. Wenn das Familienbudget es hergibt und die existenziellen Risiken der Familie bereits abgesichert sind, ist das nur logisch. Denn Gefahren lauern überall: beim Spielen, im Haushalt oder im Straßenverkehr. Stürze oder Unfälle können schwere dauerhafte Behinderungen und lebenslange Arbeitsunfähigkeit zur Folge haben. Für sich daraus ergebende finanzielle Lasten reicht die gesetzliche Unfallversicherung nicht aus, denn sie sichert den Nachwuchs lediglich im Kindergarten in der Schule und auf dem Weg dorthin und zurück nach Hause ab. Versicherungsschutz gibt es für ein dreijähriges Kind schon für deutlich weniger als 100 Euro im Jahr. Wichtig sind eine hohe Progression von etwa 350 Prozent und eine Grundsumme von mindestens 100 000 Euro. Qualitätskriterien sind eine verbesserte Gliedertaxe, so wird ein Modell zum Beurteilen des Invaliditätsgrades genannt, der Einschluss von Vergiftungen bei Kindern bis 14 Jahre sowie Insektenstiche oder Zeckenbisse und kosmetische Operationen nach Unfällen. Noch umfassender ist der Schutz für die Jüngsten mit einer Kinderinvaliditätsversicherung, denn mit ihr sind Schwerbehinderungen abgedeckt, auch wenn sie nicht Folge eines Unfalls, sondern einer Krankheit sind. Nur zwölf Prozent haben bisher eine solche Police für ihre Kinder abgeschlossen. Sie ist allerdings deutlich teurer als eine Unfallversicherung.

+++Unfallpolicen nützen vor allem den Anbietern+++

Viele Versicherer bieten auch für Kinder Zusatzversicherungen, zum Beispiel für kieferorthopädische Behandlungen an. Wirklich notwendig sind sie nicht, sagen Experten. Die Kosten liegen im Durchschnitt bei 10 Euro im Monat. Verbraucherschützer raten, die Konditionen genau zu vergleichen. Etwa jede zweite Familie hat extra eine Versicherung für ihren Nachwuchs abgeschlossen. Während gegen die Risikoabsicherung in Form von Unfall- oder Invaliditätsabsicherung nichts einzuwenden ist, sehen Verbraucherschützer Rentenversicherungen für Kinder oder Ausbildungsversicherungen kritisch. "Da gibt es bessere und vor allem flexiblere Formen der Geldanlage, wenn für die Kinder etwas Geld zurückgelegt werden soll", sagt Castelló. Noch unsinniger sind solche Policen, wenn sie von den Großeltern abgeschlossen werden. Ein großer Teil der Beiträge geht für die Risikoabsicherung drauf, weil die Versicherung auch dann bis zum Ablaufdatum weiterläuft, wenn die Großeltern gestorben sind und keine Beiträge mehr zahlen können. Im Schnitt werden 56 Euro im Monat für die Kinder gespart. "Da sind Sparverträge bei Banken die bessere Alternative", sagt Castello. Risikofreudige können auch in Fondssparpläne investieren, denn die Zinsen sind im Moment sehr niedrig. Bei der Mercedes-Benz-Bank zum Beispiel, bringt ein Sparplan über sechs Jahre nur noch eine Rendite von 2,23 Prozent.

Fazit: Die wichtigsten Versicherungen für junge Familien sind Haftpflicht, Berufsunfähigkeit und mindestens eine Risikolebensversicherung. Besteht dann noch Spielraum, kann man eine Kinder-Unfallversicherung oder noch besser eine Kinder-Invaliditätsversicherung abschließen. Erst danach kann man an die private Altersvorsorge oder Sparprodukte für die Kinder denken.