Christoph Kranich von der Verbraucherzentrale Hamburg gibt nützliche Tipps, nennt aber auch Grenzen der alternativen Heilmethoden

Der Markt ist für den Laien schwer zu durchschauen, sagt Christoph Kranich, Fachabteilungsleiter Gesundheit und Patientenschutz von der Verbraucherzentrale Hamburg.

Hamburger Abendblatt:

Viele Menschen setzen auf Naturheilverfahren. Von anderen wird sie belächelt. Warum?

Christoph Kranich:

Die sogenannte Schulmedizin, die an den Universitäten gelehrt wird, kommt bei chronischen Krankheiten häufig an ihre Grenzen. Dann gibt es vielfältige Möglichkeiten alternativer Heilkunst - aber auch manch leere Versprechung, oft auch Geldschneiderei. Das ist im Einzelfall für Laien kaum zu unterscheiden.

Wie ist Ihre Einschätzung, was ist von dem Trend zur Naturmedizin zu halten?

Kranich:

Der Trend ist verständlich und ernst zu nehmen. Der Markt ist jedoch nicht leicht zu durchschauen.

Gibt es Risiken?

Kranich:

Was wirkt, hat meist auch Risiken und Nebenwirkungen. Aber auch wenn etwas nicht wirkt, kann das ein Risiko sein, wenn es nämlich wirksame Verfahren gegeben hätte, die nicht eingesetzt wurden.

Der Markt ist extrem unübersichtlich. Woher soll der Laie wissen, was für ihn das Richtige ist?

Kranich:

Meist muss man das ausprobieren. Jeder muss das für ihn oder sie individuell Richtige herausfinden. Zwar gibt es Übersichten - wie bei der Stiftung Warentest -, die diese Verfahren wissenschaftlich bewerten. Kritiker wenden ein, dass diese Wissenschaft den Eigenarten der jeweiligen Methoden nicht immer gerecht werden kann.

Wie findet man heraus, wer für einen infrage kommt?

Kranich:

Das ist immer ein Problem, nicht nur bei alternativen Heilverfahren. Und bei Heilpraktikern noch schwieriger, weil deren Ausbildung weniger normiert ist als die der Ärzte.

Woran erkennt man Scharlatane?

Kranich:

Ob jemand gut behandeln kann, wird im Bereich Naturheilkunde noch nirgends objektiv untersucht. Da helfen nur indirekte Hinweise: Welche Ausbildung des Therapeuten wird (am besten unaufgefordert) nachgewiesen? Ist die Preisgestaltung transparent und korrekt? Sind die Referenzen glaubwürdig und nachvollziehbar? Letztlich ist das alles auch die Aufforderung, ein möglichst mündiger und prüfender Patient zu sein. Der Arzt, Heilpraktiker oder ein anderer Therapeut - muss sich mein Vertrauen durch authentische Kommunikation erst einmal erwerben.

Leistungen von Heilpraktikern werden von den Kassen ja nicht übernommen.

Kranich:

Gesetzliche Kassen dürfen Heilpraktikerleistungen grundsätzlich nicht bezahlen, auch nicht im Notfall. Bei privaten Krankenversicherungen - auch Zusatzversicherungen - kommt es darauf an, ob Heilpraktikerleistungen vertraglich vereinbart wurden.