Historie: 1790 war Pirmasens Hochburg der Schuhproduktion

Bis zum Ende des 18. Jahrhunderts wurden Schuhe für den Kunden vom Schuhmacher anhand verschiedener Leisten relativ passend angefertigt. Die gab der Schuster nicht aus der Hand, und somit konnte nur er diese Aufgabe erfüllen. Die Herstellung war sehr teuer, und die wenigsten Menschen besaßen mehrere Paare.

In Deutschland entwickelte sich seit 1790 das Gebiet um Pirmasens am Rande des Pfälzerwaldes zum Zentrum der inländischen Schuhproduktion. Als der Landgraf Ludwig IX starb, wurde seine Garnison aufgelöst und 2400 in Pirmasens lebende Grenadiere wurden arbeitslos. Aus ihrer Not heraus fertigten sie aus Resten ihrer Uniformen "Schlabbe", einfache Schuhe. Durch die Industrialisierung entwickelte sich daraus eine beachtliche Schuhindustrie, in der bis zu Beginn des ersten Weltkrieges 14 000 Menschen arbeiteten. 1970 waren es 22 000 Beschäftigte.

Seit Ende der 60er-Jahre verschwanden nach und nach die meisten der über 300 ansässigen Schuhfirmen und verlegten ihre Herstellung nach Italien oder Portugal.

Um 1982 hatte die italienische Schuhbranche ihre goldene Zeit: Die Hälfte der hierzulande verkauften Schuhe kam damals aus Italien, heute ist es nur noch jedes 20. Paar.

Das Zentrum der weltweiten Schuhproduktion hat sich in die großen chinesischen "Schuhstädte" wie Wenzhou und Quanzhou verlagert. 2010 importierte Deutschland rund 300 Millionen Paar Schuhe aus China. Welt-weit hat China 2009 die unvorstellbare Menge von 3,55 Milliarden Paaren produziert. Als Vergleich dazu fällt die innerdeutsche Produktion mit 25 Millionen Paaren kaum ins Gewicht. Frauen kaufen bei uns durchschnittlich in jedem Jahr sechs Paar neue Schuhe, Männer nur drei Paar innerhalb von zwei Jahren.

Der größte deutsche Händler, der Essener Familienbetrieb Deichmann, verkaufte letztes Jahr hierzulande mehr als 75 Millionen Paar Schuhe. Die Massenware wird in 40 Ländern produziert, ein Modell bis zu 40 000-mal verkauft. Die Fabriken brauchen für einen Herrenmarkenschuh nur noch 60 Minuten reine Produktionszeit.