Mutter- und Pigmentmale können sich bösartig verändern. Versicherte ab 35 Jahren haben Anspruch auf auf regelmäßige Vorsorge.

Zweimal im Jahr geht Marion Mertes zu ihrer Hautärztin. Sie lässt sich vom Kopf bis zu den Fußsohlen untersuchen - gibt es irgendwo eine Hautveränderung, die aussieht wie ein Hautkrebs? Die 49-Jährige musste sich bereits mehrfach Basaliome entfernen lassen, auch Basalzellkarzinome genannt. Seit dem 20. Lebensjahr tauchten die Hautveränderungen bei Mertes am Rücken und im Gesicht auf. "Das größte Basaliom auf der Stirn wurde in kurzer Zeit so groß wie ein 10-Cent-Stück." Seitdem hat sie auch ein blaues Vorsorgeheftchen, in das die Termine und die Maßnahmen des Arztes eingetragen werden.

Doch nicht nur Menschen, die bereits einmal an Hautkrebs erkrankt sind, sollten ihre Haut von einem Arzt untersuchen lassen. Vor allem an Stellen, wo man selbst nicht so einfach hingucken kann, wie auf dem Kopf oder auf dem Rücken. Seit dem 1. Juli 2008 haben gesetzlich Versicherte ab 35 Jahren einen Anspruch auf eine Früherkennungsuntersuchung auf Hautkrebs, das "Hautkrebs-Screening". Alle zwei Jahre können sie für diese Untersuchung einen Hausarzt oder einen Dermatologen (Hautarzt) aufsuchen. Die Kosten werden von den Krankenkassen übernommen. Eine Praxisgebühr fällt nur an, wenn sich etwas Auffälliges ergibt.

"Es geht darum, drei Arten von Hautkrebs frühzeitig zu entdecken", sagt Prof. Eckhard Breitbart von der Arbeitsgemeinschaft Dermatologische Prävention (ADP) e. V. "Das Maligne Melanom, das spinozelluläre Karzinom und das Basalzellkarzinom." Die seltenste, aber gefährlichste Variante sei das Maligne Melanom, auch schwarzer Hautkrebs genannt. Am häufigsten ist den Angaben zufolge das Basalzellkarzinom, gefolgt vom spinozellulärem Karzinom. Zusammen werden sie laut Breitbart häufig als "heller Hautkrebs" bezeichnet. Breitbart ist Chefarzt der Dermatologie am Elbe Klinikum Buxtehude und gilt als der Vater des Hautkrebs-Screenings in Deutschland.

"Beim Hautkrebs-Screening muss sich der Patient vollständig entkleiden, und Brille und Schmuck ablegen", sagt Breitbart. Auch auf Schminke oder Nagellack sollte möglichst verzichtet werden. "Hautkrebs kann sich überall entwickeln, an Schleimhäuten im Mund genauso wie im Anal- und Genitalbereich, zwischen den Fingern und Zehen, auf dem Kopf oder an den Ohren", sagt der Mediziner. Patienten sollten daher darauf achten, dass der untersuchende Arzt genau nach ungewöhnlichen Hauterscheinungen forscht und sich jede Veränderung anschaut. Die Untersuchung führen die Ärzte mit dem bloßen Auge durch oder sie verwenden dabei ein Auflichtmikroskop. "Damit kann die klinische Verdachtsdiagnose verbessert werden. Das Gerät ist klein, handlich und preiswert. Die Kosten für den Einsatz des Gerätes werden von den Krankenkassen nicht übernommen", sagt Breitbart.

Anzeichen für eine bösartige Entartung, etwa von Mutter- oder Pigmentmalen, sind eine unregelmäßige Form und Farbe sowie unscharfe Begrenzungen wie Zacken. Die Oberfläche kann sich uneben anfühlen. Besonderes Augenmerk sollte auf Pigmentmalen liegen, die größer als fünf Millimeter sind. Wenn Patienten so etwas bemerken, dann sollten sie nicht die Zeit bis zum nächsten Screening abwarten, sondern gleich zum Arzt gehen.

Als Risiken für Hautkrebs gelten unter anderem eine häufige und intensive Sonnenbestrahlung oder die Bestrahlung in Solarien sowie die Neigung zu Sonnenbränden. Daher schließt sich im Anschluss an die körperliche Untersuchung auch eine Beratung über den Umgang mit der Sonne an, speziell für den jeweiligen Hauttyp. Vor allem Basalzell- und spinozelluläre Karzinome zeigen sich an Stellen, die oft von der Sonne beschienen werden oder wurden. Auch die Anzahl der Muttermale eines Menschen gibt Hinweise auf ein möglicherweise höheres Risiko. "Menschen mit mehr als 40 Pigmentmalen tragen ein erhöhtes Risiko für ein Malignes Melanom", sagt Breitbart. Helle Hauttypen seien eher gefährdet als Menschen mit dunkler Haut, auch grüne oder blaue Augen sowie blondes oder rotes Haar würden mit einem gehäuften Auftreten von Hautkrebs in Verbindung gebracht.

"Besteht aufgrund von Veränderungen oder Auffälligkeiten die klinische Verdachtsdiagnose Hautkrebs, müssen die Entnahme einer Gewebeprobe und die feingewebliche Untersuchung in die Wege geleitet werden", sagt Breitbart. Hausärzte überweisen ihre Patienten an einen Dermatologen. Dort werden die Prozedur des Hautkrebs-Screenings wiederholt und ein kleines Stück Haut entnommen. Bestätigt werden kann eine klinische Verdachtsdiagnose nur durch die Untersuchung des Gewebes im Labor. Ist es tatsächlich Hautkrebs, sollte der Patient umfassend informiert und außerdem zügig behandelt werden.

Nicht jeder Haus- oder Hautarzt hat die Genehmigung, das Hautkrebs-Screening anzubieten, ein Zertifikat und eine Fortbildung sind notwendig. Laut Breitbart nehmen in Deutschland mehr als 38 000 Ärzte am Hautkrebs-Screening teil, davon sind fast 36 000 Hausärzte, und mehr als 2500 Dermatologen. Oft wird die Überprüfung der Haut im Rahmen des allgemeinen Check-up 35 von Hausärzten angeboten und von den Kassen übernommen.

"Welche Ärzte diese Untersuchung anbieten dürfen, findet man in der Arztsuche auf unserer Homepage www.kvhh.de unter dem Stichwort genehmigungspflichtige Leistungen", sagt Barbara Heidenreich von der Kassenärztlichen Vereinigung Hamburg. Derzeit werden 602 Ärzte in der Hansestadt angezeigt. Nach Hochrechnungen haben seit der Einführung im Jahr 2008 bereits mehr als 13 Millionen Versicherte in Deutschland am Hautkrebs-Screening teilgenommen.

Das Screening zeigt Wirkung. "Die Zahl der gemeldeten Hautkrebsfälle bei den Krebsregistern ist gestiegen. Es werden vermehrt Fälle in frühen Stadien gefunden", sagt Heidenreich. Beim Malignen Melanom fallen mehr Patienten auf, die auf die oberste Schicht der Haut beschränkte Tumoren haben. Diese lassen sich besser behandeln, und die Prognose ist günstig."