Auf Auktionen von Leihhäusern können günstig Schmuck, Technik, Geschirr oder Musikinstrumente erstanden werden

Wer das Wort "Auktion" hört, assoziiert damit meist die Versteigerung von Kunst und Antiquitäten. Doch auch Leihhäuser und Insolvenzverwalter trennen sich regelmäßig im Höchstgebotsverfahren von ihren nicht eingelösten Pfändern - ihre Auktionen können Goldgruben für Schnäppchenjäger sein.

Im Versteigerungssaal des Leihhauses Grüne am Steindamm haben sich rund drei Dutzend Menschen versammelt, fast alles Männer. Wer keinen Platz an dem etwa acht Meter langen Tisch in der Mitte ergattert hat, steht hinter den Sitzenden und blickt ihnen über die Schulter. Eine Platte auf Rollen wird über den Tisch geschoben. Darauf liegt das Versteigerungsobjekt, um das es gerade geht: ein iPad. "Kein Jahr alt, 64 Gigabyte, mit USB-Stick und Rechnung", ruft Auktionatorin Clarissa Semprich. "Wir fangen bei 250 Euro an, neu kostet es 799 Euro." Auf seinem Weg über den Tisch wird das iPad immer wieder in die Hände genommen und begutachtet.

Nacheinander heben die Bieter die Hand, geboten wird in Zehn-Euro-Schritten: 260, 270, 280 - bei 320 Euro fällt der Hammer. Ein Schnäppchen. Danach rollt eine Makita-Handkreissäge über den Tisch und geht für 140 Euro weg, ein LED-Fernseher für 75 und ein USB-Plattenspieler für 27 Euro. Auch Uhren, Schmuck und Geschirr werden versteigert, Gitarren, Swarowsky-Figuren und Ferngläser - alles nicht eingelöste Pfänder aus einer der zwölf Filialen von Grüne's Leihhäusern.

"Zum Ersten, zum Zweiten und zum ... Dritten!" - rund 300 Gegenstände kommen an diesem Vormittag unter Clarissa Semprichs Hammer. Mit vier Mitarbeiterinnen kommt sie zwei- bis dreimal pro Woche in das Leihhaus am Steindamm. So oft finden dort die etwa vierstündigen Versteigerungen statt - gute Gelegenheiten, günstig an oftmals nahezu neuwertige Markenartikel heranzukommen. Hier wird nur die Ware gezahlt, nicht die Marke - und so geht eine Dolce&Gabbana-Uhr für 45 Euro weg, eine Sonnenbrille von Ray Ban für 13 Euro und eine neuwertige Sony-Playstation samt einigen Spielen für 250 Euro. "Das ist total günstig, der Neupreis liegt bei 360 Euro", sagt Adam Ackmann, der die Spielekonsole ersteigert hat. Er ist heute zum ersten Mal hier - ebenso wie Ali Rersy. Der hat ein hübsches 70-teiliges Besteck für 50 Euro und einen 90-teiligen Werkzeugkoffer für 36 Euro erstanden. "Es macht Spaß mitzubieten", sagt er.

Das findet auch Fatih Trabels. "Ich komme seit 1978 zwei- bis dreimal in der Woche her und habe schon tolle Sachen ersteigert", sagt der Gastronom. Fahrräder, Fotoapparate, Videokameras und andere technische Geräte - aber auch Goldschmuck für seine Frau, dessen Echtheit von den Mitarbeitern des Leihhauses überprüft wurde. Heute ist es günstig für ihn geworden: Er hat ein achtteiliges Frühstücksservice von Villeroy & Boch für zwölf Euro bekommen.

Wie immer sind viele der Interessenten, die heute zur Versteigerungen gekommen sind, Händler. "Berührungsängste muss bei uns aber niemand haben", sagt Clarissa Semprich. "Wer neu ist und noch etwas unsicher, kann vor der Auktion zu mir kommen - ich werde dann besonders darauf achten, ihn beim Bieten nicht zu übersehen." Die Atmosphäre hier ist freundlich und familiär. Viele Bieter sind Stammkunden, es wird gescherzt.

Außer Schmuck und Technik können bei Versteigerungen auch Fahrzeuge jeder Art erworben werden, beispielsweise im Auktionshaus Meyer. Michael Meyer und seine Söhne Olaf und Sven hatten in der Vergangenheit schon oft Ungewöhnliches unter dem Hammer - darunter das Inventar der Rickmers-Werft, des Edelrestaurants Le Canard und den Nachlass von Kiezlegende Domenica. Das Auktionshaus mit Sitz in Hammerbrook verfügt in Bad Oldesloe über ein großes Außengelände. Dort werden regelmäßig Autos angeboten, meist aus Insolvenzen. Dass sich hier viele Händler eindecken, ist für Privatleute eine Garantie für günstige Preise.

"Vom Smart bis zur Sattelzugmaschine gibt es bei uns alles", sagt Sven Meyer. Es gilt jedoch die Regel: gekauft wie besehen. Eine Garantie übernimmt das Auktionshaus nicht. Der Interessent sollte sich das Auto vor der Versteigerung gründlich ansehen. Ein fahrtüchtiger Pkw ist schon für mehrere Hundert Euro zu haben.

Für alle Versteigerungen gilt: Je mehr Menschen mitbieten, desto höher wird der Preis. Neulinge fallen leicht in eine Art Wettkampfstimmug. Deshalb sollten sie sich vor Beginn eine Grenze setzen. Was auch bedacht sein will: Zu dem Preis für das ersteigerte Objekt kommen noch zehn bis 15 Prozent Gebühr, darauf wiederum fallen 19 Prozent Mehrwertsteuer an. Wer also einen Fernseher für 100 Euro ersteigert hat, muss dafür 117,85 Euro zahlen.