Kochkurse gibt es für Singles, Ehepaare, Manager und Kinder. In entspannter Atmosphäre geht es dort nicht nur um Fisch und Fleisch.

Duftende Kräuter wuchern üppig aus bunten Weidenkörben, rote Cocktailtomaten, glänzende Paprika und saftiges Fleisch liegen zum Anschnitt bereit. Warum Kochen so häufig mit Liebe und Leidenschaft in Verbindung gebracht wird, ist an diesem Abend in der Kochschule in Ottensen augenfällig. Fünf Paare haben sich zum "Kochen für Frischverliebte und all jene, die es noch immer sind" zusammengefunden. Die Stimmung ist entspannt.

An diesem Abend steht Roastbeef mit Kartoffeltarte und Spargel auf dem Speiseplan, und Kursleiter Christian Günther atmet nach einer kurzen Vorstellungsrunde erleichtert auf. "Von jedem der Paare kann zumindest einer ein bisschen kochen, das reicht", sagt er, denn das Vier-Gänge-Menü ist nicht ganz anspruchslos.

Haptisches und sinnliches Erlebnis

Der Markt für Produkte rund ums Kochen - mit Kochbüchern, Kochshows und Kochutensilien - boomt. Vor allem Jamie Oliver und Tim Mälzer machten das Kochen populär. "Das heißt aber nicht, dass deshalb zu Hause mehr gekocht wird. In der Woche bleibt die Küche oft kalt, aber am Wochenende wird das Essen dann zelebriert, mit der Familie oder mit Freunden, und dafür holt man sich die Anregung", sagt Antje Schünemann vom Trendbüro Hamburg. "Es ist wie mit vielen Dingen - alles, was verschwindet, gewinnt an Wert. Zudem stillt Kochen die Sehnsucht nach Entschleunigung, man nimmt sich Zeit für etwas, hinzu kommt das haptische und sinnliche Erlebnis im Umgang mit frischen Produkten."

Kochkurse gelten als originelle Geschenkidee - die nicht immer ganz uneigennützig ist, wenn der Partner das Gelernte dann zu Hause auch umsetzt. Florian Friesecke bekam einen Gutschein für gleich drei Kurse geschenkt. "Seitdem hat sich unser kulinarisches Leben verändert", schwärmt seine Freundin Sabine Beck, die an seinem dritten Kochkurs in der Kochschule auch teilnimmt.

Angebote kritisch prüfen

Das Angebot an Kochkursen in Hamburg ist groß. Kochschulen, Küchenstudios, Privatköche, Restaurants bieten Kurse für jeden Geschmack. Spargel, Steak, vegetarisch, asiatisch, italienisch, mexikanisch oder afrikanisch. Für Singles, Paare, Kinder, Anfänger, Fortgeschrittene oder Profis. Manchmal wird zusammen eingekauft oder sogar zusammen gefischt. Unternehmen haben Kochkurse als teambildende Maßnahme für sich entdeckt. "Da findet zurzeit eine absolute Vernischung statt", sagt Schünemann. Jeder Anbieter kocht sein eigenes Süppchen.

Auch die VHS bietet zum Beispiel Kochbasics, Blind-Date-Kochen, Spargelkurse oder leichte Sommerküche oft schon für um die 30 bis 40 Euro an. Sonst liegen die Preise für einen vierstündigen Kurs je nach Thema und Aufwand zwischen 50 und 100 Euro pro Person. Nach oben sind kaum Grenzen gesetzt, denn auch Sterneköche oder aus diversen TV-Kochshows bekannte Küchenstars wie Cornelia Poletto bieten Kurse an, ebenso haben hochpreisige Restaurants wie das Landhaus Scherrer den Markt für sich entdeckt.

Die Angebote sollte man kritisch prüfen. Einen guten Kochkurs erkennt man vor allem an der Qualifikation des Kursleiters. Ist er wirklich daran interessiert, den Teilnehmern Wissen mitzugeben, sodass sie zu Hause selbst etwas davon umsetzen können, oder lässt er sie nur Gemüse schnippeln, arbeitet mit Convenience-Produkten und fertigen Fonds?

Woran man einen guten Kurs erkennt

Professionelle Kurse erkennt man an einem gewissen Ablaufschema. Auf die Vorstellungsrunde folgt in der Regel eine Einleitung durch den Koch, dann sollten die Teilnehmer selbst aktiv werden. Musik und ein Schlückchen Prosecco zwischendurch heben die Stimmung, an Themen fürs unverkrampfte Gespräch mangelt es nie. Da nicht jeder alles machen kann, sollten hinterher oder zwischendurch die einzelnen Arbeitsschritte erläutert und am Ende als Handout den Teilnehmern mitgegeben werden. Getränke sind in der Regel im Preis enthalten. Selbstverständlich gehören ein stimmungsvolles Ambiente dazu und jemand, der sich um die Entsorgung des benutzten Geschirrs kümmert, Getränke serviert und nach den Gängen neu eindeckt.

"Woran erkennt man, ob der Spargel wirklich frisch ist?", fragt Christian Günther in die Runde. "Richtig. Es quietscht, wenn man die Stangen aneinanderreibt." In der Kochschule haben sich kleine Gruppen gebildet - für Vorspeise, Suppe, Hauptgang und Dessert. Günther erläutert die Zubereitung, und dann geht's los. Als Florian Friesecke gefühlte 20 Minuten lang mit vollem Körpereinsatz die Sauce Bernaise schlägt, ahnt man, warum Kochkurse für manche eine Alternative zum Work-out sind. Als der erste Gang fertig ist, wird das Licht im Raum gedimmt, und alle nehmen zum Essen am festlich gedeckten Tisch Platz - paarweise versteht sich. Anschließend erklärt die für den Gang verantwortliche Gruppe den anderen, was sie gemacht hat. Es können Fragen gestellt werden, Günther gibt zusätzliche Tipps. Am Ende gibt es das Rezept mit nach Hause.

Thomas Krause gründete die Kochschule Hamburg 2003, er sprüht vor Ideen und plant einen Kurs für Taubstumme. Doch zunächst will er sich auf Männer konzentrieren. In seiner "Männerkochschule" brutzeln die Herren, zwei Stunden später kommen dann die Damen zum Essen dazu. Krause: "Die Jungs haben richtig Lampenfieber."