Welches Verkehrsmittel ist das Beste für die Fahrt von einer Stadtrandsiedlung ins Zentrum? Interessant ist auch der Stresspegel der Probanden.

Schwerin. Bernd Sievers fährt seit dieser Woche im Dienst der Wissenschaft mit dem Elektrofahrrad zur Arbeit ins Schweriner Verkehrsministerium. Ausgerüstet mit kleiner Kamera, GPS sowie elektronischen Messbändern um Hand- und Fußgelenk, surrt der 52-Jährige an einem Baustellenstau vorbei – und ist ein bisschen sauer, als ihn zwei Motorroller überholen. Auch sie nehmen an dem Vergleichstest von acht verschiedenen Pendler-Verkehrsmitteln teil. Nach Angaben der Hochschule Wismar ist es die bundesweit erste wissenschaftliche Untersuchung, die auch die Vielfalt neuer Elektrofahrzeuge einbezieht. Das Bundesverkehrsministerium bezahlt die zweiwöchige, 47 000 Euro teure Studie komplett.

Unterwegs sind die Probanden per Fahrrad, Elektrofahrrad (Pedelec), Benzin- und Elektromotorroller, Benzin- und Elektroauto sowie mit dem öffentlichen Nahverkehr in zwei Varianten. Einmal geht es zu Fuß und mit dem Bus bis zur Straßenbahn, in der anderen Variante per Faltrad bis zur Bahn und dann weiter in die City.

Morgens um sieben treffen sich die Teilnehmer in der Stadtrandsiedlung Friedrichsthal und fahren die je nach Verkehrsmittel sechs bis neun Kilometer lange Strecke bis zum Alten Rathaus am Markt, erklärt Professor Udo Onnen-Weber von der Hochschule Wismar. „Dort geben die Probanden ihre Bänder mit den Daten ab.“ Diese werden ausgelesen und die Informationen für die Auswertung gespeichert.

+++Pendler klagen: Auf die Bahn ist kein Verlass+++

+++Keine kostenlose Radmitnahme mehr für Pendler+++

Die Geräte zeichnen nicht nur Wegstrecke und Geschwindigkeit auf, sondern auch Körperdaten wie Blutdruck, Herzfrequenz und elektrische Leitfähigkeit der Haut. „Daraus können wir den Stresspegel der Teilnehmer errechnen“, sagt Onnen-Weber. Ein Fernsehteam begleitet den Versuch.

Die Wahl für die Studie fiel auf Schwerin, weil die Landeshauptstadt Mecklenburg-Vorpommerns mit ihren 96 000 Einwohnern und 25 000 Einpendlern aus dem Umland nahezu idealtypisch für das Gros der Städte in Deutschland stehe, sagt Onnen-Weber. Er leitet das Kompetenzzentrum für Mobilität der Hochschule Wismar.

Im Juni wollen die Wissenschaftler die Ergebnisse ihrer Studie vorstellen. Die Forscher interessiert dabei nicht nur, welches Verkehrsmittel das Schnellste ist. Sie beleuchten auch Aspekte wie den Energieverbrauch, den CO2-Ausstoß und die Auswirkungen auf die Gesundheit der Teilnehmer, die zwischen 20 und 60 Jahre alt sind.

Bei der ersten Fahrt des Tests hat der Radfahrer die Nase vorn gehabt. Dabei war der junge Mann, der beruflich Touristen mit einer Fahrrad-Rikscha durch Schwerin kutschiert und in seiner Freizeit Tuba spielt, nicht einmal verschwitzt. Als zweiter erreichte Sievers den Marktplatz. Erst auf Platz drei landete einer der Autofahrer.